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Inhalt archiviert am 2023-03-16

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Geschlechtsspezifische Rollenklischees und IKT: eine neue Perspektive

Männer dominieren traditionell den Sektor der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT). In den vergangenen zehn Jahren wurde viel getan, um diese Kluft zwischen den Geschlechtern zu reduzieren, indem die Hindernisse untersucht wurden, die Frauen aus diesem Sektor fern...

Männer dominieren traditionell den Sektor der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT). In den vergangenen zehn Jahren wurde viel getan, um diese Kluft zwischen den Geschlechtern zu reduzieren, indem die Hindernisse untersucht wurden, die Frauen aus diesem Sektor fernhalten. Doch nun wurden neue Erkenntnisse aus EU-finanzierten Forschungen präsentiert, die diesen Fokus verschieben: von Faktoren, die Frauen aus IKT ausschließen hin zu denen, die sie einschließen und sie motivieren. Das Großprojekt SIGIS ("Strategies of inclusion: gender and the information society"), das mit fast 1 Mio. EUR im Rahmen des Themenbereichs "Benutzerfreundliche Informationsgesellschaft" des Fünften Rahmenprogramms (RP5) finanziert wurde, bildete die Grundlage für diese neue Arbeit. Es wurde von Knut Holtan Sørensen von der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie (NTNU), Wendy Faulkner von der University of Edinburgh im Vereinigten Königreich und Els Rommes von der Radboud Universität Nijmegen in den Niederlanden durchgeführt. SIGIS brachte diese sowie weitere 20 Forscher zusammen und resultierte in 48 Studien, die unterschiedliche Strategien analysierten, mit denen Frauen für IKT gewonnen werden könnten. Damit wollten die drei Forscher den Schwerpunkt der Diskussion verlagern: von den Faktoren, die Frauen davon abhalten, den IKT-Bereich zu betreten hin zu denen, die sie anziehen. "Bis jetzt hat sich die Genderforschung zum IKT-Bereich vor allem damit befasst, wie Frauen aus dem Bereich ausgeschlossen werden", sagt Professor Sørensen. "Wir haben stattdessen untersucht, was geschehen muss, damit Frauen auch in diesem Bereich mit dabei sind. Wann merken Frauen, dass es natürlich, richtig und lohnenswert ist, IKT zu nutzen? Und welche Faktoren bewirken, dass sie eine Ausbildung und Karriere im IKT-Bereich wählen? Wir wollen wissen, was Frauen motiviert und nicht, was sie abschreckt." Professor Sørensen sagt, es werde allgemein angenommen, dass Frauen das Know-how oder die ausreichende Motivation fehlen, dass IKT-Studium und die Studienbedingungen Frauen nicht ansprechen oder nicht auf sie abgestimmt sind - und dies führe zu Informationskampagnen, die sich an alle Frauen richten. Doch diese haben oft eine begrenzte Wirkung, da sie zu allgemein demographisch ausgerichtet seien, anstelle sich an die Frauen zu richten, die potenziell rekrutiert werden könnten. Als ein Beispiel, befasst sich die Studie mit einem an der NTNU durchgeführten Projekt, dem "Frauen und Computer-Projekt", das inzwischen in Frauen-Projekt Ada (Women's Project Ada) umbenannt wurde. Es handelt sich um eine groß angelegte Initiative, um den Anteil von Frauen in Studiengängen der Computerwissenschaften, Informatik und Kommunikationstechnik zu erhöhen. Obwohl das Projekt sehr erfolgreich war, glauben die Forscher nicht, dass die genutzten Kampagnen "angemessen" waren, da der Gedanke hinter den anfänglichen Kampagnen war, Studiengänge in Informatik und Informationstechnik für Frauen durch die Neudefinition der Disziplin attraktiver zu machen. In der Kampagne beschrieben sie IKT als "feminin und nicht-technisch" anstelle von "männlich und technisch". In der Info-Broschüre wurden Frauen mit dem Zeichnen von Kreisen dargestellt, während Männer Quadrate zogen, und dies wurde so ausgelegt, dass die IKT-Studenten der NTNU mehr Kreise zeichnen sollten. Interviews mit Frauen, die Informatik und Informationstechnologie studierten, zeigten, dass dieses nicht mit den im Informationsmetarial verwendeten Stereotypen einverstanden waren. Sie wollten wegen ihrer individuellen Qualitäten geschätzt werden, und waren nicht der Ansicht, dass Männer und Frauen so unterschiedlich seien. Die Forscher raten von der Verwendung von Strategien ab, die auf Geschlechterstereotypen aufbauen, etwa mit der falschen Annahme, dass Frauen nur mit Menschen arbeiten wollten und sich vor Technik fürchten. "Heute werden viele Geschlechterstereotypen als Basis für das Technologie-Design verwendet", kommentiert Professor Sørensen. "Viele Bemühungen zur Inklusion von Frauen werden von kommerziellen Erwägungen getrieben - Unternehmen wollen mehr Frauen erreichen - aber es ist immer noch üblich, Produkte zu vermarkten, als ob sie für "alle Frauen" oder "alle Männer" gemacht wurden. Dies funktioniert nur in einem gewissen Umfang. "Nicht alle Frauen oder Männer sind gleich und oft sind die Unterschiede zwischen den Menschen des gleichen Geschlechts interessanter und aussagekräftiger als die Unterschiede zwischen den Geschlechtern selbst. Die traurige Tatsache ist, dass das Geschlecht so leicht als Sortiermechanismus verwendet werden kann, wie in quantitativen Studien, und dies kann zu einem übertriebenen Fokus auf Geschlechterunterschiede führen. Das ist bedauerlich. "Weitere Informationen finden Sie unter: KILDEN - Information Centre for Gender Research in Norway: http://eng.kilden.forskningsradet.no

Länder

Niederlande, Norwegen, Vereinigtes Königreich