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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Wissenschaftler untersuchen den Einfluss genetischer Faktoren auf Depressionen

Französische Forscher untersuchten die Amygdala, einen Teil des Gehirns, der bei Patienten, die unter Ängsten und Depressionen leiden, hyperaktiv ist, und fanden heraus, dass genetische Faktoren einen Einfluss auf die zerebrale Aktivität der Patienten haben. Obwohl die Wisse...

Französische Forscher untersuchten die Amygdala, einen Teil des Gehirns, der bei Patienten, die unter Ängsten und Depressionen leiden, hyperaktiv ist, und fanden heraus, dass genetische Faktoren einen Einfluss auf die zerebrale Aktivität der Patienten haben. Obwohl die Wissenschaftler schon seit längerem wissen, dass Angst und Depressionen durch psychologische und Umweltfaktoren ausgelöst und häufig auch durch genetische Faktoren begünstigt werden, ist nach wie vor unklar, wie sehr jeder Faktor die Entstehung von Angst und Depressionen beeinflusst. In ihrem Beitrag in der Fachzeitschrift Human Brain Mapping beschreibt das Team, dass die Aktivität des Gehirns je nach genetischer Ausstattung, persönlicher Vorgeschichte und Wahrnehmung einer einzelnen Person reguliert werden kann. Diese Erkenntnisse implizieren, dass die Wirkung von Psychotherapien auf die zerebrale Aktivität der Patienten je nach genetischen Eigenschaften variieren kann. Diese Arbeit baut auf mehreren früheren Studien auf, die auf die Möglichkeit hindeuten, dass das Gen 5-HTTLPR, ein Gen, welches Serotonin beeinflusst - eine Substanz, die bei der Steuerung von Emotionen eine Rolle spielt - eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Depressionen spielen könnte. Durch Betrachtung des Promoters von 5-HTTLPR, einer regulatorischen Region der DNS in der Nähe des transkribierten Gens, entdeckte das Team, dass wenn der Promoter in seiner Kurzform vorhanden war, die emotionale Reaktionen auf stressige Ereignisse verstärkt werden. Die Wissenschaftler glauben nun, dass die Kurzform des Gens eine intensivere Aktivierung der Amygdala auslöst und somit zu Symptomen wie Angst oder Depression führen kann, da die Amygdala für Emotionen und die Erkennung von Warnsignalen zuständig ist. Um die Forschungen voranzutreiben, studierte das Team aus Frankreich die Auswirkungen psychologischer und Umweltfaktoren auf den "genetischen" Effekt und führte funktionale Magnetresonanztomographien der Gehirne von 45 gesunden Probanden durch, darunter Träger sowohl der Lang-, als auch der Kurzform des Gens. Während des MRTs wurden den Probanden Fotos mit angenehmen und weniger angenehmen Bildern gezeigt und sie wurden aufgefordert, anzugeben, ob sie die Wirkung auf das Sehen des Bildes als angenehm oder als unangenehm empfanden, und über Verbindungen zwischen den Bildern und sich selbst nachzudenken. Die Ergebnisse zeigten erhebliche Unterschiede zwischen den Trägern der Kurzform des Gens und den anderen Testpersonen. Die Träger der Kurzform des Gens zeigten eine höhere Aktivierung der Amygdala, wenn sie ein Foto mit sich selbst assoziierten, als wenn sie entscheiden mussten, ob ein Bild angenehm war oder nicht. Bei den Probanden ohne dieses Gen wurde der gegenteilige Effekt festgestellt. Das bedeutet, dass die Aktivität der Amygdala je nach Form des Gens und Art der durchgeführten geistigen Aktivität variiert, d. h. je nachdem, ob eine Aktivität objektiv ist oder subjektiv mit der entsprechenden Person verbunden. Bevor die Forscher die Tomographie durchführten, interviewten sie die Testpersonen, um etwas über jedwede negativen Ereignisse zu erfahren, die möglicherweise im letzten Jahr in ihrem Leben passiert sind. Die Ergebnisse zeigten, dass der im letzten Jahr erlebte Stress auch Auswirkungen auf den Einfluss des Gens auf die Aktivierung der Amygdala hatte. Die Studie belegt somit, dass die Gehirnfunktion sowohl durch genetische Faktoren, als auch persönliche Vorgeschichte und die psychologische Verfassung bestimmt wird. Darüber hinaus betonen die Wissenschaftler, dass bestimmte Formen der Psychotherapie wie beispielsweise die kognitive Verhaltenstherapie unterschiedliche zerebrale Auswirkungen haben kann, die von bestimmten Genen abhängen.Weitere Informationen finden Sie unter: National Center for Scientific Research (CNRS), Délégation Paris Michel-Ange: http://www.cnrs.fr/paris-michel-ange/

Länder

Frankreich

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