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Inhalt archiviert am 2023-03-16

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Zusammenhang zwischen Antibiotikaeinsatz und mehrfachresistenten Bakterien entdeckt

Forscher, die sich mit einem penicillinresistenten Krankenhauskeim befassten, entdeckten, dass solche Infektionen signifikant zurückgehen, wenn weniger Antibiotika aus der Familie der Fluorchinolone verschrieben werden. Das Forscherteam unter Leitung der St. George's Universit...

Forscher, die sich mit einem penicillinresistenten Krankenhauskeim befassten, entdeckten, dass solche Infektionen signifikant zurückgehen, wenn weniger Antibiotika aus der Familie der Fluorchinolone verschrieben werden. Das Forscherteam unter Leitung der St. George's University of London, Vereinigtes Königreich, veröffentlichte seine Studie im Journal of Antimicrobial Chemotherapy. Bei den Bakterien, die die Forscher untersuchten, handelte es sich um MRSA-Stämme (Methicillin-resistente bzw. mehrfachresistente Staphylococcus aureus) mit Resistenzen gegen Beta-Lactam-Antibiotika. Hierzu zählen Antibiotika der Penicillinfamilie, die normalerweise in Krankenhäusern zur Prävention oder Behandlung von Infektionen eingesetzt werden. MRSA können schwerwiegende Haut-, Blut-, Lungen und Knocheninfektionen hervorrufen, die mit herkömmlichen Antibiotika kaum unter Kontrolle zu bringen sind, sodass schwere Komplikationen auftreten. Von 1999 bis 2009 dokumentierten die Forscher die Häufigkeit von MRSA-Infektionen am St. George's Hospital. Sie untersuchten, inwieweit sich die Bakterien an die Krankenhausumgebung angepasst hatten, und welche Faktoren die Prävalenz begünstigten. Wie sich herausstellte, ging die Infektionsrate signifikant zurück, wenn weniger Ciprofloxacin - das am häufigsten verschriebene Fluorchinolon - eingenommen wurde. Für einen kurzen Zeitraum im Verlauf der Studie wurden die 70-100 täglichen Einnahmen pro Tausend Patienten auf etwa 30 Einnahmen reduziert. Im gleichen Zeitraum sank die Zahl der MRSA-Infektionen um die Hälfte, und zwar im Durchschnitt von monatlich etwa 120 auf 60 Fälle. In den letzten beiden Jahren der Studie blieb sowohl die Verschreibungshäufigkeit als auch die MRSA-Infektionsrate auf gleich niedrigem Niveau. Die Symptome bei MRSA-Infektionen rangierten von sehr leicht bis schwerwiegend, es ist aber nicht bekannt, wie viele der untersuchten Fälle tatsächlich schwerwiegend waren. Die Studie analysierte, ob auch andere Faktoren zum Infektionsrückgang beigetragen haben könnten, etwa eine bessere Infektionskontrolle. Allerdings sank die Infektionsrate nur dann, wenn neben den strengeren Kontrollmaßnahmen (Hygienekontrolle, Handdesinfektion und Untersuchung neu aufgenommener Patienten auf bestehende MRSA-Infektionen) auch die Einnahme von Ciprofloxacin reduziert wurde. Studienleiterin Dr. Jodi Lindsay, Dozentin für mikrobielle Pathogenese am St. George's Hospital, erklärt: "Überraschenderweise trugen Hygienekontrolle und Handdesinfektion nicht wesentlich zum Rückgang der Krankenhausinfektionen bei, dies war eher auf eine veränderte Verschreibungspraxis für eine bestimmte Gruppe von Antibiotika zurückzuführen. Handdesinfektion und Infektionskontrolle waren zwar wichtig, für den beobachteten Rückgang an MRSA-Infektionen aber nicht ausschlaggebend." Dr. Lindsay zufolge seien MRSA-Stämme auf Ciprofloxacin und andere Fluorchinolone angewiesen, um sich in Krankenhäusern auszubreiten, was auch auf penicillinartige Medikamente zutrifft, wie bereits vermutet worden war. Fluorchinolone haben einen ähnlichen Wirkmechanismus, sodass der Effekt vermutlich überall der gleiche ist. Basierend auf den Studienergebnissen empfiehlt sie, im Kampf gegen MRSA und andere Krankenhauskeime Alternativen zum Einsatz von Antibiotika zu finden, statt nur die Infektionskontrolle zu verbessern. Die Forscher identifizierten auch den inzwischen dominanten MRSA-Stamm CC22, der sich verbreiten konnte, weil er Mehrfachresistenzen ausbildet und sich in der Krankenhausumgebung besser behauptet als andere Stämme. Dr. Tim Planche, mikrobiologischer Berater am St. George's Healthcare NHS Trust und einer der Koautoren der Studie, erklärt, welche Rückschlüsse sich aus der Studie ziehen lassen. "Im St. George's Hospital liegen die Infektionsraten derzeit niedriger als in allen anderen Londoner Krankenhäusern, was auf bessere Desinfektionsmaßnahmen und vor allem auf den sparsameren Einsatz von Antibiotika in den letzten fünf oder sechs Jahren zurückzuführen ist. Somit liefert die Studie wichtige neue Erkenntnisse, um künftig wirksamere Maßnahmen zur Infektionskontrolle zu entwickeln." Wie Dr. Lindsay hinzufügt, müsse die Dynamik der Evolution von MRSA-Stämmen in Krankenhäusern genau dokumentiert werden, sobald Bekämpfungs- und Interventionsmaßnahmen wie Infektionskontrolle und Verschreibungshäufigkeit verändert werden. Nur so könne man herauszufinden, welche Maßnahmen greifen, welche kostengünstig und welche langfristig erfolgreich sind. "Mit der Überprüfung der Verschreibungshäufigkeit und dem effizienten Einsatz von Antibiotika bietet sich jetzt eine ausgezeichnete Gelegenheit, Krankenhauskeime effektiv zu bekämpfen."Weitere Informationen sind abrufbar auf: St George's, University of London http://www.sgul.ac.uk/ Journal of Antimicrobial Chemotherapy: http://jac.oxfordjournals.org/

Länder

Vereinigtes Königreich

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