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Inhalt archiviert am 2023-01-01

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Kommission und Industrie sind sich über die Notwendigkeit der Einschränkung von Tierversuchen einig

Auf einer Konferenz am 9. Juli in Brüssel stimmten die Kommission und die Industrie darin überein, dass eine Beschränkung der Tierversuche erforderlich ist, indem alternative Prüfmethoden eingeführt werden. Beide Seiten sehen die Intensivierung der Zusammenarbeit als einen wic...

Auf einer Konferenz am 9. Juli in Brüssel stimmten die Kommission und die Industrie darin überein, dass eine Beschränkung der Tierversuche erforderlich ist, indem alternative Prüfmethoden eingeführt werden. Beide Seiten sehen die Intensivierung der Zusammenarbeit als einen wichtigen Schritt zur Verwirklichung dieses Ziels an. Phil Botham vom zentralen toxikologischen Labor der Firma Syngenta im VK forderte, dass EU-Mittel und insbesondere Fördermittel unter dem Sechsten Rahmenprogramm (RP6) an Projekte gehen sollten, "bei denen ein Ende deutlich abzusehen ist". Er vertrat den Standpunkt, dass die Industrie einen gewissen Einfluss auf die Forschungsarbeit an Hochschulen haben müsse, damit die Forschung den Anforderungen der Industrie gerecht wird. "Dies [der verstärkte Einsatz alternativer Prüfmethoden] wird nur möglich sein, wenn Projekte finanziert werden, an denen Forscher von Hochschulen und aus der Industrie beteiligt sind, die gewährleisten können, dass die Forschung auf tatsächliche Bedürfnisse ausgerichtet ist", sagte Botham. Botham bezweifelte außerdem die von Politikern vertretene Ansicht, wonach Tierversuche innerhalb von zehn Jahren auslaufen könnten. "Meines Erachtens wird es 10 bis 30 Jahre dauern, bis manche komplexe Tests - z.B. Krebstests oder solche zur Erkennung der Auswirkungen von Chemikalien auf Kinder im Mutterleib - auslaufen werden. Manche grundlegende Fragen der Biologie sind nach wie vor nicht gelöst. Dazu bedarf es Grundlagenforschung, deren Dauer nicht absehbar ist". Forschungskommissar Philippe Busquin verlangte ebenfalls eine verstärkte Koordination, um Tierversuche durch andere Methoden zu ersetzen. Die Kommission sei verpflichtet, auch mit ihren eigenen Fördermitteln für die Forschung zur Verwirklichung der drei Ziele Reduzierung, Ersatz und Verbesserung beizutragen, doch sei ein Erfolg nur möglich, wenn Wissenschaftler, nationale Behörden, die Wirtschaft, NRO (Nichtregierungsorganisationen) und die europäischen Entscheidungsträger an einem Strang zögen, sagte das Kommissionsmitglied. Die Kommission veranstaltete am 9. und 10. Juli in Brüssel eine Konferenz mit dem Ziel, die neuesten wissenschaftlichen Fortschritte bei der Verringerung von Tierversuchen zu begutachten und über die künftigen Forschungsprioritäten zu diskutieren. Kommissionsmitglied Busquin wies darauf hin, dass nach der Verabschiedung der anstehenden EU-Richtlinie über chemische Erzeugnisse weniger Tiere für Versuchszwecke bereitstehen dürften. Nach der Umsetzung der Richtlinie und auch aus Gründen des Tierschutzes sei die Entwicklung alternativer Methoden eine Notwendigkeit. Phil Botham wies darauf hin, dass die Anzahl der Tiere, die in nicht vorgeschriebenen Tierversuchen eingesetzt wurden, in den vergangenen zehn Jahren bereits deutlich gesenkt werden konnte. In diesem Zeitraum seien Computermodelle und In-vitro-Tests erheblich weiterentwickelt worden, die nun immer häufiger eingesetzt würden. Botham verwies jedoch darauf, dass es bei zahlreichen Produkten inzwischen Vorschrift sei, eine Reihe von Tests durchzuführen, und dass die Vorschriften immer strenger würden: "Es besteht die Befürchtung, dass Chemikalien bisher unbekannte Auswirkungen besitzen", sagte er. Michael Balls, der frühere Leiter des Europäischen Zentrums zur Validierung alternativer Methoden (ECVAM), das zur Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS) der Kommission gehört, betonte, dass nicht alternative, sondern fortschrittliche Methoden notwendig seien. "Weder Optimismus noch Pessimismus ist angebracht, sondern Realismus. Wir sollten uns Ziele setzen und uns nach Kräften um ihre Verwirklichung bemühen", sagte er. Professor Balls erklärte außerdem, wie schwierig die Entwicklung neuer Tests ist: "Dabei darf man sich keine Fehler leisten. Es besteht eine sehr große Verantwortung". Kees Van Leeuwen, der neue Direktor des IHCP (Institut für Gesundheit und Verbraucherschutz), dem das ECVAM untersteht, beschrieb die zukünftigen Optionen. Seiner Aussage zufolge wird zurzeit entschieden, wohin die für die GFS bereitstehenden RP6-Mittel fließen. Des weiteren sei auf dem Gebiet der In-vitro-Tests eine Zusammenarbeit mit den USA und Japan möglich, da dort eine ähnliche gesetzliche Lage bestehe. Außerdem verlangte Van Leeuwen eine ganzheitliche Konzeption bei der Entwicklung alternativer Testmethoden. Aus seiner Sicht sollten Forscher zuerst die Auswirkungen von Chemikalien abschätzen und dann zu In-vitro-Tests übergehen, bevor sie schließlich gegebenenfalls auf Tierversuche zurückgreifen. Unter dem Fünften Rahmenprogramm finanzierte die Kommission Forschung unter Einbeziehung von Tierversuchen im Rahmen des Programms "Lebensqualität", unter dem auch die Entwicklung alternativer Methoden unterstützt wurde. Bisher wurden 35 Forschungsprojekte mit insgesamt 43 Millionen Euro gefördert, und im Laufe dieses Jahres werden noch mehrere weitere hinzukommen. Bei den Projekten geht es u.a. um die Entwicklung von Zellkulturen sowie um In-silico- (rechnergestützte) Konzepte. Die Ergebnisse der von der EU finanzierten Forschung werden systematisch an das ECVAM gesendet, wo darüber befunden wird, ob diese neuen Methoden in den Bewertungsprozess aufgenommen werden. Drei Alternativen für Tierversuche und -prüfungen wurden bereits in EU-Rechtsvorschriften verankert. Weitere zehn validierte Methoden sollen in Kürze folgen. Die EU finanziert nach wie vor Projekte, die Tierversuche umfassen, da in manchen Bereichen keine Alternativen vorhanden sind und das menschliche Leben einen höheren Stellenwert als der Tierschutz besitzt, sagte ein Sprecher der Kommission gegenüber CORDIS-Nachrichten. Eine solche Entscheidung sei jedoch eine Frage der Werte. Außerdem prüfe die Kommission jeden Projektvorschlag, der Tierversuche beinhaltet, sehr sorgfältig, wobei solche Verfahren nur akzeptiert würden, wenn es keine Alternativen gäbe.

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