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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Schäferhunde reagieren besser als andere Hunde auf optische Befehle

EU-finanzierte Forscher in Australien und Ungarn untersuchten die Reaktionen verschiedener Hunderassen auf menschliche Gesten und fanden heraus, dass manche Rassen darin besser sind als andere. Die Ergebnisse zeigen, dass Schlüsse über Unterschiede zwischen Hunden und Wölfen m...

EU-finanzierte Forscher in Australien und Ungarn untersuchten die Reaktionen verschiedener Hunderassen auf menschliche Gesten und fanden heraus, dass manche Rassen darin besser sind als andere. Die Ergebnisse zeigen, dass Schlüsse über Unterschiede zwischen Hunden und Wölfen mit Vorsicht gezogen werden sollten dass man bei der Durchführung von Verhaltensexperimenten auch auf die Rasse achten muss. Diese Studie wurde im Fachmagazin Behavioral and Brain Functions veröffentlicht. Sie ist ein Ergebnis des REFCOM-Projekts ("Origins of Referential Communication"), das mit Mitteln in Höhe von 1,5 Mio. EUR innerhalb des Themenbereichs "Neue und aufkommende wissenschaftliche und technologische Entwicklungen" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) gefördert wurde. Die REFCOM-Partner befassten sich mit den bestimmenden Merkmalen der menschlichen Wahrnehmung aus verschiedenen wissenschaftlichen und technischen Perspektiven heraus, um ein Modell für die Art und den Grund der Entwicklung der besonderen Kommunikationsform des Menschen vorzuschlagen. "Durch das Studium des Haushunds könnte die Entwicklung der menschlichen Kommunikationsfähigkeiten erklärt werden, weil der Hund seit über 10.000 Jahren in einer menschlichen Umgebung lebt und an der kommunikativen Interaktion mit dem Menschen beteiligt ist", erklärte Márta Gácsi von der Eötvös University in Ungarn. In einem Test, bei dem es darum geht, eine menschliche Geste zur Auswahl eines von zwei Behältern zu verstehen, schneiden Hunde insgesamt besser ab als Schimpansen oder Wölfe. Dabei hilft es ihnen, aufzupassen oder einen Menschen näher zu beobachten. Bereits in einer früheren Studie hatte sich gezeigt, dass die Tendenz von Haushunden Menschen zu beobachten, eine Rolle bei den unterschiedlichen Erfolgsraten von Wölfen und Hunden spielt. Doch obwohl man nun verallgemeinernd behaupten könnte, dass Hunde menschliche Gesten besser verstehen als Wölfe (Schimpansen können da gar nicht mithalten), ist dies nicht ganz richtig. Manche Hunde können das auch nicht so gut. In dieser Studie untersuchten die Forscher die Frage, ob Hunde, die gezüchtet wurden, um mit Menschen über Handzeichen zu kooperieren wie beispielsweise Hütehunde, auf ein Handzeichen stärker reagieren würden als Hunde, die für Aufgaben ohne Blickkontakt gezüchtet wurden, wie Schlittenhunde. Das Team untersuchte 180 Hunde in drei Gruppen: Kooperierende Gebrauchshunde (Schäfer- und Jagdhunde), unabhängige Gebrauchshunde (Spürhunde, Schlittenhunde, Hütehunde und Dachshunde) und Mischlinge, die keiner spezifischen Rasse glichen. Alle Hunde waren zwischen zwei und drei Jahren alt, verfügten über dieselbe Sozialisierung in Familien, wurden regelmäßig spazieren geführt, hatten ein klassisches Gehorsamstraining absolviert und waren keine Zwinger- oder Kettenhunde. Jeder Hund musste 20 Versuche durchführen: Die Hunde wurden von ihren Besitzern festgehalten während einer der Forscher zwei Schüsseln auf den Boden stellte. Der Hund wusste, dass sich in der einen Schüssel eine leckere Belohnung befand. Dann nahm der Forscher mit dem Hund Blickkontakt auf, zeigte auf die Schüssel und senkt seinen Arm. Die Besitzer ließen ihre Hunde frei und es wurde beobachtet, welche Schüssel der Hund schließlich auswählen würde. Würden sie sich auf die Geste verlassen oder auf ihr Gedächtnis, dass sie dorthin führen würde, wo sie ihre letzte Belohnung bekommen hatten? Während alle Hunde auf die menschliche Geste ganz klar reagieren konnten, zeigten die kooperierenden Gebrauchshunde eine weitaus bessere Leistung als die unabhängigen Gebrauchshunde und die Mischlinge. Die Forscher nehmen an, dass dies "nicht auf die unterschiedlichen kognitiven Fähigkeiten der Hunde per se zurückzuführen ist, sondern auf die genetisch bestimmte Tendenz, in einem kooperativen Kontext auf soziale Stimuli zu reagieren". Der Unterschied zwischen den Hunderassen widerlege die Auffassung, dass sich die Hunde dieses besondere soziale Empfinden generell im Laufe ihrer Domestizierung angeeignet hätten, argumentieren sie. Die Forscher befassten sich auch mit der unterschiedlichen Leistung zwischen Hunden mit kurzen Schnauzen und frontaler gelegenen Augen und jenen mit längeren und seitlicher gelegenen Augen. Hunde mit frontaler gelegenen Augen schnitten besser ab. Sie sollen sich besser auf das konzentrieren können, was vor ihnen liegt und nicht von visuellen Informationen in ihrer Umgebung abgelenkt werden. Dr. Gácsi zufolge sei dies die erste Studie, in der die beeindruckenden Unterschiede bei der Reaktion verschiedener Hunderassen auf diesen bidirektionalen Auswahltest mithilfe menschlicher Gestik festgestellt wurden. "Obwohl diese Ergebnisse vielleicht gar nicht so überraschend sind", sagte sie, "besteht eine allgemeine Tendenz, Vermutungen über die genetischen Erklärungen für das unterschiedliche Verständnisvermögen von Hunden und Wölfen anzustellen. Unsere Ergebnisse zeigen jedoch, dass Forscher auch sehr vorsichtig bei der Auswahl der Hunderasse sein müssen, wenn sie Verhaltensforschung betreiben."

Länder

Australien, Ungarn

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