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Re-emerging Magic Molecules: The Medicalization of Psychedelics in the United States

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Ein besonderer Zauber? Nutzung des Potenzials von Psychedelika

Sind Psychedelika wie LSD oder halluzinogene Pilze gefährliche Drogen oder eine wertvolle Quelle des mentalen Wohlbefindens? Im Rahmen des Projekts ReMedPsy wurden Belege aus der Praxis in den USA analysiert und konkrete Strategien dafür bestimmt, wie die Nutzen erforscht und dabei die Risiken minimiert werden können.

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Der Philosoph Aldous Huxley schrieb in seinem 1954 veröffentlichten Werk „Die Pforten der Wahrnehmung“ über einen Meskalin-Rausch, es sei ein „Erlebnis von unschätzbarem Wert für jeden Menschen“. Von der Psychotherapie und weiteren medizinischen Zwecken bis hin zu breiteren Anwendungsmöglichkeiten für das psychische Wohlbefinden: Eine umfassende Untersuchung der potenziellen Nutzen von Psychedelika stand lange aus. Im Übereinkommen von 1971 über psychotrope Stoffe der UN wurden viele Psychedelika als Drogen ohne vertretbaren medizinischen Nutzen klassifiziert, die ein schwerwiegendes Gesundheitsrisiko darstellen. Seitdem sind diese Substanzen jedoch wieder in die öffentliche Diskussion gerückt. Wie können in Europa geeignete Voraussetzungen für die Nutzung des Potenzials der Psychedelika geschaffen und dabei die mit dem Ge- und Missbrauch einhergehenden Risiken minimiert werden? Das Projekt ReMedPsy sollte diese Frage beantworten. Dazu übertrug das Projektteam Erkenntnisse aus den USA – dem Land, das derzeit an der Spitze der Forschung zu Psychedelika steht –, und den Ausgangspunkt bildete die medizinische Anwendung. Die Forschung wurde im Rahmen der Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen gefördert. ReMedPsy war Mitglied einer Arbeitsgruppe des Harvard Radcliffe Institute und leistete einen Beitrag zu einer Agenda für die Forschung zu psychedelikagestützter Therapie für Schwererkrankte. Die Arbeitsgruppe konnte konkrete Ansätze für die Verbesserung der Forschung herausstellen. Dazu zählen die Ausbildung und Zertifizierung von Therapeutinnen und Therapeuten, Regelungen und Finanzhilfen sowie größere Vielfalt und bessere Inklusion. „Die psychedelikagestützte Psychotherapie ist eine bedeutende Chance für die öffentliche Gesundheit zur Behandlung psychischer Störungen von posttraumatischen Belastungsstörungen bis hin zu Angststörungen, Depressionen und Sucht“, sagt Forschungsleiterin Claudia Schwarz-Plaschg von der Universität Wien, die als Projektträger fungierte.

Gemeinsame Visionen

Der Projektumfang wuchs schnell über die medizinischen Anwendungen hinaus. Die Forschungsgruppe erarbeitete dann vier Strategien dafür, die gesellschaftlichen Nutzen von Psychedelika auszuschöpfen. Diese Strategien bezeichneten sie als „soziopsychedelische Imaginationen“. „Diese gemeinsamen Visionen wurden dargelegt, damit Psychedelika auf legale und verantwortungsvolle Weise wieder in die Gesellschaft eingegliedert werden können“, erklärt Schwarz-Plaschg. Sie betont die Rolle, die der Zivilgesellschaft beim Vorantreiben dieser Veränderungen zukommt. „Es erwies sich, dass soziopsychedelische vorverurteilende ‚Imaginationen‘ hinter dem politisch motivierten Verbot von Psychedelika stehen können.“ Die „Imagination“ der Biomedikalisierung zielt darauf ab, Psychedelika für medizinische Zwecke über staatlich reglementierte Systeme für medizinische Zwecke legal zugänglich zu machen. Die „Imagination“ der Entkriminalisierung zeichnet eine Gesellschaft, in der der Anbau, der Konsum und die Weitergabe natürlich vorkommender (und teilweise synthetischer) Psychedelika nicht mehr aktiv strafrechtlich verfolgt werden, und die „Imagination“ der Legalisierung bezieht sich auf den Konsum allein oder in Gruppen in einem regulierten und genehmigten Umfeld außerhalb des biomedizinischen Systems. Die letzte ist die sakramentale „Imagination“, bei der bestimmte pflanzen- oder pilzbasierte Psychedelika als religiöse Sakramente neu gedacht werden. Dabei wird für die freie Religionsausübung gemäß einschlägiger amerikanischer Gesetzgebung argumentiert. In den 1960er Jahren wurde eine Verordnung zum Schutz der Verwendung des Peyote-Kaktus als Sakrament durch die Native American Church erlassen und später durch weitere Ausnahmeregelungen bekräftigt. „Es gibt konkrete Beispiele für Initiativen, politische Maßnahmen und Rechtsvorschriften, die von diesen ‚Imaginationen‘ angeleitet wurden“, stellt Schwarz-Plaschg fest. Sie betont, dass verschiedene Ansätze verknüpft werden müssten und über die rein medizinischen Anwendungen hinaus gedacht werden müsse, um die Risiken zu minimieren und die Nutzen zu maximieren. „Jeder Konsumrahmen, in dem die Qualität der Substanz sowie die adäquate Zubereitung, die Anleitung während des psychedelischen Erlebnisses und die Einordnung danach gewährleistet sind, kann der Gesellschaft grundsätzlich zugutekommen.“ Ihrer Meinung nach wären europäische Entscheidungsverantwortliche gut beraten, wenn sie die Finanzmittel aufstocken und regulatorische Hürden abbauen würden, damit die für ein umfassendes Verständnis dieser Auswirkungen notwendige interdisziplinäre Forschung stattfinden kann.

Schlüsselbegriffe

ReMedPsy, Psychedelika, LSD, halluzinogene Pilze, USA, Psychotherapie, soziopsychedelische Imaginationen, Biomedikalisierung, Entkriminalisierung, Legalisierung

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