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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Fettleibigkeit zum Teil genetisch bedingt, sagen Forscher

Etwa sieben von tausend krankhaft Übergewichtigen fehlt ein DNA-Abschnitt (DNA - Desoxyribonukleinsäure) mit ungefähr 30 Genen, so das Ergebnis einer EU-finanzierten Studie, die in der Wissenschaftszeitschrift Nature veröffentlicht wurde. Die Autoren vom Imperial College Londo...

Etwa sieben von tausend krankhaft Übergewichtigen fehlt ein DNA-Abschnitt (DNA - Desoxyribonukleinsäure) mit ungefähr 30 Genen, so das Ergebnis einer EU-finanzierten Studie, die in der Wissenschaftszeitschrift Nature veröffentlicht wurde. Die Autoren vom Imperial College London, Vereinigtes Königreich, und 10 anderen europäischen Forschungszentren gehen davon aus, dass der Genverlust bei den Betroffenen eine dramatische Gewichtszunahme bewirken kann. Zwar fanden die Forscher bereits zuvor verschiedene genetische Veränderungen, zumeist Punktmutationen, die die Funktion eines Gens beeinflussen können, die neue Studie aber liefert erstmals den Beweis, dass eine seltene Genvariante Fettleibigkeit verursachen kann. Die Rolle der fehlenden Gene ist noch nicht hinreichend geklärt, frühere Studien zeigten jedoch, dass sie bei Entwicklungsverzögerungen, Autismus und Schizophrenie eine Rolle zu spielen scheinen. Europäische Unterstützung erhielt die Studie über das Projekt ENGAGE (European network for genetic and genomic epidemiology), dass unter dem Themenbereich Gesundheit des Siebten Rahmenprogramms (RP7) finanziert wird, die Initiative BBMRI (Biobanking and Biomolecular Resources Research Infrastructure), die über die Haushaltslinie "Forschungsinfrastrukturen" des Siebten Rahmenprogramms (RP7) gefördert wurde, das Projekt ECOGENE (Unlocking the European Union convergence region potential in genetics), welches durch die Initiative "Wissensorientierte Regionen" unterstützt wird, sowie das Projekt EURO BLCS (Biological, clinical and genetic markers of future risk of cardiovascular disease), das durch das Programm "Lebensqualität und Management lebender Ressourcen" des Fünften Rahmenprogramms (RP5) finanziert wurde. Allein im Vereinigten Königreich leiden rund 700.000 Menschen an krankhafter Fettleibigkeit, was sich in einem Body Mass Index (BMI) von über 30 ausdrückt (das Normalgewicht liegt zwischen 18,5 und 25). Bei bis zu einem Fünftel dieser Menschen liegt die Ursache für die Fettleibigkeit in genetischen Veränderungen wie Genmutationen oder fehlenden DNA-Abschnitten, schätzen die Forscher. Die Forscher vermuten weitere genetische Deletionen oder Mutationen, die bei manchen Menschen das Risiko für Fettleibigkeit erhöhen. Basierend auf der jüngsten Studie wollen die Forscher nun Tests entwickeln mit dem Ziel, optimale Therapieformen für Menschen zu finden, deren Leiden auf fehlende Gene oder Genmutationen zurückgeführt werden kann. Professor Philippe Froguel vom Imperial College London kommentierte die Ergebnisse der Studie so: "Natürlich liegen die Hauptursachen für Übergewicht nach wie vor in der Lebensweise - falsche Ernährung und mangelnde Bewegung. Die Reaktion der Menschen auf diese Risikofaktoren ist allerdings häufig genetisch vorbestimmt. Nach und nach wird deutlich, dass die außergewöhnliche Gewichtszunahme bei einigen krankhaft Fettleibigen genetische Ursachen hat. Wenn es gelänge, diese Personen durch Gentests zu identifizieren, könnte man durch geeignete Unterstützung und medizinische Versorgung, z.B. Fettabsaugung, langfristig etwas für ihre Gesundheit tun." Froguel und seine Kollegen entdeckten die fehlenden oder mutierten Gene zunächst bei Jugendlichen und Erwachsenen, die an Entwicklungsverzögerungen oder Lernschwierigkeiten litten. Bei 31 Patienten identifizierten sie nahezu identische Genverluste in einem DNA-Abschnitt, und alle hatten einen BMI von über 30. Die Forscher starteten daraufhin eine Untersuchung mit mehr als 16.000 normalgewichtigen und fettleibigen Probanden und fanden heraus, dass auch dort 19 Menschen in der Adipositas-Gruppe eben jene Gene fehlten. Bei den Normalgewichtigen waren alle Gene vorhanden. Die Forscher hoffen nun, die Forschungsergebnisse auch nutzen zu können, um bei anderen Krankheiten wie Typ-2-Diabetes genetische Einflüsse zu untersuchen.

Länder

Vereinigtes Königreich

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