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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Studie bestätigt: Prionen können über die Luft übertragen werden

Deutsche und Schweizer Forscher haben entdeckt, dass Prionen, die Erreger der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJD) und der bovinen spongiformen Enzephalopathie (kurz BSE oder "Rinderwahnsinn"), auch über die Luft übertragen werden können. Die in der Fachzeitschrift PLoS Pathogens...

Deutsche und Schweizer Forscher haben entdeckt, dass Prionen, die Erreger der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJD) und der bovinen spongiformen Enzephalopathie (kurz BSE oder "Rinderwahnsinn"), auch über die Luft übertragen werden können. Die in der Fachzeitschrift PLoS Pathogens vorgestellten Erkenntnisse könnten zur Entwicklung neuer Abwehrmaßnahmen führen, die von Wissenschaftlern und Veterinärexperten eingesetzt werden könnten. Die Studie wurde teilweise über die EU-Projekte ANTEPRION und PRIORITY finanziert. Der Wissenschaft ist bereits bekannt, dass Prionen über kontaminierte chirurgische Instrumente, Nahrung, Milch, Fäkalien, Urin und seltener auch bei Bluttransfusionen übertragen werden können. Informationen über eine mögliche Luftübertragung gab es bisher nicht. Die Wissenschaftler von der Universität Zürich in der Schweiz und dem Institut für Immunologie am Friedrich-Loeffler-Institut in Tübingen, Deutschland, wollten mithilfe immundefizienter und immunkompetenter Mäuse feststellen, ob diese anfällig für Prionen in der Luft waren. Sie setzten die Tiere in speziellen Inhalationskammern prionenhaltigen, infektiösen Aerosolen aus. Sie fanden heraus, dass bereits eine einminütige Exposition ausreichte, um alle Versuchstiere zu infizieren. Und je länger die Expositionszeit war, desto schneller traten bei den Empfängermäusen klinische Symptome der Erkrankung auf. Ihre Forschung zeigt, dass Prionen über Luft übertragbar sind. Den Wissenschaftlern zufolge schienen die Prionen direkt über die Atemwege ins Gehirn zu gelangen und sich dort anzusiedeln, da verschiedenartige Defekte des Immunsystems die Infektion nicht verhindern konnten. "Selbst ein funktionsfähiges Immunsystem bietet gegen eine Prionenübertragung über die Luft keinen vollständigen Schutz", heißt es in der Studie. Das Team erinnert daran, dass Prionen verantwortlich für den Ausbruch der BSE-Epidemie waren, die der britischen Rindfleischindustrie in den frühen 1990er Jahren erheblichen Schaden zufügte. Mehr als 280.000 Rinder fielen BSE zum Opfer. Die Übertragung von BSE auf den Menschen - beispielweise durch den Verzehr von Lebensmitteln von BSE-infizierten Rindern - führt zu der menschlichen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJD), die durch eine progressive und ausnahmslos tödlich endende Zerstörung von Gehirnzellen gekennzeichnet wird. Fast 300 Menschen starben nach dem Konsum von Lebensmitteln, die von BSE-infizierten Rindern stammten. Ein stringenter Schutz gegen Aerosole, so die Forscher, gehöre bislang nicht zu den üblichen Vorsichtsmaßnahmen gegen Prioneninfektionen in wissenschaftlichen Labors, Schlachthöfen und bei der Futtermittelherstellung. Vor dem Hintergrund dieser neuen Erkenntnisse sollten Wissenschaft und Lebensmittelindustrie darüber nachdenken, wie die Luftübertragung von Prionen funktioniert, und Ordnungsvorschriften entwickeln, die das Risiko einer Prioneninfektion sowohl für Tiere als auch Menschen minimiert. "Diese Ergebnisse legen nahe, dass aktuelle Richtlinien zur Biosicherheit in diagnostischen und wissenschaftlichen Laboratorien Aerosole als potenzielle Vektoren für eine Prioneninfektion einstufen sollten", heißt es in dem Artikel. . ANTEPRION ("Development of a preclinical blood test for prion diseases") erhielt 2,45 Mio. EUR aus dem Themenbereich "Biowissenschaften, Genomik und Biotechnologie im Dienste der Gesundheit" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6), während PRIORITY ("Protecting the food chain from prions: shaping European priorities through basic and applied research") mit 6 Mio. EUR aus dem Budget für "Ernährung, Landwirtschaft, Fischerei und Biotechnologie" des Siebten Rahmenprogramms (RP7) gefördert wurde.Weitere Informationen unter: Universität Zürich: http://www.uzh.ch Institut für Immunologie am Friedrich-Loeffler-Institut, Tübingen: http://www.fli.bund.de/de/startseite/friedrich-loeffler-institut.html PLoS Pathogens: http://www.plospathogens.org/home.action ANTEPRION: http://anteprion.vitamib.com/ PRIORITY: http://www.prion-priority.eu/web/index.php

Länder

Schweiz, Deutschland

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