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Pictorial History in Mesoamerican Religions

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Neue Kenntnisse zur schriftlichen Überlieferung der Azteken

In Europa wurde die schriftliche Überlieferung der Azteken lange Zeit unterschätzt. Nun scheint es, dass das bildhafte Kommunikationssystem viel anspruchsvoller als allgemein angenommen und perfekt geeignet war, um die miteinander verbundene aztekische Kosmologie auszudrücken.

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Die Azteken verwendeten eine Bilderschrift, die die spanischen Eroberer und anschließende westliche Gelehrte weithin als primitive oder "nicht reale" Form des Schreibens abtaten. Es scheint nun, dass eine solche Auslegung nicht gerechtfertigt ist und nicht der wahren Komplexität der aztekischen Kommunikation entspricht. Das Projekt PICTORIAL HISTORY (Pictorial history in Mesoamerican religions) warf einen neuen Blick auf den Diskurs der Azteken. Insbesondere erforschten die Forscher die visuelle Kommunikation der Azteken als Ausdruck ihres verwobenen Weltbilds. Die Arbeit begann mit einer Literaturübersicht, die die Notwendigkeit für ein Umdenken zur schriftlichen Überlieferung bei den Azteken deutlich machte. Die Studie ergab, dass die bisherigen Aussagen über das angeblich dualistische Denken der Azteken reine eurozentrische Projektionen waren. Stattdessen fanden die Projektforscher heraus, dass alle sensorischen Manifestationen im Denken der Azteken Aspekte von unterschiedlichen aber miteinander verbundenen Kräften waren. In der nächsten Phase wurde gezeigt, wie die Schriftlichkeit der Azteken diese Philosophien verkörperte. Insbesondere veranschaulichte die Arbeit, dass die Azteken weder zwischen Schreiben und Malen noch zwischen Schreiben und Kunst unterschieden. Die gesamte visuelle Kommunikation der Azteken war dazu bestimmt, als eine multisensorische Vermischung interpretiert zu werden. Danach suchten die Forscher nach Primärquellen mit dem Ziel, spirituelle Interpretationen und Kosmologie der Azteken zu rekonstruieren, um Einblick zur Interpretation ihrer Texte zu erhalten. Schließlich wandte das Team neuste Theorien zu verkörpertem Wissen auf die Frage an. Es scheint, dass das ideographische (ikonische, nicht-phonetische) Schreiben der Azteken besser geeignet war, ihre komplexe, multisensorische kulturelle Weltsicht zum Ausdruck zu bringen, als Lautschrift-Systeme. Die Arbeit kam zu dem Schluss, dass die Azteken einen anspruchsvolle Kommunikation hatten und die bisherigen europäischen Vorstellungen davon falsch lagen. PICTORIAL HISTORY lieferte neues Verständnis zu mehreren wichtigen wissenschaftlichen Diskussionen. Darüber hinaus half die Arbeit, mit der eurozentrischen kolonialen Mentalität zu brechen und das Verständnis außereuropäischer Kulturen im Allgemeinen zu fördern, was im Zusammenhang mit der Globalisierung von Bedeutung ist.

Schlüsselbegriffe

Azteken, Schreiben, bildhaft, Kosmologie, visuelle Kommunikation, multisensorisch

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