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Bergbau im Kampf gegen den Klimawandel

Ein neuer Dokumentarfilm befasst sich mit dem verantwortungsvollen Abbau von Metallen für die Energiewende in Europa. Ist das umsetzbar?

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Da der Bergbau negative Auswirkungen auf die Umwelt haben kann, ist es nur logisch, dass niemand Bergwerke in der direkten Umgebung haben möchte. Doch wie ethisch ist es angesichts des Übergangs Europas zur Klimaneutralität, die benötigten Metalle aus dem Bergbau in Ländern außerhalb der Europäischen Union (EU) zu beziehen? Ein neuer Dokumentarfilm befasst sich nun mit der Frage, ob ein verantwortungsvoller Abbau von für die Energiewende bedeutsamen Metallen in Europa im Zuge des Kampfs gegen den Klimawandel möglich ist. Der Dokumentarfilm wurde mit Unterstützung der EU-finanzierten Projekte NEMO und ENICON gedreht und zielt darauf ab, eine sachkundige Debatte über die dreigleisige Rohstoffstrategie der EU anzuregen, die Recycling, verantwortungsvollen Abbau innerhalb unserer Grenzen und verantwortungsvolle Beschaffung von außerhalb Europas umfasst.

Keine Metalle, kein Übergang zu einer grünen Wirtschaft

Für die Herstellung von Elektrofahrzeugen, Windturbinen und Batterien, die wir für unseren grünen Wandel benötigen, brauchen wir Lithium, Nickel, Kobalt und Seltene Erden in Mengen, die nicht allein durch Recycling gedeckt werden können. Wie in dem Dokumentarfilm berichtet wird, würden nach Angaben der Internationalen Energie-Agentur selbst dann, wenn alle Batterien bis 2040 recycelt würden, nur etwa 10 % des für die Batteriefertigung des Jahres 2040 benötigten Kupfers, Kobalts und Nickels zur Verfügung stehen. Zudem wird die Nachfrage nach Lithium im Jahr 2040 42-mal, nach Kobalt 21-mal und nach Nickel 19-mal höher sein als im Jahr 2020, um die Ziele des Übereinkommens von Paris zu erreichen. Leider ist Europa hier anfällig, da es fast vollständig von Einfuhren aus Bergwerken außerhalb seiner Grenzen abhängig ist. Realistisch betrachtet braucht die EU also mehr Bergbaubetriebe. Anders Sand, Leiter Forschung und Entwicklung beim schwedischen Bergbauunternehmen und NEMO- und ENICON-Projektpartner Boliden, erklärt in dem Dokumentarfilm: „Ich würde die europäische Selbstversorgung mit Metallen sehr unterstützen. Ohne Metalle wird es keinen Übergang zu einer grünen Wirtschaft geben.“ Tatsache ist, dass Europa über die Ressourcen verfügt, um vom Rest der Welt unabhängiger zu werden. Doch ist ein sozial- und umweltverträglicher Bergbau in Europa möglich? In dem Dokumentarfilm besucht der Direktor des Instituts für nachhaltige Metalle und Mineralien der KU Leuven, Dr. Peter Tom Jones, das Bergwerk Aitik von Boliden – Europas größten Kupfertagebau – in Nordschweden, um ein Beispiel für einen verantwortungsvollen Bergbaubetrieb zu besichtigen. Zu den Maßnahmen, die in diesem Bergwerk ergriffen wurden, gehören elektrifizierte Lastwagen, die mit Wasser- und Windkraft betrieben werden, der Einsatz von weniger Reagenzien zur Metallgewinnung und die Erforschung von Reagenzien mit geringeren Umweltauswirkungen. Zu den weiteren Bemühungen gehören Biodiversitätsprojekte zum Ausgleich des Verlusts an biologischer Vielfalt im Bergbaugebiet und Forschungsarbeiten zur Rückgewinnung von Ressourcen aus Bergbauabfall. Der Dokumentarfilm wird von zwei Vodcasts begleitet, in denen Dr. Jones führende Sachverständige auf diesem Gebiet interviewt. Im ersten Vodcast beantwortet Anders Sand von Boliden Fragen zum verantwortungsvollen Bergbau, zu den für einen solchen Übergang erforderlichen Sanierungsplänen, zum Syndrom „Bei mir aber nicht!“ in Europa, zur Wahrscheinlichkeit neuer Bergwerke im bevorstehenden Jahrzehnt und zur Rohstoffstrategie der EU. Im zweiten Vodcast spricht Dr. Jones mit Maria Nyberg von der Generaldirektion Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum und KMU der Europäischen Kommission, um einen besseren Einblick in die offizielle Position Europas zum Primärbergbau von für die Energiewende notwendigen Metallen zu erhalten. NEMO (Near-zero-waste recycling of low-grade sulphidic mining waste for critical-metal, mineral and construction raw-material production in a circular economy) endet im Jahr 2022. ENICON (Sustainable processing of Europe's low-grade sulphidic and lateritic nickel/cobalt ores and tailings into battery-grade metals) endet im Jahr 2026. Weitere Informationen: NEMO-Projektwebsite ENICON-Projektwebsite

Schlüsselbegriffe

NEMO, ENICON, Bergbau, Metall, Dokumentarfilm, Übergang zu einer grünen Wirtschaft, Kupfer, Nickel, Kobalt, Lithium, Batterie

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