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Inhalt archiviert am 2024-04-23

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FTE-Erfolgsstorys - Eine nachhaltige Zukunft für Plastik planen

Zukünftig wird Nachhaltigkeit im Kunststoffsektor ein noch dringenderes Anliegen sein, da Gesetzgebung und öffentliche Nachfrage die Unternehmen zur Herstellung umweltfreundlicherer Produkte zwingen. Ein europäisches Projekt hat alternative Materialien, Produktionsverfahren und sogar Produkte wie einen Komposit-Bussitz entwickelt, die mit der Zeit die entsprechenden Plastikversionen auf Erdölbasis ersetzen könnten.

Klimawandel und Umwelt icon Klimawandel und Umwelt

Während im Laufe der letzten 30 Jahre die Produkte auf Erdölbasis kontinuierlich verbessert wurden, bringt es jedoch die Natur des bei der Produktion eingesetzten Rohstoffs mit sich, dass die Frage der Nachhaltigkeit erst noch in einem zufriedenstellenden Maße beantwortet werden muss. Das innerhalb des RP7-Finanzierungsinstruments der EU geförderte Sustaincomp-Projekt sollte einige völlig neue Kompositmaterialien auf Grundlage von Holz entwickeln, die aus mehreren Teilen oder Elementen bestehen und zur Herstellung haltbarer, kostengünstiger und zugleich nachhaltiger Kunststoffprodukte Einsatz finden könnten. "Will man etwas ersetzen, so muss man die an das zu ersetzende Material bestehenden Anforderungen erfüllen und genau das versuchen wir", sagt Projektkoordinator Mikael Ankerfors. "Produkte auf Erölbasis sind gut, aber im Laufe der nächsten Zeit wird man immer mehr unter Zugzwang geraten, nachhaltige Materialien zu erfinden, welche das Gleiche leisten können. Unsere Komposit-Holzfasern, Biokunststoffe und Nanozellulose haben auf diesem Gebiet echtes Potenzial bewiesen." Sustaincomp gelang mit einer Kombination von aus natürlichen Quellen stammenden Materialien die erfolgreiche Beantwortung der Nachhaltigkeitsfrage. Biokunststoffe und Holzfasern werden aus erneuerbarer, nachwachsender Biomasse erzeugt, während Nanozellulose schlicht aus Holzfasern besteht, die sorgfältig zu Stückchen zerkleinert und dann zu ordentlich gewebten Kristallen und Fasern in Nanogröße geformt wurden. Diese können als eine dicke Paste in jede gewünschte Form gebracht werden. Von Komposit-Bussitzen bis hin zu Nanoschaumstoffen Eine dieser Formen ist der Komposit-Bussitz, den Sustaincomp als einen seiner Haupterfolge feiert. "Es wurde eine Holzfaser-Biopolymer-Nanozelluloseverbindung entwickelt und auf einer herkömmlichen Papierpresse zu einer Folie gewalzt, die zum Rahmen des Bussitzes umgeformt wurde", erläutert Ankerfors. "Das Ergebnis ist ein preisgünstigeres, leichteres, umweltfreundlicheres Produkt mit sämtlichen mechanischen Eigenschaften der Version auf Erdölbasis." Der vom Sustaincomp-Partner Elatopoli Oy gefertigte Bussitz ist außerdem ein Symbol für die von Sustaincomp geförderte sektorübergreifende Zusammenarbeit. "Unsere Zielsetzung sieht vor, die traditionelle Forstwirtschaft näher an Sektoren wie die Fahrzeug- und Elektroindustrie heranzurücken, die eine Menge Kunststoff einsetzen", teilt Ankerfors mit. Da sich die europäische Forstwirtschaft aufgrund der Ressourcennutzung und der steigenden Kosten der Produkte unter Druck befinde, seien neue Marktsegmente zunehmend attraktiv. Und er fügt hinzu: "Können wir beweisen, dass natürliche Produkte in traditionell von Kunststoff dominierten Industriezweigen eingesetzt werden können, werden davon beide Seiten profitieren." Da die Gesetzgebung und die öffentlichen Meinung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in Zukunft nach noch mehr nachhaltigen Produkten verlangen werden, werden dementsprechend auch die Fahrzeughersteller und die Konsumgüterindustrie den Einsatz von mehr Kompositmaterialien in ihren Produktionsprozessen vorantreiben. Da die bereits vorhandenen Maschinen zur Entwicklung von Kompositen verwendet werden können und dabei nur wenig anpasst werden müssen, werden die mit der Umstellung verbundenen Kosten minimal sein. Und auch andere werden profitieren. "Die meisten Kunststoffteilehersteller sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU)", führt Ankerfors weiter aus. "Werden sie in die Kette übernommen, so unterstützt man deren Wachstum. Europa hat die KMU als einen Bereich des zunehmenden Wachstums und der Generierung von Arbeitsplätzen ausgemacht, und so hoffen wir, dass wir dazu beitragen können, einen neuen Sektor in der Kunststoffindustrie aufzubauen, in dem gerade sie gedeihen können." Sustaincomp entwickelt nicht zuletzt Produkte wie beispielsweise nanoverstärkte Schaumstoffe, welche in der Verpackungs- und Baubranche die Styropormaterialien ersetzen sollen, und nanostrukturierte Membranen, die kleinräumige Flüssiganwendungen im medizinischen Bereich möglich erscheinen lassen. Hier lässt sich für die Zukunft in vielen Industriezweigen ein erhebliches Potenzial für den breitangelegten Einsatz von Kompositmaterialien erahnen. - Projektbezeichnung: "Development of sustainable composite materials" - Projektakronym: Sustaincomp - Projektwebsite: Projektwebsite Sustaincomp - Projektreferenznummer: 214660 - Name/Land des Projektkoordinators: Mikael Ankerfors, Innventia (Schweden) Gesamtprojektkosten 9 373 540 EUR - Beitrag der EK: 6 500 000 EUR - Projektbeginn/-ende: September 2008 bis August 2012