CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS
Inhalt archiviert am 2024-05-27

Brain plasticity and sensory substitution in human blindness

Article Category

Article available in the following languages:

Ersetzen der Sehkraft durch Geräusche

Die Sinnessubstitution als innovatives Konzept in der Neurowissenschaft hat neue Einblicke in die Verhaltensmuster und Fähigkeiten von blinden Menschen gewährt. Mit diesem Projekt wurde gezeigt, dass die Informationen eines fehlerhaften Sinnessystem von einem intakten Sinnessystem genutzt werden und an das Gehirn über entsprechende Leitungsbahnen übertragen werden können.

Gesundheit icon Gesundheit

Wegen der Nutzung von PVSA (prosthesis of substitution of vision by audition), d.h. einer Prothese für den Ersatz des Sehvermögens durch das Gehör, unterscheidet sich dieses Projekt von früheren erforschten Sinnessubstitutionen. PVSA ermöglicht die gleichzeitige Erkennung sowie Lokalisierung eines bestimmten Objekts außerhalb des Verständnisbereiches, d.h. des Bereiches außerhalb der unmittelbaren geistigen Wahrnehmung der blinden Person. Hierbei handelt es sich um einen wichtigen Faktor bei der Verbesserung der räumlichen Verarbeitungsfunktionen von früh erblindeten Personen. Nutzer können damit neue Wahrnehmungsphänomene wie Tiefenwahrnehmung mit gleichzeitiger Lokalisierung erleben. Von den geschulten Personen wurden Verhaltensmuster erfasst, um ihre kognitiven Fähigkeiten bewerten zu können. Einer der wichtigsten Erfolge des Experiments bestand darin, dass die Versuchspersonen eine Verbindung zwischen den Ersatzinformationen und den natürlichen, zur Mustererkennung und Objektlokalisierung verwendeten, Informationen herstellen konnten. Im Hinblick auf Mustererkennung waren nur vier Unterrichtseinheiten zu je einer Stunde ausreichend, um den PVSA-Code angemessen zu erlernen. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass Personen mit verbundenen Augen entfernte Gegenstände mit PVSA viel genauerer und wirkungsvollerer lokalisieren konnten als Personen, die früh erblindet sind. Das liegt daran, dass die Tiefenwahrnehmung mit PVSA in erster Linie auf früheren visuellen Erfahrungen basiert. Nach nur drei 30-minütigen Trainingseinheiten zeigten aber früh erblindete Personen ein ähnliches Leistungsniveau wie Personen, denen die Augen verbunden wurden. Schließlich sollte untersucht werden, ob das Gehirn von früh erblindeten Personen in der Lage ist, den Raum mit mehreren Sinnen wahrzunehmen. Die erzielten Ergebnisse unterstützen diese Annahme und wenn man die Endergebnisse betrachtet, lässt sich schlussfolgern, dass die audio-visuelle Sinnessubstitution schon bald alltägliche Aufgaben wie Navigation für Blinde verändern wird.

Entdecken Sie Artikel in demselben Anwendungsbereich