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Inhalt archiviert am 2023-03-16

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Intensivstation so laut wie Autobahn?

Patienten auf Intensivstationen sind Lärmpegeln ausgesetzt, die mehr als 20 dB höher liegen, als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für derartige Bereiche als grenzwertig empfiehlt. Den Beweis dafür tritt eine europäische Studie an, bei der die Universität Göteborg und die ...

Patienten auf Intensivstationen sind Lärmpegeln ausgesetzt, die mehr als 20 dB höher liegen, als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für derartige Bereiche als grenzwertig empfiehlt. Den Beweis dafür tritt eine europäische Studie an, bei der die Universität Göteborg und die Universität Borås in Schweden zusammenarbeiteten. Ihre Resultate wurden in der Studie "The sound environment in an ICU patient room - A content analysis of sound levels and patient experiences" im Journal of Intensive and Critical Care Nursing veröffentlicht. Diese Ergebnisse gehören zu einer Vorstudie, die wiederum Teil eines größeren Projekts ist, in dem die Forscher tiefgehender und langfristiger untersuchen wollen, auf welche Weise das physische Umfeld schwerkranke Patienten beeinflusst. Hohe Umgebungslärmpegel können für unsere Gesundheit von erheblichem Nachteil sein. So kann Lärm tatsächlich die Ursache für viele Effekte auf die Gesundheit sein, wozu Schlafstörungen, Herz-Kreislauf-Probleme, vermindertes Leistungsvermögen bei der Arbeit und in der Schule sowie Hörstörungen einschließlich Tinnitus zählen. In den westlichen Ländern des europäischen Einzugsgebiets der WHO schreibt man dem Verkehrslärm jährlich den Verlust von mehr als einer Million gesunder Lebensjahre an Krankheit, Behinderung oder frühen Tod zu. In Europa führt Umgebungslärm zu einer Krankheitslast, die nur noch durch die von der Luftverschmutzung ausgehenden Gefahren übertroffen werden. In der Studie registrierten die Forscher innerhalb eines Zeitraums von 24 Stunden die Schallpegel auf der Intensivstation des Södra Älvsborg Hospitals, einem von vier Krankenhausunternehmen innerhalb der Region Västra Götaland, Schweden, wo 13 schwerkranke Patienten betreut wurden. Sie mussten feststellen, dass die Schallpegel rund um die Schwerkranken im Durchschnitt bei 51 bis 55 dB lagen, was einem mit einer vielbefahrenen Straße vergleichbaren Lärmpegel entspricht. Während sie innerhalb von 70 bis 90% der Zeit einen Schallpegel von über 55 dB maßen, registrierten sie auch noch etliche kurze Ausbrüche von Krach, die oberhalb von 100 dB lagen. Und das ist so laut wie ein startendes Flugzeug oder auch ein Presslufthammer. Im Anschluss daran wurden die Patienten über ihre Erfahrungen mit den Geräuschen aus der Umgebung befragt. Sie erinnerten sich dabei sowohl an positive als auch an negative Erlebnisse. Zu den positiven Erfahrungen zählte zum Beispiel der Klang der Stimmen des leise miteinander sprechenden Personals oder die einfühlsame Erläuterung ablaufender Behandlungen. "Zu den als beängstigend empfundenen Geräuschen zählte unkontrollierbarer Lärm, beispielsweise Alarme und Töne von schwerkranken Mitpatienten sowie von Behandlungen und Untersuchungen. Ein Patient beschrieb außerdem, wie die Geräusche um ihn herum in seine Träume und Halluzinationen eindrangen", erzählt Studienleiterin Lotta Johansson, Forscherin an der Sahlgrenska-Akademie der Universität Göteborg. Die Studie bestätigt, dass die vorgefundenen Schallpegel etwas niedriger als die in früheren Studien gemessenen Werte waren, aber immer noch deutlich höher als die 30 dB lagen, die von der WHO für Patientenzimmer in Krankenhäusern empfohlen werden. "Das Interessante ist, dass die Patienten unbekannte und unkontrollierbare Geräusche als besonders störend empfinden und nicht den allgemein hohen Schallpegel. Dies zeigt, dass wir weitere Maßnahmen zur Schaffung heilungsunterstützender Pflegeumgebungen mit besseren Bedingungen zum Schlafen und Erholen für schwerkranke Patienten ergreifen müssen", erklärt Lotta Johansson.Weitere Informationen erhalten Sie bei: ENNAH - the European Network on Noise and Health: http://www.ennah.eu/home?lang=en Sahlgrenska Academy, University of Gothenburg: http://www.sahlgrenska.gu.se/english

Länder

Schweden