Skip to main content
European Commission logo print header

Article Category

Nachrichten
Inhalt archiviert am 2023-03-07

Article available in the following languages:

Wohlstand und Bevölkerung sind Schlüssel für Invasionsrisiko durch fremde Spezies

Wohlstand und Bevölkerungsdichte sind die wichtigsten Triebkräfte für die steigende Verbreitung invasiver Arten in Europa, lautet das Fazit einer EU-finanzierten Forschung. In ihrem Artikel für die Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) warnen die Wissenschaftl...

Wohlstand und Bevölkerungsdichte sind die wichtigsten Triebkräfte für die steigende Verbreitung invasiver Arten in Europa, lautet das Fazit einer EU-finanzierten Forschung. In ihrem Artikel für die Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) warnen die Wissenschaftler davor, das Problem der invasiven Art zu unterschätzen. Die EU unterstützte diese Forschung durch die Projekte DAISIE ("Delivering alien invasive species inventories for Europe"), finanziert unter dem Themenbereich "Nachhaltige Entwicklung, globale Veränderungen und Ökosysteme" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6), und PRATIQUE ("Enhancements of pest risk analysis techniques"), das Mittel aus dem Themenbereich "Lebensmittel, Landwirtschaft und Fischerei sowie Biotechnologie" des Siebten Rahmenprogramms (RP7) erhielt. Vorher wurde im Rahmen des DAISIE-Projekts bereits entdeckt, dass sich rund 11.000 invasive Arten in Europa angesiedelt haben, von denen 15% einen wirtschaftlichen Schaden anrichten und weitere 15% Ökosysteme schädigen. Für diese jüngste Studie griffen die Forscher auf die ausgiebige DAISIE-Datenbank zurück, in der die neuesten Informationen zu invasiven Arten in Europa gespeichert sind. Damit wollten sie zwei Fragen beantworten: Welche Faktoren bestimmen die Anzahl fremder Spezies in verschiedenen europäischen Regionen? Wie wichtig sind geografische Faktoren im Vergleich zu wirtschaftlichen Faktoren? Die Ergebnisse machen deutlich, dass Wohlstand und Bevölkerungsdichte die zwei Faktoren sind, die am stärksten mit der Zahl invasiver Arten in einer Region zusammenhängen. "Invasive Arten sind ein anhaltendes und großes ökologisches Problem und wir haben herausgefunden, dass die menschliche Bevölkerung und angesammelter Wohlstand die wichtigsten Antriebskräfte dafür sind", sagte Susan Shirley von der Oregon State University in den USA, die an der Studie mitgewirkt hat. "Die regionalen Muster der Arteninvasion sind komplex und viele Fragen sind noch ungeklärt. Aber zu einem erheblichen Teil sind invasive Arten eine Frage des internationalen Handels: ein wichtiges Problem, das wir noch nicht in den Griff kriegen konnten." Aktivitäten des Menschen wie Handel und Verkehr können Arteninvasion auf verschiedene Weise verursachen: Während manche Arten (z.B. Zier- oder Nutzpflanzen) absichtlich eingeführt werden, reisen viele "per Anhalter" mit Importgütern mit und andere werden als Haustiere importiert. Vorangegangene Studien hatten die Rolle von Faktoren wie Klima, Geografie und Landnutzung bei der Bioinvasion hervorgehoben. Diese Studie zeigt allerdings, dass diese Faktoren weniger wichtig sind als Bevölkerungsdichte und Wohlstand, und legt nahe, dass die Folgen dieser sekundären Faktoren in der Vergangenheit überschätzt wurden. "Der starke Einfluss wirtschaftlicher Faktoren bei der Einschleppung fremder Arten macht deutlich, dass zukünftige Lösungen zu dem Problem der Bioinvasion eine große Herausforderung darstellen werden", schreiben die Forscher. "Die Bestimmung der Verantwortungen der Hauptakteure des Handels und entsprechend ausgerichtete Rechtsvorschriften könnten Schritte zum Umgang mit Invasionen sein." Beispielsweise könnten politische Entscheidungsträger versuchen sicherzustellen, dass Marktpreise für Zierpflanzen das Risiko und die Kosten im Zusammenhang mit einer möglichen Invasion widerspiegeln, schlägt die Forschergruppe vor. Das Problem ist, dass die Welthandelsorganisation über keinen Mechanismus verfügt, um die Kosten für eine Arteninvasion im Zusammenhang mit internationalen Handelsaktivitäten zu berücksichtigen. Die Festlegung eines Zolls zur Kompensierung dieser Kosten könnten manche als Protektionismus ansehen. Die Forscher heben außerdem die Rolle der Verkehrsinfrastrukturen hervor, die die Ausbreitung invasiver Arten fördern. "Die Umweltverträglichkeitsprüfung solcher Projekte sollte ihre mögliche Rolle bei biologischen Invasionen berücksichtigen und diese Invasionen, wenn möglich, eindämmen", empfehlen die Forscher. Mit Blick auf die Zukunft fordern sie dringend Forschungen zur Bestimmung der speziellen wirtschaftlichen Faktoren, die am engsten mit Arteninvasionen zusammenhängen. "Nur wenn die wirklichen Bestimmungsgrößen bekannt sind, wird es möglich sein, Invasionen fremder Spezies angemessen vorherzusagen und mit ihnen umzugehen, ohne Nachteile für andere Wirtschaftsbranchen", schlussfolgert die Studie. "Eine viel höhere Genauigkeit bei der Vorhersage von Invasionen werden zweifellos die in Europa laufenden Anstrengungen zur Erarbeitung von Strategien für den Umgang mit fremden Arten unterstützen."

Verwandte Artikel