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Inhalt archiviert am 2023-01-01

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OECD-Experte: Europäische Forschung wird durch den EFR verbessert - stärkere Beteiligung der Wirtschaft notwendig

Laut Dr. Daniel Malkin, dem Leiter des Referats für Wissenschafts- und Technologiepolitik der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) kommt die für das nächste Europäische Forschungsrahmenprogramm (RP6) vorgeschlagene Struktur, die auch den Europ...

Laut Dr. Daniel Malkin, dem Leiter des Referats für Wissenschafts- und Technologiepolitik der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) kommt die für das nächste Europäische Forschungsrahmenprogramm (RP6) vorgeschlagene Struktur, die auch den Europäischen Forschungsraum (EFR) umfasst, der europäischen Forschung zugute. Der wichtigste Punkt sei jedoch die Umsetzung der Forschungsergebnisse in Produktivität und wirtschaftlichen Nutzen. In einem Exklusivinterview mit CORDIS Nachrichten erklärte Dr. Malkin, die vorrangigen Themen des nächsten Rahmenprogramms beträfen Schlüsselbereiche wie beispielsweise Biotechnologie und Genomik, Nanotechnologie und die Technologien der Informationsgesellschaft, wo Europa einen Rückstand auf seine wichtigsten Konkurrenten, die USA und Japan, habe. Er hob hervor, dass es nicht ausreiche, lediglich Forschung in diesen Bereichen zu betreiben. "Die Frage der KMU [kleine und mittlere Unternehmen] ist wichtig, da hier eine Trennung von den Startups und Spinoffs sehr zögerlich geschieht, obgleich dies leichter gesagt als getan ist, da hierfür ein Rechtsrahmen erforderlich ist", sagte er. Die OECD habe den Bereich FuE (Forschung und Entwicklung) und die Schaffung von Arbeitsplätzen untersucht und nachgewiesen, dass eine Verbindung zwischen den beiden Bereiche besteht. "Sehr oft findet eine Zusammenarbeit bei wissenschaftlichen Vorhaben statt, die der Aneignung von Wissen dient und kommerzielle Vorteile mit sich bringt. Dazu müssen der Staat und wissenschaftliche Einrichtungen zusammenarbeiten. Naturwissenschaftler erkennen in zunehmendem Maße, dass ein gewisses Maß an sozialer Verantwortung und Rechenschaftspflicht bestehen muss, um diese Arbeit aufzuwerten und einen gesellschaftlichen Beitrag zu liefern", sagte Dr. Malkin. "Davon sollte die Produktivität profitieren. Es gibt wissenschaftliche Projekte, die mangels Interesse seitens der Wirtschaft keinen Erfolg haben. Gerade deswegen ist es eine gute Idee, öffentliche und private Aktivitäten zusammenzulegen." Das Gemeinschaftspatent sei einer der wichtigsten Impulse zur Schaffung der Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Forschung, sagte Dr. Malkin. Solange es nicht verabschiedet ist, könnten innovative Prozesse, bei denen die Forschung auf den Markt gebracht wird, im Keim erstickt werden. Was die Struktur des RP6 betreffe, würden die Forscher Dr. Malkin zufolge von den Vertragsänderungen profitieren. "Es wird mehr Autonomie und weniger Verwaltungsaufwand geben. Dies ist günstig, da die Forscher das Interesse verlieren, wenn sie sich zu sehr mit der Bürokratie aufhalten." Er ist außerdem der Auffassung, dass die Gesamtstruktur des Programms manche EU-Mitgliedsstaaten veranlassen könnte, ihre eigenen nationalen Forschungsinfrastrukturen überprüfen, da diese zum Teil "veraltet und starr" seien. Der Europäische Forschungsraum sei in einer Hinsicht nichts Neues, sagte Dr. Malkin. "Im Moment heißt das Schlagwort Vernetzung, aber wir sollten dabei nicht vergessen, dass die Naturwissenschaft zu den Aktivitäten gehört, bei der schon im Mittelalter eine Globalisierung stattfand", sagte er. Außerdem bezweifelte er, ob die mögliche Vermeidung von Überschneidungen wissenschaftlicher Forschungsarbeiten durch eine stärkere Vernetzung unbedingt positiv ist. "Überschneidung klingt in diesem Zusammenhang vielleicht unschön, doch eigentlich ist es normal, wenn zwischen Teams in verschiedenen Ländern oder sogar im selben Land eine Konkurrenzsituation herrscht." Er bezweifelte ferner das Konzept, wonach man in der Lage sein müsse, eindeutig auf die Schaffung der wettbewerbsfähigsten wissensbasierten Gesellschaft in Europa hinzuarbeiten, wie dies auf dem Gipfel von Lissabon im Jahr 2000 festgelegt wurde. Das hohe Wissensniveau Ungarns in der Vorbeitrittsphase habe sich nicht in den Innovationen widergespiegelt, sagte er. Auch könne es sich als schwierig erweisen, drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Forschungsausgaben bereitzustellen, da der Einsatz solcher Mittel auch voraussetze, dass die notwendigen Mitarbeiter für diese Aufgaben vorhanden sind. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt bestehe die Hauptschwierigkeit eher darin, das Personal zu finden, als in Ausgabenbeschränkungen. Eine Möglichkeit, dieses Problem anzugehen, bestehe darin, das Thema Wissenschaft und Gesellschaft in Angriff zu nehmen. Wenn sich mehr Menschen für die Wissenschaft interessierten, könnten die Stellen eher besetzt werden und die entsprechenden Maßnahmen würden von der öffentlichen Hand stärker gefördert. Dr. Malkin stimmte zu, dass sich sowohl die Wissenschaft als auch die gesamte Öffentlichkeit mehr engagieren müssen, um den Standpunkt des anderen nachvollziehen zu können. Eines der wirksamsten Instrumente, sagte er, bestehe jedoch darin, das grundlegende Niveau des naturwissenschaftlichen Unterrichts anzuheben. "Eine der wichtigsten Maßnahmen, die angebracht sind, ist die Ausweitung des naturwissenschaftlichen Unterrichts in der Sekundarstufe I... Außerdem sollte die Wirtschaft mit eingebunden werden, da dies in ihrem eigenen Interesse liegt. Dies ist eine langfristige Aufgabe, bei der ich den Schwerpunkt auf den Bildungssektor legen würde, weil dort ein genereller Mangel an Interesse herrscht. In einigen Ländern, z.B. Finnland, wurde diesem Problem Rechnung getragen, doch dies muss aus vielen verschiedenen Perspektiven geschehen. Beispielsweise könnte der Staat seinen Einfluss auf die Medien geltend machen, damit sie mehr Informationen über die Naturwissenschaft in den öffentlich-rechtlichen Programmen anbieten", sagte er.