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Inhalt archiviert am 2023-03-16

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EU-Forschung zeigt wie Magnetfelder und Schwingungen Ameisen beim Navigieren helfen

Wüstenameisen, die in der kargen Wüstenumgebung leben, können sich nicht auf Landmarken verlassen, um ihren Weg zu finden, aber erstaunlicherweise verlaufen sie sich niemals. Wissenschaftler in Deutschland haben entdeckt, dass diese unglaublichen Tiere nicht nur ihre Schritte ...

Wüstenameisen, die in der kargen Wüstenumgebung leben, können sich nicht auf Landmarken verlassen, um ihren Weg zu finden, aber erstaunlicherweise verlaufen sie sich niemals. Wissenschaftler in Deutschland haben entdeckt, dass diese unglaublichen Tiere nicht nur ihre Schritte zählen sondern auch Bodenschwingungen und magnetische Felder als Orientierungshilfen nutzen, um nach der Nahrungsmittelsuche sicher nach Hause zurückzukehren. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass Ameisen einen sogenannten Wegintegrator verwenden - dabei verwenden die Tiere Informationen, um Entfernung und Richtung einzuordnen, um ihre geographische Position einzuschätzen - und den Weg nach Hause zu finden. Forscher vom Max-Planck-Institut für chemische Ökologie in Jena, Deutschland, haben nun bewiesen, dass Wüstenameisen magnetische oder vibrierende Orientierungshilfen nutzen, um ihr Nest zu finden. Die Studie wurde im Fachmagazin PLoS ONE veröffentlicht. Die europäischen Forscher sagten, dass obwohl der Wegintegrator ein "faszinierender Mechanismus ist, den die Ameisen zur Orientierung verwenden'' und "eine wichtige Überlebensformel in der kargen Wüstenumgebung", ist die Methode "fehleranfällig". Deshalb nutzen sie andere sichtbare Gegenstände und Gerüche als Orientierungshilfen. Es ist für die Ameise überlebenswichtig, zum richtigen Nest zurück zu finden, denn wenn eine Ameise versehentlich ein falsches Nest betritt, wird sie getötet, mindestens aber in die Flucht geschlagen. Das Forscherteam wollte daher prüfen, ob Wüstenameisen auch Magnetismus und Vibrationssignale nutzen können, sollten andere Orientierungshilfen fehlen. "Wir waren sehr erstaunt, dass dies wirklich der Fall ist", so Doktorandin Cornelia Bühlmann, die die Experimente durchführte. Um die Bedeutung des Magnetismus und der Vibrationssignale für die Ameisen zu testen, platzierten Frau Bühlmann und ihre Kollegen einen Kanal in der Nähe eines Nesteingangs und trainierten einige Ameisen, den Köder zu finden. Der Kanal enthielt entweder eine magnetische, ein auf Vibration basierende, eine visuelle oder eine olfaktorische Orientierungshilfe zum Nesteingang. Anschließend verglichen sie das Verhalten dieser Ameisen mit dem einer trainierten Kontrollgruppe, deren Kanal allerdings keine Orientierungshilfe enthielt und mit einer Gruppe untrainierter Ameisen, die die Orientierungshilfe in der Testsituation zu ersten Mal erlebten. Die Forscher fanden heraus, dass sowohl die trainierten als auch die untrainierten Ameisen den Wegintegrator benutzten, um ihr Nest wie erwartet zu finden. Und sie ignorierten alle Veränderungen bei den Orientierungshilfen. Allerdings gingen die Ameisen, die trainiert wurden, während ihre Nester mit einer Orientierungshilfe gepaart wurden, an der Stelle vorbei, an der ihr Nest nach der Änderung der Orientierungshilfe gewesen wäre. Sie suchten ihr Nest an der Stelle, wo die Orientierungshilfe ursprünglich war und ignorierten die Informationen des Wegintegrators. Trainierte Wüstenameisen fanden zielsicher zu ihrem Nesteingang zurück, wenn man direkt daneben einen batteriebetriebenen Vibrationsgeber eingrub. Um auszuschließen, dass die Tiere nicht auf elektromagnetische Effekte des Geräts reagieren, wurden Experimente durchgeführt, bei denen die Vibration ohne Kontakt zum Erdboden erfolgte ? "hier reagierten die Ameisen wie ihre untrainierten Artgenossen: Sie irrten ziellos umher." Die Experimente zeigen, dass Wüstenameisen enorm empfindlich auf Vibrationssignale reagieren können. Mit welchem Sinn sie sich wiederum an dem künstlichen Magnetfeld um ihr Nest herum orientieren können, ist unklar. "Dies heißt nicht, dass Ameisen ein Art Magnetsinnesorgan haben", sagte Dr. Markus Knaden. "Es könnten auch durch das starke Magnetfeld bedingte Anomalien von Nervensignalen sein, die sich die Tiere quasi merken." Die an extreme, unwirtliche Lebensräume angepassten Tiere scheinen somit über eine erstaunliche Flexibilität zu verfügen, sämtliche Sinne für die Navigation zu gebrauchen, folgert das Team.Weitere Informationen erhalten Sie hier: http://www.mpg.de/5186323/ameisen_orientierung?filter_order=L

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