CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Resilience, Mindfulness and Medication Safety with Electronic Systems

Article Category

Article available in the following languages:

Vermeidung von Medikationsfehlern und mehr Sicherheit durch elektronisches Management

Technische Lösungen können hilfreich sein, um vermeidbare Schäden abzuwenden, die meist durch Medikationsfehler oder unerwünschte Zwischenfälle verursacht werden. Ein europäisches Forschungsprojekt analysierte nun, inwieweit elektronisches Medikationsmanagement die Arzneimitteltherapiesicherheit und kollektive Aufmerksamkeit im klinischen Umfeld fördert.

Digitale Wirtschaft icon Digitale Wirtschaft
Gesundheit icon Gesundheit

Krankenhäuser weltweit setzen zunehmend auf elektronische Medikationsmanagementsysteme, um die kollektive Aufmerksamkeit und damit die Medikationssicherheit zu verbessern. Kollektive Aufmerksamkeit (collective mindfulness) ist ein Konzept, das Einrichtungen selbst in Krisensituationen zuverlässige und effektive Arbeitsabläufe ermöglicht. Nun müssen aber auch die Technologiefolgen elektronischer Medikationsmanagementsysteme bewertet werden, was insbesondere die positiven und negativen Folgen für die kollektive Aufmerksamkeit betrifft.

Einfluss des elektronischen Medikationsmanagements auf die kollektive Aufmerksamkeit

Unterstützt durch die Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen analysierte das Projekt MindSEIS ein solches elektronisches Medikationsmanagementsystem in einem Kinderkrankenhaus in Sydney, Australien, in Zusammenarbeit mit dem Australian Institute of Health Innovation. „Wir wollten vor allem herausfinden, wie der Einsatz dieser Technologie die kollektive Aufmerksamkeit bei der Verordnung von Medikamenten beeinflusst“, erklärt Projektkoordinatorin Bryony Dean Franklin, Professorin für Arzneimittelsicherheit an der Pharmazeutischen Fakultät des University College London. Ziel bei der Implementierung des neuen elektronischen Medikationsmanagementsystems war es, das Risiko von Medikationsfehlern zu verringern. Außerdem bewertete das MindSEIS-Forschungsteam, ob das System die kollektive Aufmerksamkeit im klinischen Umfeld verbesserte. Hierzu wurden in der onkologischen Abteilung des Krankenhauses Befragungen mit medizinischen, pharmazeutischen und Pflegefachkräften durchgeführt und außerdem Meldungen über Vorfälle bei der Behandlung von Onkologiepatientinnen und -patienten nach Einführung des elektronischen Medikationsmanagementsystems analysiert. So sollte ermittelt werden, ob und wie solche Vorfälle mit dem elektronischen Medikationsmanagementsystem in Zusammenhang stehen. MindSEIS bestätigte in der Studie, dass das elektronische Medikationsmanagementsystem die Automatisierung von Medikationen, den Informationszugang und die standardisierte Semantik in onkologischen Behandlungsprotokollen unterstützte. „Beispielsweise förderte das elektronische Medikationsmanagementsystem ein Verfahrensprotokoll, mit dem die Medikation erst dann fortgesetzt werden kann, wenn alle Kontrollvorgaben erfüllt sind, etwa wie vor dem Start eines Flugzeugs“, erläutert Valentina Lichtner, MSCA-Forschungsstipendiatin und Dozentin an der Universität Leeds. Das elektronische Medikationsmanagementsystem lieferte automatisierte Dosisberechnungen und Warnmeldungen, die auf vordefinierten Regeln und standardisierten etablierten Onkologieprotokollen beruhen und verschreibende ärztliche bzw. klinische Fachkräfte unterstützen, was die Therapietreue verbesserte.

Nachteile des elektronischen Medikationsmanagements

Hingegen berichteten Klinikfachkräfte bei der Nutzung des elektronischen Medikationsmanagementsystems auch über fehlerhafte Automatisierungsfunktionen, was die Anwendung erschwerte und zu Verärgerung und Bedienfehlern führte. Zudem konnten automatisierte Zeitvorgaben nicht immer eingehalten werden, vor allem, wenn andere krankenhausinterne Leistungen (wie klinische Tests) benötigt wurden. Mitunter war auch eine manuelle Anpassung der Protokolle und Medikationspläne an das patientenspezifische Krankheitsbild oder Ansprechen auf Medikamente nötig. Um künftig das Risiko von Medikationsfehlern zu minimieren, muss die Nutzung eines elektronische Medikationsmanagementsystems immer mit dem Wissen um dessen technologische Grenzen und den jeweiligen Krankenhauskontext einhergehen.

Bisherige Erkenntnisse

In Technologiebewertungen werden meist nur die Vorteile oder unerwarteten Folgen aufgezeigt, ursächliche Mechanismen aber vernachlässigt. Daher lag der Schwerpunkt bei MindSEIS auf dem prinzipiellen Verständnis dessen, wann elektronische Medikationsmanagementsysteme das Risiko von Behandlungsfehlern im stationären Betrieb erhöhen oder verringern können. „Ein besseres Wissen um diese Mechanismen kann dazu beitragen, elektronische Medikationsmanagementsysteme in allen medizinischen Bereichen effizienter einzusetzen und die kollektive Aufmerksamkeit zu fördern“, betont Lichtner. Technologische Neuerungen in Krankenhäusern sollen in der Regel immer die Patientenversorgung und -sicherheit verbessern. MindSEIS zeigt, dass sich medizinisches Personal gleichermaßen der Vor- und Nachteile eines elektronischen Medikationsmanagementsystems bewusst sein muss, um Patientensicherheit zu gewährleisten und Medikationsfehler zu minimieren.

Schlüsselbegriffe

MindSEIS, elektronisches Medikamentenmanagementsystem (EMM), kollektive Aufmerksamkeit, collective mindfulness, Medikationssicherheit, Krankenhaus, Automatisierung

Entdecken Sie Artikel in demselben Anwendungsbereich