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Inhalt archiviert am 2022-12-02

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CORDIS-Interview mit Erkki Liikanen

Erkki Liikanen, der neue Kommissar für Unternehmen und Informationsgesellschaft, ist glücklich mit seiner Arbeit. Seit er im Alter von 21 Jahren Mitglied des finnischen Parlaments wurde, ist Herr Liikanen von der Innovation und der Welt der Unternehmen fasziniert. Diese Faszin...

Erkki Liikanen, der neue Kommissar für Unternehmen und Informationsgesellschaft, ist glücklich mit seiner Arbeit. Seit er im Alter von 21 Jahren Mitglied des finnischen Parlaments wurde, ist Herr Liikanen von der Innovation und der Welt der Unternehmen fasziniert. Diese Faszination, sagte er, habe erst jetzt Früchte getragen. "Ich bin glücklich darüber, in einem Bereich zu arbeiten, der interessant ist und in dem ich mich schon immer betätigen wollte", sagte er. Während des größten Teils seiner Karriere war Herr Liikanen mit Haushalts- und Finanzfragen beschäftigt. Er war von 1987 an bis zu seiner Ernennung 1990 zum Botschafter und Leiter der finnischen Mission bei der EU in Brüssel finnischer Finanzminister. Während dieser Zeit war er jedoch auch Mitglied des finnischen Rates für Wissenschafts- und Technologiepolitik. Zuvor hatte er sein Interesse an innovativen Unternehmen und neuen Technologien durch seine Mitgliedschaft im Vorstand der Televa Corporation bewiesen, einem staatlichen Unternehmen, das als erstes Telefone mit digitaler Vermittlung entwickelte. Später war er im Vorstand des Bergbau- und Technologieunternehmens Outokumpu Corporation und wurde Prüfer des Nationalen Finnischen Forschungs- und Entwicklungsfonds (Sitra). Schließlich war er in der vormaligen Kommission als EU-Kommissar für Haushalt, Personal und Verwaltung auch für interne Computerdienste verantwortlich. "Ein großer Teil meines Lebens drehte sich um horizontale Zuständigkeiten wie Haushalt und Finanzen; ich habe mich jedoch während meiner gesamten Karriere mit Fragen der Innovation und der Informationsgesellschaft beschäftigt, allerdings niemals hauptberuflich. Nun beschäftige ich mich mit diesem Bereich hauptberuflich, und ich bin fasziniert. Es ist ein hochinteressantes Gebiet mit vielen Herausforderungen." Herr Liikanen weiß, daß seine neue Aufgabe nicht leicht sein wird. "Natürlich liegen schwierige Aufgaben vor uns", sagte er. "Da wäre zuerst die Neuorganisation der Generaldirektion, aber es gibt auch viele Chancen. Wir müssen unsere Prioritäten neu überdenken, uns darauf konzentrieren und es besser machen." In Herrn Liikanens Ressort fallen Industrie, Innovation und die Informationsgesellschaft, die, so sagt er, für eine globale Herangehensweise sorge. "Die gesamte Unternehmenspolitik muß von der Notwendigkeit der Innovationsförderung durchdrungen sein, und sie muß bei allen politischen Entscheidungen als Hauptfaktor betrachtet werden. Wir müssen die Unternehmen dazu bringen, die Chancen, die ihnen die Informationsgesellschaft bietet, wie z.B. den elektronischen Handel, schnell zu nutzen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Dies gilt besonders für traditionelle Industriezweige, in denen der Anpassungsprozeß langsamer vor sich geht. Wenn wir diese drei Bereiche zusammenfassen, heißt das, daß keiner von diesen isoliert betrieben wird: die Bereiche unterstützen sich gegenseitig." Seiner Ansicht nach ist Europas eigentliches Problem seine Schwäche bei Unternehmensgründungen. Ein Weg, dies zu umgehen, sei die Förderung der Zusammenarbeit zwischen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) und großen Firmen. Die Industriepolitik werde somit integriert, damit sie großen und kleinen Unternehmen gleichermaßen nütze. "Die Menschen müssen geduldig sein und einander zuhören", sagte er. "Wir müssen die Kommunikationshemmnisse zwischen großen und kleinen Unternehmen abbauen. Große Unternehmen können kleine Unternehmen in vielerlei Hinsicht unterstützen und umgekehrt. Sehr oft werden Innovationen, die von großen Unternehmen eingesetzt werden, von kleinen Unternehmen in ihrer Umgebung entwickelt. Wenn Sie heute mit großen Unternehmen sprechen, heißt es immer, dieser Unternehmergeist sei wichtig, da man in den harten, schnell wachsenden Branchen vielerlei Ideen benötige, welche die eigene Organisation nicht liefern kann." Natürlich müßten gewisse Politiken speziell auf KMU abzielen, die der Kommissar für Unternehmen als treibende Kraft bei der Schaffung von Arbeitsplätzen ansieht. Er sagte: "Wir müssen unbedingt den Rechtsrahmen vereinfachen. Die Gründung eines Unternehmens ist zu kostspielig und dauert zu lange. Wir müssen uns auch auf eine bessere Ausbildung konzentrieren, da oftmals diejenigen Leute, welche die Ideen haben, nicht wissen, wie man ein Unternehmen führt. Wir müssen auch eine Lösung für die Finanzierung finden, und hier sollten wir die Möglichkeiten des Risikokapitals untersuchen. Und schließlich müssen wir unsere eigenen internen Verfahren vereinfachen, damit sie eine größere Rolle in unseren Programmen spielen können." In der Informationsgesellschaft kommt es vor allen Dingen auf Vertrauensbildung an - diese Priorität hat der Präsident der Kommission Romano Prodi für das Ende des Jahres gesetzt. "Wir benötigen einen ordentlichen Rechtsrahmen. Wir brauchen Vertrauen und Sicherheit, damit man sicher sein kann, daß das Internet und andere Kommunikationstechnologien eine sichere Umgebung für die Abwicklung von Geschäften bieten. Es fehlt an Wissen und Aufmerksamkeit für diese Themen. Dies sind unsere Prioritäten für die kommenden Monate", sagte Herr Liikanen. Sein persönliches Hauptziel sei, "alles zu unternehmen, damit Europa eine echte Weltklasse-Informationsgesellschaft wird, der unsere Bürger vertrauen können". Er fuhr fort: "Letztendlich führt dies zur Schaffung von Arbeitsplätzen, und das ist das Wichtigste. Wir müssen gemeinsam mit den Mitgliedstaaten den Unternehmergeist in Europa stärken, um mehr neue Unternehmen und Betriebe zu schaffen." Um mit den beschränkten Mitteln effektiv umgehen zu können, räumte Herr Liikanen ein, müßten die Prioritäten der Kommission eng umrissen sein. "Wenn wir in 18 Bereichen tätig sind, verwässert das jede Aktion. Wir sollten daher eine Art Bündelung vornehmen - fünf bis sechs Prioritäten und Bereiche festlegen, in die wir investieren sollten. Danach sehen wir, welche wir selbst finanzieren und für welche wir mit dem Europäischen Investitionsfonds oder der Investitionsbank oder den Mitgliedstaaten usw. zusammenarbeiten sollten. Dann ermitteln wir geeignete Partnerschaften", sagte der EU-Kommissar. Er ist auch der Meinung, daß die Kommission bereit sein sollte, sich aus Bereichen zurückzuziehen, sobald diese ohne Unterstützung gut zu funktionieren scheinen. "Wir sollten uns über den Erfolg freuen, und wenn Erfolg bedeutet, daß wir nicht mehr gebraucht werden, sollten wir daran festhalten." Der neue Kommissar für Unternehmen besuchte Agenturen und Organisationen, die sich speziell mit Innovationsförderung befassen, wie z.B. die Europäische Vereinigung für Risikokapital. Er stellte die Bedeutung der Arbeit der Risikokapital-Experten der Kommission sowie der Akteure im privaten Bereich heraus, die eng mit der Industrie, den KMU und Kapitalgebern aus der Wirtschaft zusammenarbeiten. "Unternehmer sind Menschen, die in ihrem Leben große Risiken auf sich nehmen. Wir müssen diesem Geist in irgendeiner Weise Anerkennung zollen. Ich sage nicht, daß jeder Unternehmer werden soll, aber wir müssen Menschen mit diesen Eigenschaften ermutigen und unterstützen. Wir müssen das Thema und die Ideen in Verbindung bringen. Wenn wir den Risikokapitalmarkt kennen, können wir sie beraten." Europa sei der ideale Ort für die Entwicklung eines solchen Systems, weil es hier so viele unterschiedliche Methoden gebe, die Dinge anzugehen. "Wir können voneinander lernen", sagte Herr Liikanen. Persönlich bringt er seine Erfahrungen aus Finnland ein, die sowohl gut als auch schlecht gewesen seien. "Was das Risikokapital angeht, haben wir gute Erfahrungen gemacht. Die negative Seite ist, daß in Finnland zu wenig Leute Unternehmer werden wollen. Es ist gut, einen Bezugspunkt zu haben, und wenn der Bezugspunkt eine gute und eine schlechte Seite hat, sehe ich das als Gewinn. Wir wollen unsere Politiken prüfen, und diese Erfahrung wird uns sehr nützen. Wir können so viel voneinander lernen. Aus diesem Grunde befindet sich die Kommission in einer guten Position." Es gebe verschiedene Bereiche, in denen Europa einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den Vereinigten Staaten habe. Hierbei handele es sich vor allen Dingen um die Ausbildung und die Telekommunikationspolitik. Herr Liikanen ist der Ansicht, man solle auf diesen Vorteilen aufbauen und sie als Lehrbeispiel dafür einsetzen, was erreicht werden könne. "Im Bereich der mobilen Telekommunikation ist Europa in der Tat führend. Dies zeigt, daß wir die Gelegenheit ergreifen können. Hilfreich war der zusammenhängende, von uns liberalisierte Binnenmarkt, und unsere Forschungsprogramme spielten eine bedeutende Rolle bei der Erstellung neuer Normen. Wir müssen bei all diesen Dingen jedoch schnell handeln. Ich bin der Meinung, daß wir unsere Stärken besser nutzen könnten, wenn wir einen stärkeren Unternehmergeist hätten, so daß Leute mit Ideen einfach aufbrechen und vorwärtskommen können."

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