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IDP Bridging Plant Science and Policy

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Schulung von Pflanzenforschern für eine bessere Zusammenarbeit mit der Politik

Die Welt entfernt sich mehr und mehr von wissenschaftsbasierter Politik, gleichzeitig stellt die wachsende Weltbevölkerung ein großes Problem für die weltweiten Ressourcen dar. Ein Schulungsprogramm für Forscher beginnt nun, die Lücke zwischen Wissenschaftlern und politischen Entscheidungsträgern schließen.

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Angesichts der Tatsache, dass die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2050 voraussichtlich auf 9,1 Milliarden anwachsen wird, bringt die Menschheit selbst die Ressourcen der Erde durch eine nicht nachhaltige Nutzung von Ressourcen sowie die Zerstörung aller Arten von Lebensräumen in Gefahr. Nie war es also wichtiger, die Wissenschaftspolitik mit den Erkenntnissen der Wissenschaftler in Einklang zu bringen. Die Menschheit muss dringend handeln und diesen Konsequenzen mit weltweit koordinierten Maßnahmen entgegenwirken. So fasst es Dr. Melanie Paschke vom Zurich-Basel Plant Science Center zusammen, die gleichzeitig bei IDP BRIDGES mitarbeitet. „Unser Klimasystem erreicht eine neue Stufe. Der Verlust an biologischer Vielfalt gefährdet das Funktionieren der Ökosysteme, Schädlinge breiten sich weltweit aus und bedrohen unsere Ernährungssicherheit“, sagt sie. „Durch den aktuellen Wandel in der Gesellschaft verlieren Institutionen und Experten an Legitimität, und genau da müssen Wissenschaftler mit einer neuen Rolle als Vermittler zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft ansetzen.“ Mit der EU-finanzierten Initiative IDP BRIDGES sollen Pflanzenforscher schon am Anfang ihrer Karriere die Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik genauer betrachten und herausfinden wie ihre eigene Forschung damit zusammenhängt. Aus dem Programm sollten Wissenschaftler hervorgehen, die disziplinenübergreifend denken, interdisziplinäre Fähigkeiten haben und über exzellente wissenschaftliche Kenntnisse verfügen. Koordiniert wurde das Projekt von der ETH Zürich (Eidgenössische Technische Hochschule Zürich) und startete mit 14 Nachwuchswissenschaftlern, die an einem innovativen Schulungsprogramm zu den Schnittstellen von Wissenschaft und Politik einerseits sowie Wissenschaft und Innovation andererseits teilnahmen. Das Programm wurde von assoziierten Partnern aus fünf Mitgliedstaaten der EU und acht Entwicklungsländern gestaltet, damit die Forscher unterschiedliche Arbeitsumgebungen und Kontexte kennenlernen konnten. In IDP BRIDGES lernten die Nachwuchswissenschaftler, Beziehungen zu politischen Entscheidungsträgern aufzubauen und wissenschaftliche Erkenntnisse in den Prozess der politischen Entscheidungsfindung einzubringen. Das einzigartige Schulungsprogramm vermittelte den Nachwuchswissenschaftlern die notwendigen Fähigkeiten, um gesellschaftlichen Problemen adäquat zu begegnen, den Dialog zur politischen Teilhabe zu öffnen und verschiedene politische Maßnahmen sowie deren Umsetzung zu gestalten und zu bewerten. Jeder Nachwuchswissenschaftler bekam zwei Betreuer aus verschiedenen Organisationen an die Seite; einen aus der Pflanzenwissenschaft und einen aus einer wissenschaftspolitischen Organisation. Im Rahmen von IDP BRIDGES wurden bereits 18 wissenschaftliche Artikel veröffentlicht und von Fachleuten begutachtet. Weitere werden folgen. Ein Patent, das im Programm angemeldet wurde, mündete in einer Firmenausgründung (Epibreed AG) und das Projekt BUNGEE („Directed crop breeding using jumping genes“), erhielt ein auf fünf Jahre (bis 2022) angesetztes Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrates. Aus dem Schulungsprogramm entstanden wissenschaftliche Beiträge für die Politik, Workshops für Interessengruppen, Managementempfehlungen für Landwirte und Experten sowie mehrere Informations- und Diskussionsveranstaltungen für die Öffentlichkeit. IDP BRIDGES organisierte zudem öffentliche Diskussionsrunden, die von Forschern moderiert wurden. Themen waren unter anderem: „Botanik, Patente und Ernährungssicherheit“ sowie „Innovation vs. Regulierung neuartiger Züchtungsverfahren“. Einer der Forscher war Mitglied der Arbeitsgruppe Genomeditierung des European Academies Science Advisory Council und Koautor des dort enstandenen Berichts. Ein anderer Forscher erstellte eine Broschüre zu „Bienen und Blütenbestäubung im Kaffeeanbau“, das an Kaffeebauern im indischen Kodagu verteilt wurde. Außerdem hat einer der jungen Wissenschaftler einen Mikroblog auf ESR eingerichtet, über den Interessengruppen auf ihren Smartphones Informationen zur Artenvielfalt und zum Ökosystem Wald erhalten. Schließlich entstand im Rahmen der IDP BRIDGES Schulung auch ein Informationsblatt über spezielle Saatgutmischungen und den Umgang mit Trockenheit auf Wiesen und Weiden, das sich an Saatgutzüchter und Landwirte in der Schweiz richtete. Absolventen des Programms nehmen auch zukünftig an Karriereveranstaltungen für Nachwuchsforscher teil, um ihre Erfahrungen aus der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Politik auszutauschen. „Forschern aus unserem Netzwerk wurde kürzlich von der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission die Möglichkeit gegeben, an einer gemeinsamen Doktorandenausbildung im Bereich Wissenschaft und Politik mitzuarbeiten. Vier Stipendien werden dafür gerade verhandelt“, sagt Dr. Paschke. Die Schulung der Forscher bei IDP BRIDGES stand im Zusammenhang mit Herausforderungen von Horizont 2020, nämlich Ernährungssicherheit und nachhaltige Landwirtschaft, Klimaschutz, Ressourceneffizienz und Rohstoffe. Ein positives Ergebnis von IDP BRIDGES ist in jedem Fall die nachhaltige Nutzung von Landflächen, wie sie in mehreren Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDG) vorgesehen ist. Wenn das Projekt beendet ist, werden Arbeiten im Bereich der SDG weitergeführt, wie z. B. zu nachhaltiger Landwirtschaft, Klimaschutz, Leben unter Wasser, Leben an Land, menschenwürdiger Arbeit und Wirtschaftswachstum.

Schlüsselbegriffe

IDP BRIDGES, Botanik, Nachwuchsforscher, Ernährungssicherheit, Wissenschaftspolitik

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