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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Und dann kam die Asche...

Mitte April machte der isländische Vulkan Eyjafjallajökull Schlagzeilen, als er mehrere Tage lang den Flugverkehr über Europa lahmlegte. So saßen wegen des Ausbruchs Millionen Reisende fest, und die Reisebranche erlitt in dieser Zeit einen enormen finanziellen Schaden. Während...

Mitte April machte der isländische Vulkan Eyjafjallajökull Schlagzeilen, als er mehrere Tage lang den Flugverkehr über Europa lahmlegte. So saßen wegen des Ausbruchs Millionen Reisende fest, und die Reisebranche erlitt in dieser Zeit einen enormen finanziellen Schaden. Während die Nachrichtensprecher noch immer mit Zungenübungen beschäftigt waren, um den Namen des Vulkans richtig aussprechen zu können, wurden auch schon Fragen dazu laut, wie ein verhältnismäßig kleiner Vulkanausbruch ein so großes Chaos anrichten konnte, das schließlich so viele Menschen betraf. Diese Themen standen im Mittelpunkt eines Workshops, der am 23. Juni von dem Dienst des Europäischen Parlaments für die Bewertung wissenschaftlicher und technischer Optionen (STOA - Scientific Technology Options Assessment) in Brüssel, Belgien, organisiert wurde. Prof. David Cope vom Parlamentarischen Amt für Wissenschaft und Technik im Vereinigten Königreich erinnerte daran, dass es in Europa viele Vulkane gebe, von denen sich die meisten im Mittelmeerraum befinden. Dass bei den isländischen Vulkanen die Wahrscheinlichkeit besonders hoch sei, riesige Aschewolken zu produzieren, liege vor allem daran, dass viele von ihnen mit Eis bedeckt sind. Bei einem Ausbruch schmelze das Eis, und sobald das Magma und das entstandene Schmelzwasser aufeinandertreffen, bilde sich Asche. "Wenn wir wegen der Asche besorgt sind", erklärte er, "dann sollten wir bedenken, dass das Entscheidende hierbei die Wechselwirkungen zwischen dem Vulkanausbruch und den großen Wassermassen sind." Doch es stellt sich eine ganz andere Frage: Warum befand sich die Aschewolke so lange über Europa? Laut Prof. Julian Hunt vom University College London im Vereinigten Königreich liegt die Antwort in einer ungewöhnlichen Wetterlage - einem Blockingereignis, das die Asche mehrere Tage lang über Europa festhielt. Allerdings räumte er auch ein, dass wir dringend mehr über die Faktoren in Erfahrung bringen müssen, die die Richtung der Ascheschwaden beeinflussen. "Es müssen Modelle der Wolken und Ausbreitungsabläufe erstellt werden. Das ist derzeit noch einer unserer Schwachpunkte", bekennt Prof. Hunt. Die Sichtweise der Motorenhersteller vertrat Frank Haselbach von der UK Group des Rolls-Royce-Konzerns. Er berichtete davon, dass die Hersteller Experimente durchgeführt und eine Grafik mit den für das Fliegen ungefährlichen Gebieten erstellt hatten. Allerdings plädierte er auch für mehr Modellierungsarbeit, um so die Aschekonzentration in der Atmosphäre überprüfen zu können. Ein Land mit reichlich Erfahrung im Umgang mit den Folgen von Vulkanausbrüchen ist Japan. Die am Pazifischen Feuerring gelegene Inselnation ist übersät mit hochaktiven Vulkanen, hat aber gleichzeitig knapp 100 Flughäfen. Dr. Takashi Moriyama von der japanischen Raumfahrtagentur JAXA (Japan Aerospace Exploration Agency) erklärte, dass in seinem Land neue Satelliten eingesetzt werden, mit deren Hilfe Aschewolken beobachtet werden können. Die wichtigste Aufgabe des Greenhouse Gases Observing Satellite (GOSAT) ist es, im Rahmen von Bemühungen zur Klärung des Klimawandels die Kohlendioxidwerte (CO2) auf der ganzen Erde zu messen. Allerdings eignen sich die Instrumente des Satelliten auch zur visuellen Ermittlung der Größe von Vulkanaschewolken. Die amerikanische Nationale Luft- und Raumfahrtbehörde NASA (National Aeronautics and Space Administration) verfügt ebenfalls über Instrumente, mit denen die Höhe von Aschewolken bestimmt werden kann. Indessen wird in Weltraumorganisationen auf der ganzen Welt bereits darüber diskutiert, wie eine Zusammenarbeit aussehen könnte, bei der die von den verschiedenen Instrumenten gewonnenen Daten gemeinsam genutzt werden. Prof. Cope hat jedoch wenig optimistische Aussichten für all diejenigen, die hauptsächlich eine Störung des Flugverkehrs befürchten: "Wenn Sie mich fragen, was für das europäische Festland die größte Bedrohung darstellt, [...] so ist das kein Vulkanausbruch mit Eiseinfluss. Die größte Gefahr geht nämlich von dem Spaltenvulkan Laki aus." Bei seinem letzten Ausbruch im Jahre 1783 stieß der Laki riesige Wolken Schwefeldioxid und Fluor aus, woran ein Viertel der Bevölkerung starb. Auch für große Teile Nordwesteuropas hatte der Ausbruch schwerwiegende Folgen. "Meiner Ansicht nach müssen wir Island definitiv im Auge behalten, denn dort wird wohl die nächste Vulkanaktivität stattfinden. Vielleicht kann ein solches Ereignis Flugzeugen nicht gefährlich werden, es könnte aber mit erheblichen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit verbunden sein", meinte Prof. Cope abschließend. Nikulas Hannigan von der Vertretung Islands bei der EU fügte hinzu, dass die Erinnerung an den Laki-Ausbruch in der Bevölkerung Islands fest verankert sei. Er zitierte Gilbert White, einen englischen Naturforscher, der die Auswirkungen des Ausbruchs auf Südengland dokumentiert hatte: "Die Mittagssonne", so schrieb dieser, "war fahl wie ein von Wolken bedeckter Mond, und die Fliegen schwärmten so auf den Wegen und in den Hecken, dass die Pferde beinahe durchgingen."

Länder

Island, Japan

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