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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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EU-Projekt entwickelt neuartige Stützstrümpfe, die gleichzeitig "locker und fest" sind

Ein von der EU finanziertes Projekt hat Stützstrümpfe für Menschen mit Krampfadern entworfen und entwickelt, die zu den derzeit erhältlichen Modellen eine wesentliche Verbesserung darstellen. Die Forschung hat bereits zur Patentanmeldung geführt, sodass die Strümpfe Anfang des...

Ein von der EU finanziertes Projekt hat Stützstrümpfe für Menschen mit Krampfadern entworfen und entwickelt, die zu den derzeit erhältlichen Modellen eine wesentliche Verbesserung darstellen. Die Forschung hat bereits zur Patentanmeldung geführt, sodass die Strümpfe Anfang des Jahres 2008 auf dem Markt erhältlich sein sollten. Krampfadern sind eines der am weitesten verbreiteten chronischen Leiden in Europa. Daher ist es um so erstaunlicher, dass seit der Erfindung der Kompressionsstrümpfe im Jahr 1947 wenig zur Linderung der Symptome getan wurde. Krampfadern entstehen, wenn sich die Venen erweitern und sich Knoten bilden. Der Begriff bezieht sich meistens auf die Venen im Bein, obwohl Krampfadern auch andernorts auftreten können. Venen besitzen Klappenventile, um zu verhindern, dass das Blut rückwärts fließt. Wenn sich die Venen erweitern, schließen die Klappen nicht mehr korrekt und das Ventil funktioniert nicht mehr. Das Blut staut sich in den Venen und sie vergrößern sich. Stützstrümpfe sind bis zu einem gewissen Punkt wirksam, indem sie die Verschlimmerung von Krampfadern verhindern, aber sie haben auch Nachteile. Die Hauptnutzer - ältere Menschen - haben Schwierigkeiten beim Anlegen der Strümpfe: Um wirkliche Unterstützung bieten zu können, müssen sie sehr eng sein. Gleichzeitig müssen sie über den Fuß gezogen werden, der breiter ist als das untere Schienbein und der Knöchelbereich. Das Team des LOOSEANDTIGHT-Projekts, das unter dem Sechsten Rahmenprogramm (RP6) finanziert wird, hat dieses Problem aus einem neuen Winkel heraus betrachtet. Anstatt das Gewebe selber zu nutzen, um den ständigen Druck zu erhalten, der für Kompressionstrümpfe notwendig ist, haben die Forscher damit experimentiert, superelastische Beimischungen zur Gewebestruktur hinzuzufügen. Das Experiment hat sich ausgezahlt. Das Team hat herausgefunden, dass der Strumpf gestreckt werden konnte und wieder in seine ursprüngliche Form zurückkehrte, wenn sie superelastische Drähte hinzufügten, die in eine bestimmte Form gebogen waren. Diese besondere Form, in die die Drähte gebogen werden müssen, war selbst problematisch, aber das Team von LOOSEANDTIGHT konnte bereits eine Lösung präsentieren. CORDIS-Nachrichten sprach mit dem Projektkoordinator Dante Galli vom italienischen Technologieunternehmen D'Appolonia. Er erklärte, dass sie vor vielen Aufgabenstanden: der Draht musste in eine winzige kleine Schlangenform gebracht werden, er musste beschichten und dann in das Gewebe eingefügt werden. Der Draht würde normalerweise in Längen zwischen 2.000 und 5.000 Meter hergestellt werden. Die industrielle Herstellung eines derart geformten Drahtes in diesen Längen zu ermöglichen, stellte die erste Hürde dar. Zwei andere Forschungspartner des Projekts, Grado Zero Espace und das Physikalische Institut der Universität Prag, arbeiteten am Herstellungsverfahren sowohl im Labor als auch im industriellen Maßstab. Sie brachten schließlich mehrere verschiedenen Wege zur Herstellung des Drahtes ins Spiel, die auf Ebene des Prototyps gute Ergebnisse zeigten. Als nächstes konnte der Projektpartner Grado Zero Espace verschiedene Muster eines Nitinol-"Schlangendrahts" mit einer Länge von bis zu 2.000 Meter erfolgreich herstellen. Dies garantierte die industrielle Umsetzbarkeit des Ansatzes. "Das war ein großartiges Ergebnis", sagte Herr Galli. Nach der Herstellung des Drahtes konnte er nicht unbeschichtet in den Strumpf eingebracht werden. Aber ein schlangenförmiger Draht kann nicht einfach beschichtet werden. Die Lösung auf diese Frage, wie Herr Galli erklärte, bietet die Hitzebehandlung. Das Team fand heraus, dass die Schlangenform mithilfe einer speziellen Formgebungsmethode erreicht und der Draht danach zeitweise gestreckt werden konnte. So war es möglich die geraden Drähte zu beschichten, bevor sie mithilfe einer Strickmaschine in die Strümpfe eingebracht wurden. Wenn die Kraft gelockert wird, kehren die Drähte in ihre Schlangenform zurück und geben den Strümpfen so die benötigte Flexibilität. "Wir nutzen die Superelastizität des Drahtes aus", sagte Dante Galli. Er fügte hinzu, dass dieser einzigartige Prozess in Situationen, in denen eine kontrollierte Erweiterung benötigt wird, auch andere Anwendungsmöglichkeiten finden könnte, beispielsweise in technischer Sportbekleidung. Das am Ende erhältliche Kleidungsstück wäre außerdem leichter als herkömmliche Stützstrümpfe - zurzeit tragen die Patienten ziemlich schwere Strümpfe, die bei warmem Wetter unbequem sind. Stricktests wurden bereits vom Projektpartner TEA srl durchgeführt. Verschiedene Kombinationen von Textilfasern wurden sowohl mit "nackten" superelastischen Nitinoldrähten als auch mit Drähten, die mit komplementären Drähten beschichtet waren, gemischt. Wie sahen die Ergebnisse aus? "Es wurden sehr gute Ergebnisse im Hinblick auf Ästhetik und Komfort sowie der Beweis der Durchführbarkeit hinsichtlich der Verarbeitung des Materials mit Standard-Rundstrickmaschinen erzielt", lautet die Aussage des Projektkoordinators. Herr Galli spricht sehr positiv über das Projekt. Das Team umfasste neun Partner, mit dabei waren sechs kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Obwohl es manchmal schwer sein kann, KMU vollständig in ein Verbundprojekt einzubinden, waren alle Partner von LOOSEANDTIGHT sehr engagiert und beteiligt. Galli erreichte dies, indem er sicherstellte, dass alle Partner mit der Zielsetzung des Projekts einverstanden waren, sodass sie nicht das Interesse verlieren würden. Das Projektteam testet derzeit das Verfahren zur Beschichtung der Drähte und plant die Patentierung der Methode, sollte sie erfolgreich sein. Das Hitzebearbeitungsverfahren ist ebenso Inhalt eines Patentantrags, wie das mathematische Modell zur Berechnung des Kompressionsgrades sobald Einzelheiten zu den verwendeten Materialien vorliegen. Für die kommenden Monate plant das LOOSEANDTIGHT-Team außerdem die Erweiterung der Partnerschaft auf den Rest Europas, Japan und China. Als wären dies nicht genug Gründe für Optimismus, ist Dante Galli überzeugt, dass Prototypen bis Ende des Jahres zur Verfügung stehen werden. Außerdem geht er davon aus, dass das Produkt Anfang des nächsten Jahres auf dem Markt zu haben sein wird. Bevor es soweit ist, muss das Modell noch hinsichtlich der Normen überprüft werden, aber auch hier zeigt der Projektkoordinator Zuversicht. Beispielsweise weiß das Team bereits, dass das Metall beim Tragen der Strümpfe nicht bemerkt wird. Das Team hofft darauf, die Zustimmung zur Verlängerung des Projekts bis Ende des Jahres 2007 zu erhalten, um die letzten Tests abzudecken.

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Italien