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Inhalt archiviert am 2023-04-13

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Schlechte Nachrichten zum Thema Folatmangel: Der Schaden kann nicht rückgängig gemacht werden

Eine neue Studie hat ergeben, dass ein Mangel an Folat zu Problemen bei der Zellteilung und DNA-Replikation führt. Noch schlimmer ist jedoch, dass diese Folgen weitaus schwerwiegender sind als gedacht.

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Folat ist ein für die menschliche Gesundheit essenzielles Vitamin. Da es der Körper nicht speichern kann, muss es über Nahrungsmittel, die reich an Folat sind, oder durch Nahrungsergänzungsmittel mit Folsäure (synthetisches Folat) aufgenommen werden. Heute findet man kaum eine Schwangere, die sich der Bedeutung von Folat bei der Vermeidung von Geburtsschäden nicht bewusst ist. Viel weniger bekannt ist wahrscheinlich die Tatsache, dass dieses Vitamin (das auch als Vitamin B9 bekannt ist) möglicherweise auch Schutz vor Anämie, Unfruchtbarkeit, vielen Krebserkrankungen, psychologischen Störungen und altersbedingter Demenz bietet. Wissenschaftler sind sich jedoch noch immer nicht sicher, wie genau ein Folatmangel ein solches Spektrum an Krankheiten verursachen kann. Eine kürzlich in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlichte Studie konnte in dieser Angelegenheit etwas Licht ins Dunkel bringen. Die Ergebnisse der Studie, die unter anderem durch das EU-finanzierte Projekt CHROMAVISION (Super-resolution visualisation and manipulation of metaphase chromosomes) unterstützt wird, zeigen, dass sich ein Folatmangel negativ auf die Zellteilung und DNA-Replikation auswirken kann. Den Autoren der Studie zufolge sind die krankhaften Anomalien der Chromosomen, die durch den Mangel hervorgerufen werden, in der Tat viel schädlicher, als Wissenschaftler bisher angenommen haben. „Ein Folatmangel beeinträchtigt die Instandhaltung der Chromosomen. Sobald eine Zelle ein Chromosom oder Teile davon verloren hat, gibt es keinen Weg zurück. Ist die Zellteilung also fehlgeschlagen, lässt sie sich nicht mehr reparieren, indem man große Mengen an Folsäure zu sich nimmt. Wenn der Schaden eingetreten ist, kann er nicht mehr rückgängig gemacht werden“, so die Studienautorin Ying Liu in einem auf „Futurity“, einer Website für Forschungsnachrichten, veröffentlichten Artikel. Sie ist außerordentliche Professorin an der Fakultät für zelluläre und molekulare Medizin des Zentrums für Chromosomenstabilität, das beim Projektpartner, der Universität Kopenhagen, angesiedelt ist. Die Forscher untersuchten den Genlocus FRAXA, der eine umfassende Sequenzwiederholung des chemischen Musters Cytosin-Guanin-Guanin (CGG) aufweist. Sie konnten nachweisen, dass ein Folatmangel an diesem Ort eine fehlerhafte Chromosomentrennung auslöst. Darüber hinaus stellten sie fest, dass das gesamte X-Chromosom durch einen dauerhaften Mangel an Folat instabil wird. „Im Rahmen der Studie zeigen wir, dass ein solcher Mangel zu schwerwiegenderen Chromosomenstörungen als zuvor bekannt führt. Dadurch übernehmen die Tochterzellen nach der Zellteilung die falsche DNA-Menge oder verlieren in einigen Fällen sogar ein ganzes Chromosom. Somit ließe sich vielleicht erklären, warum ein Mangel an Folat zum Beispiel mit Unfruchtbarkeit, psychischen Erkrankungen und Krebs in Verbindung steht“, erklärt Liu. Das menschliche Genom verfügt über mehrere Orte, an denen sich das CGG-Muster mehrfach wiederholt. Nach Aussage der Studienautoren sind weitere Forschungsarbeiten an diesen Regionen notwendig. So soll beurteilt werden, ob ein Folatmangel in diesen Bereichen eine Chromosomeninstabilität und folglich verschiedene Erkrankungen herrufen kann. CHROMAVISION wird im Mai 2019 abgeschlossen. Der Beitrag des Projekts zu einer besseren Bildgebung und einem besseren Verständnis der chromosomalen Mechanismen hilft Wissenschaftlern, die Ursachen von Krankheiten zu erkennen und neue Medikamente zu finden. Weitere Informationen: CHROMAVISION-Projektwebsite

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