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Inhalt archiviert am 2023-04-13

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Der Gefahr, die von Chemiecocktails ausgeht, begegnen

Forscher haben einen neuen Ansatz zur Ermittlung der schädlichen Folgen künstlich hergestellter Chemikaliengemische gefunden. Dank ihrer Methodik werden Optimierungen in den Bereichen Bewertung und Beherrschung von Gesundheitsrisiken möglich.

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Während der vergangenen beiden Jahrzehnte wuchsen Bedenken hinsichtlich der Tatsache, dass wir anscheinend ständig Chemikaliengemischen aller Art ausgesetzt sind. Grund dafür ist, dass Chemikalien mit hormonaktiver Wirkung, die in zahlreichen Produkten wie etwa Pestiziden, Metallen, Lebensmittelzusatzstoffen und Körperpflegemitteln nachweisbar sind, mit unterschiedlichen Gesundheitsrisiken in Verbindung gebracht werden. Dazu zählen die Beeinträchtigung der Fortpflanzungsfähigkeit bei Männern und Frauen, eine erhöhte Brustkrebsinzidenz sowie ein ungewöhnlicher Wachstumsverlauf und neurologische Entwicklungsstörungen bei Kindern. Zwar gibt es wesentliche Fortschritte beim Verständnis und der Regulierung Chemikalien mit hormonaktiver Wirkung zu verzeichnen, jedoch sind die Verfahren zur Risikobewertung und -beherrschung hauptsächlich auf die Exposition gegenüber einer einzelnen Substanz ausgerichtet. Es ist aber wichtig, sich auch mit den Auswirkungen der Chemikaliengemische mit hormonaktiver Wirkung zu beschäftigen. Das EU-finanzierte Projekt EDC-MixRisk (Integrating Epidemiology and Experimental Biology to Improve Risk Assessment of Exposure to Mixtures of Endocrine Disruptive Compounds) hat die Folgen pränataler Exposition gegenüber solchen Chemikalien auf die Gesundheit des Kindes analysiert. Die wichtigsten Ergebnisse und Erkenntnisse des Projektes wurden vor Kurzem in Form eines Kurzdossiers veröffentlicht. EDC-MixRisk nutzte epidemiologische Daten der schwedischen Kohortenstudie zur Schwangerschaft SELMA und stellte Referenzgemische zusammen, anhand derer eine Nachbildung der Exposition möglich ist. Bei experimentellen Untersuchungen wurden verschiedene Zell- und Tiermodelle eingesetzt, um Tests mit diesen Gemischen durchzuführen. Als Modelle wurden laut dem Kurzdossier unter anderem Organoide menschlicher Gehirne, humane Zelllinien, Mäuse, Kaulquappen und Zebrabärblinge verwendet. Wie im Kurzdossier erläutert, zeigen die Ergebnisse, „dass die pränatale Exposition gegenüber Gemischen aus Chemikalien mit hormonaktiver Wirkung mit unterschiedlichen Auswirkungen auf die Gesundheit und die Entwicklung der Kinder in Zusammenhang gebracht werden konnten. Einige Folgen waren geschlechtsspezifisch.“ Weiter heißt es: „Die untersuchten Gemische beeinflussten bei vielen der experimentellen Modelle bestimmte Ergebnisse, die von Hormonregulierungen abhängig und krankheitsrelevant sind, wenn sie in den bei den schwangeren Frauen ermittelten Konzentrationen eingebracht wurden.“ Optimierte Risikobewertung Eine bedeutende Erkenntnis, die bei dem Projekt gewonnen wurde, ist, dass Gesundheitsrisiken, die aus der Exposition gegenüber verschiedenen, sich überlagernden Chemikalien mit hormonaktiver Wirkung oder potenziell hormonaktiver Wirkung erwachsen können, in den bestehenden Verordnungen zu diesen Substanzen generell unterschätzt werden. Das Team macht darauf aufmerksam, dass einzelne Substanzen, die in die Umgebung abgegeben werden oder in einen menschlichen Körper eindringen, auf dort bereits vorhandene Chemikalien treffen. Zugunsten einer besseren Risikobewertung bei Chemikalien mit hormonaktiver Wirkung sollte dieser Faktor bei rechtlichen Maßnahmen berücksichtigt werden. Im Kurzdossier ist nachzulesen: „Daher empfehlen wir, bei künftigen und derzeitigen Arbeiten im Bereich Biomonitoring (a) Analysen komplexer Gemische vorzunehmen, (b) negative Auswirkungen auf die Gesundheit in der gleichen Kohorte zu untersuchen, (c) auf Toxizitätsdaten hoher Qualität zurückzugreifen, um schädliche Chemikalien zu identifizieren sowie (d) Quellen, die über einen längeren Zeitraum hinweg aufgenommen wurden, zu konsultieren, um zeitliche Entwicklungen berücksichtigen und Maßnahmen zur Risikobeherrschung beurteilen zu können.“ Die Gesellschaft braucht eine bessere Entscheidungsfindung bezüglich der Risiken einer Exposition von Menschen gegenüber künstlich hergestellten Chemikalien während ihres gesamten Lebens. Hiermit befasst sich das Projekt EDC-MixRisk. Im Mittelpunkt stehen dabei das Risiko zahlreicher negativer Auswirkungen auf die Gesundheit, die nach der Exposition gegenüber komplexen Chemikaliengemischen mit hormonaktiver Wirkung in frühen Lebensphasen auftreten und auf molekularen Mechanismen basieren. Als Ziel wird auf der Projektwebseite die Förderung des Einsatzes sichererer Chemikalien für künftige Generationen angegeben. Weitere Informationen EDC-MixRisk-Projektwebseite.

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