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The vertical farming revolution, urban Farming as a Service.

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Urban Food aus vertikaler Landwirtschaft

Vielleicht bauen Ihr Supermarkt vor Ort und Ihr Lieblingsrestaurant dank eines von der EU finanzierten Projekts, das die Nahrungsmittelkette zur Entwicklung des Konzepts der Landwirtschaft im Geschäft komplett neu erdacht hat, bald schon ihr eigenes Essen an.

Lebensmittel und natürliche Ressourcen icon Lebensmittel und natürliche Ressourcen

Unser geschäftiges, modernes Leben fordert, dass an 365 Tagen im Jahr frische Erzeugnisse erhältlich sind, selbst wenn einige Sorten nur saisonal sind und/oder am anderen Ende der Welt produziert werden. Das Ergebnis ist ein Nahrungsmittelsystem, das auf Quantität, niedrige Preise und Effizienz ausgerichtet ist statt auf Qualität, Nachhaltigkeit und Rückverfolgbarkeit. Das von der EU finanzierte INFARM (The vertical farming revolution, urban Farming as a Service)-Projekt spiegelt wider, dass es ein zunehmendes Interesse an sehr nährstoffreichen, lokal angebauten Nahrungsmitteln gibt, die frei sind von Unkrautvernichtungs- und Schädlingsbekämpfungsmitteln, und befasst sich mit der fehlenden Rechenschaftspflicht im derzeitigen Nahrungsmittelsystem. „Indem wir die Erzeugnisse direkt dort anbauen, wo Menschen essen und leben, umgehen wir die lange Lieferkette, verringern Lebensmittelabfälle deutlich, bieten nährstoffreiche Nahrungsmittel ohne chemische Pestizide und verbessern den ökologischen ‚Fußabdruck‘ unserer Pflanzen“, so Guy Galonska, Chief Technical Officer und Mitbegründer von INFARM. Die Antwort liegt in der sogenannten vertikalen Landwirtschaft, bei der Lebensmittel in vertikal gestapelten Schichten unter sorgfältig kontrollierten Bedingungen sowie unter Verwendung von Hydrokulturen und Leuchtdioden (LEDs), die das Sonnenlicht nachbilden, angebaut werden. INFARM geht mit dem Konzept noch einen Schritt weiter, indem es seine cleveren modularen Landwirtschaftseinheiten in der ganzen Stadt einsetzt. „Anstatt uns zu fragen, wie wir die Mängel in der derzeitigen Lieferkette beheben können, wollten wir die gesamte Kette von Anfang bis Ende neu gestalten; statt großflächige Betriebe außerhalb von Städten zu bauen, diese im Hinblick auf einen bestimmten Ertrag zu optimieren und dann das Erzeugnis zu vertreiben, haben wir beschlossen, dass es effektiver wäre, die Betriebe selbst zu verteilen und direkt dort anzubauen, wo Menschen leben und essen“, erklärt Galonska. Einsatz von Technologie Jede Landwirtschaftseinheit ist ihr eigenes individuelles Ökosystem und schafft die Umgebung, in der Pflanzen gedeihen. Durch die Entwicklung des optimalen Lichtspektrums, optimaler Temperaturen, pH-Werte und Nährstoffe können die Forscher für jede Pflanze den bestmöglichen Geschmack, die bestmögliche Farbe und Nährwertqualität erzielen, sei es Rucola aus der Provence, mexikanischer Estragon oder marokkanische Minze. Die verteilten Betriebe sind über die zentrale Landwirtschaftsplattform von INFARM miteinander verbunden und bilden so ein ganz neuartiges Betriebsnetzwerk: „Jeder Betrieb fungiert als Datenleitung und sendet rund um die Uhr Informationen über Pflanzenwachstum an unsere Plattform, damit diese lernen, sich anpassen und optimieren kann.“ Eine Matrix aus Sensoren sammelt und erfasst Daten und ermöglicht es so den Forschern, das Wachstum der Pflanzen aus der Ferne in Echtzeit zu optimieren. Darüber hinaus werden die Informationen in die zentrale Landwirtschaftsplattform eingespeist, um deren kontinuierliche Entwicklung und Verbesserung zu gewährleisten. Das Design der Anbaukästen ahmt das Blattmuster der Sonnenblume nach, welches das effizienteste Platzarrangement in der Natur darstellt. Der Kasten bewegt die Pflanzen von der Mitte an den Rand, je nach Größe und Wachstum. Junge Setzlinge werden mittig in die Spirale eingesetzt und außen geerntet, wenn sie reif sind. Durch das Design können jeden Tag frische Erzeugnisse geerntet werden, und zwar mit einem deutlich höheren Ertrag als bei vergleichbaren Technologien. Verkürzung der Lieferkette INFARM betreibt derzeit mehr als 50 Betriebe in ganz Berlin in Supermarkttheken, Restaurantküchen und Distributionslagern. Neben den Betrieben in Geschäften hat INFARM eine großflächige Setzlinganlage und ein logistisches Supportsystem installiert und in Betrieb genommen, über welche der kontinuierliche, erfolgreiche Betrieb aller landwirtschaftlichen Einheiten möglich ist. Diese Ergebnisse sind der erste Schritt in Richtung der Schaffung eines Urban-Farming-Netzwerks in Berlin, das letztlich dazu führen wird, dass die Stadt in ihrer Lebensmittelproduktion unabhängiger wird. Wie Galonska sagt: „Mit unserem System haben wir die Lebensmittellieferkette komplett verkürzt, da unsere Erzeugnisse im Herzen der Stadt angebaut werden, oftmals direkt an der Verkaufsstelle. So können die Kunden frische Erzeugnisse schon Minuten nach der Ernte kaufen, wodurch alle ursprünglichen Nährstoffqualitäten erhalten bleiben, die verloren gehen würden, wenn das Erzeugnis transportiert und gekühlt wird.“ Von der Arbeit von INFARM profitieren kleine Händler ebenso wie globale Einzelhandelsketten und Regierungen, die sich für Wassereinsparungen, Lebensmittelsicherheit und die Verringerung von Treibhausgasemissionen interessieren. Galonska folgert: „Das innovative Geschäftsmodell von INFARM hat großes Interesse auf sich gezogen, und ich glaube, dass unser Erfolg sowohl für aufstrebende Unternehmer als auch für bereits etablierte Unternehmen ein Nachweis dafür ist, dass „grüner“ zu werden auch rentabel und nachhaltig sein kann.“

Schlüsselbegriffe

INFARM, Lieferkette, vertikale Landwirtschaft, Hydrokulturen, LED

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