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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Kinder, nicht jedoch Schimpansen teilen nach geleisteter Teamarbeit

Forscher aus Deutschland und den Vereinigten Staaten haben entdeckt, dass Kinder im zarten Alter von drei Jahren ihr Spielzeug bereitwillig mit einem anderen Kind teilen, aber nur, wenn sie gemeinsam daran gearbeitet haben, es zu bekommen. Die Studie unter der Leitung des Max-...

Forscher aus Deutschland und den Vereinigten Staaten haben entdeckt, dass Kinder im zarten Alter von drei Jahren ihr Spielzeug bereitwillig mit einem anderen Kind teilen, aber nur, wenn sie gemeinsam daran gearbeitet haben, es zu bekommen. Die Studie unter der Leitung des Max-Planck-Instituts (MPI) für evolutionäre Anthropologie in Leipzig fand nun heraus, dass es sich um ein rein kollaboratives Phänomen handelt. Bei Schimpansen hingegen gibt es keine Verbindung zwischen dem Teilen von Beute und gemeinsamen Anstrengungen. Die Ergebnisse kamen im Fachblatt Nature zur Veröffentlichung. Gemeinsam mit ihren Kollegen von der Universität Harvard und der Michigan State Universität in den Vereinigten Staaten erklären die deutschen Forscher, dass Kinder, die eine Belohnung geschenkt bekommen und nicht durch Zusammenarbeit verdienen, die meisten Spielzeuge eher für sich behalten. Dies trifft auch zu, wenn die Kinder nebeneinander arbeiten, jedoch nicht miteinander interagieren; auch in diesem Fall werden die Spielzeuge nicht geteilt. Studien haben ergeben, dass erwachsene Menschen die Mehrzahl ihrer Ressourcen in Zusammenarbeit mit anderen produzieren. Anschließend teilen sie diese Güter basierend auf Prinzipien wie Fairness und Gerechtigkeit. Kinder hingegen sind eher egoistisch. Die aktuelle Studie zeigt, dass Kinder bereits im Alter von drei Jahren berücksichtigen, ob sie sich eine Belohnungen gemeinsam erarbeitet haben oder nicht, was sich wiederum darauf auswirkt, ob sie ihr Spielzeug mit ihren Kameraden teilen oder nicht. Für die Studie teilte das Team die teilnehmenden Kinder im Alter zwischen zwei und drei Jahren in Zweiergruppen ein. Sie wurden aufgefordert, eine Vorrichtung zu bedienen, um so Spielzeuge zu bekommen (Murmeln). Im ersten Teil der Studie sollten die Kinder gleichzeitig an den Enden eines Seils ziehen, um ein Brett mit Murmeln zu sich heranzuziehen. Nach Erledigung der Aufgabe bekamen die Kinder die Spielzeuge. Ein Kind jedoch erhielt drei, und das andere nur eine Murmel. Anschließend verglichen die Forscher dies mit der Situation, in der die Kinder die Murmeln einfach geschenkt bekamen, ohne vorher am Seil ziehen zu müssen, jedoch mit derselben Murmelverteilung. Im zweiten und dritten Teil der Studie verglichen die Forscher drei Situationen miteinander: Die Kinder arbeiteten zusammen, bekamen die Murmeln geschenkt, oder arbeiteten, aber nicht zusammen. Die Kinder, die für sich arbeiteten, mussten beide dieselbe Menge an Arbeit leisten. Die Forscher ließen jedes Kind unabhängig von den anderen Kindern an ihrem eigenen Seil ziehen. In allen Studien teilten die dreijährigen, und sogar einige der zweijährigen Kinder ihr Spielzeug nur dann miteinander, wenn die Aufgabe gemeinsam erlegt wurde. Wurde die Arbeit hingegen alleine oder gar nicht erledigt, wurde auch nicht geteilt. "Die aus ontogenetischer Sicht erste kindliche Vorstellung der Bedeutung von Verteilungsgerechtigkeit bildet sich möglicherweise in kollaborativen Situationen heraus, wenn eine gerechte Aufteilung des Gewinns durch die gemeinsame Anstrengung nahegelegt wird erklärt die leitende Autorin und Doktorandin Katharina Hamann von der Abteilung für vergleichende und Entwicklungspsychologie am MPI für evolutionäre Anthropologie. Nach Aussage des Teams ist die Wahrscheinlichkeit, dass Schimpansen miteinander teilen, selbst wenn die Belohnung mit gemeinsamer Arbeit verdient wurde, eher gering. Sie betonen, dass Schimpansen in der freien Wildbahn nur selten zusammenarbeiten, wenn es um den Lebensunterhalt geht. Aus diesem Grund haben sie möglicherweise keinen Hang dazu entwickelt, Ressourcen dann gerechter aufzuteilen, wenn diese in Teamarbeit erlangt wurden. Hamann schließt daraus: "Dieser Unterschied zwischen Menschen und Schimpansen zeigt, dass das gerechte Verteilen von Ressourcen beim Menschen seinen evolutionären Ursprung im Teilen gemeinsam erlegter Beute haben könnte."Für weitere Informationen: MPI für evolutionäre Anthropologie: http://www.eva.mpg.de/german/index.htm Nature: http://www.nature.com/

Länder

Deutschland, Vereinigte Staaten

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