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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Neuer Bericht hebt Folgen des Klimawandels auf Antarktis hervor

Zunehmende Treibhausgaswerte in der Luft und ein sich schließendes Ozonloch bedeuten, dass die Temperaturen in der Antarktis in den kommenden 100 Jahren um 3°C steigen und damit zum Anstieg des Meeresspiegels erheblich beitragen könnten. So lauten die Ergebnisse eines neuen Be...

Zunehmende Treibhausgaswerte in der Luft und ein sich schließendes Ozonloch bedeuten, dass die Temperaturen in der Antarktis in den kommenden 100 Jahren um 3°C steigen und damit zum Anstieg des Meeresspiegels erheblich beitragen könnten. So lauten die Ergebnisse eines neuen Berichts eines aus führenden Antarktisforschern bestehenden Expertengremiums. Der Wissenschaftliche Ausschuss für Antarktisforschung (Scientific Committee on Antarctic Research - SCAR) hat zum ersten Mal eine umfassenden Bewertung des Zustands des Klimas der Antarktis und dessen Zusammenhang mit dem globalen Klimasystem vorgelegt. Der Bericht stützt sich auf die Arbeit von 100 Wissenschaftlern von Weltrang aus 13 Ländern. Er stellt die neusten Forschungsergebnisse zur Antarktis vor, hebt die Prioritäten künftiger Forschungen hervor und beantwortet dringende Fragen der politischen Entscheidungsträger zum Abschmelzen der antarktischen Eiskappe, den Anstieg des Meeresspiegels und zur Artenvielfalt. "Die Antarktis ist eine unübertroffene Quelle an Informationen über unseren Planeten. Diese Beurteilung beschreibt unser Wissen und illustriert, wie menschliche Aktivitäten den schnellen Klimawandel antreiben", erklärt der SCAR-Exekutivdirektor Dr. Colin Summerhayes vom schottischen Polarforschungsinstitut im Vereinigten Königreich. "Indem wir diese multidisziplinären Nachweise in einer einzigen Quelle zusammenfassen, helfen wir Wissenschaftlern und politischen Entscheidungsträgern dabei, den Unterschied zwischen Umweltveränderungen, die mit den natürlichen Zyklen der Erde zusammenhängen, und jenen, die vom Menschen ausgelöst werden, zu verstehen", sagte Dr. Summerhayes. "Diese Arbeit ist besonders wertvoll, weil sie den Klimawandel in der Antarktis in einen Kontext stellt und die Auswirkungen auf den restlichen Planeten aufdeckt." Ein Hauptergebnis der vergangenen Jahre betrifft die Interaktion zwischen dem Ozonloch über der Antarktis und dem Klimawandel. Aus Studien ging hervor, dass das Ozonloch letztendlich diese Eiswüste vor größeren Folgen des Klimawandels bewahrt hatte. Internationale Vereinbarungen zur Reduzierung des Ausstoßes ozonschädigender Chemikalien haben sich als wirksam erwiesen und jetzt ist die Größe des Ozonloches stabil. Da sich das Ozonloch in den kommenden Jahrzehnten schließen wird, wird es die Antarktis vor den Folgen des Klimawandels nicht mehr schützen können. Zur gleichen Zeit steigen die Kohlendioxidkonzentrationen schneller an als in den vergangenen 800.000 Jahren. Die Folge davon wird ein Temperaturanstieg in der Antarktis von mehr 3°C im Laufe des kommenden Jahrhunderts sein. Doch trotz dieses Wandels werden die Temperaturen in den meisten Teilen dieser Erdregion auch weiterhin weit unter dem Gefrierpunkt bleiben. Dennoch soll der Verlust des westantarktischen Eisschilds mit einem guten Dutzend Zentimetern zum vorausgesagten Anstieg des Meeresspiegels um 1,4 Meter bis zum Jahr 2100 beitragen. Schaut man sich die Lage aus dem Blickwinkel der Artenvielfalt an, so ist zu sagen, dass die Regenfälle auf der westlichen Antarktischen Halbinsel während des Sommers, zu einem rapiden Anstieg des Pflanzenwachstums sowie der Tier- und Mikrobenpopulationen geführt haben. In den Meeren rund um den Kontinent hat der Verlust des Meereises zu einem veränderten Algenwachstum und zur Senkung der Krillvorkommen geführt. Krill sind kleine krabbenartige Wesen, die die Nahrungsgrundlage vieler Lebewesen darstellen. Vorausblickend betonen die Forscher, dass mehr Klimadaten für abgelegene Polarregionen benötigt werden und dass das Verständnis der klimatischen Veränderungen der Vergangenheit erweitert werden muss. "Für mich ist der erstaunlichste Beleg, dass eine durch menschliche Aktivitäten hervorgerufene Klimafolge - das Ozonloch - den größten Teil der Antarktis vor einem weiteren Klimawandel geschützt hat. Die komplexen Zusammenhänge dieser Fragstellungen zu verstehen, ist für Wissenschaftler eine Herausforderung - und es ist sehr wichtig, diese auf verständliche Weise der Gesellschaft und den politischen Entscheidungsträgern nahezubringen", schließt der Leitautor der Studie, Professor John Turner vom British Antarctic Survey. "Es besteht kein Zweifel, dass sich unsere Welt verändert und dass die Aktivitäten des Menschen diese globale Veränderung beschleunigen", sagte er. "Der Bericht ist ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass die neusten und besten Belege an einer Stelle zusammengetragen und verfügbar sind. Er stellt die Grundlage für die künftige Antarktisforschung dar und liefert das Wissen, das wir alle benötigen, damit wir mit den Umweltveränderungen leben können."

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