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Inhalt archiviert am 2023-01-13

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EU-Projekt entwickelt Alternative zu Tierversuchen

Während Tierschutzorganisationen die vorgeschlagene Einführung eines neuen Regelwerks für Chemikalien, das mehr Tierversuche erforderlich machen wird, in Frage stellen, ist die Europäische Kommission bestrebt, nachzuweisen, dass sie aktiv nach Alternativen zu derartigen Tests ...

Während Tierschutzorganisationen die vorgeschlagene Einführung eines neuen Regelwerks für Chemikalien, das mehr Tierversuche erforderlich machen wird, in Frage stellen, ist die Europäische Kommission bestrebt, nachzuweisen, dass sie aktiv nach Alternativen zu derartigen Tests sucht. Die Ergebnisse einer solchen Alternative, die jährlich bis zu 200.000 Kaninchen den Einsatz als Versuchstier ersparen könnte, wurden am 12. Mai in Brüssel vorgelegt. Das für Forschung zuständige Mitglied der EU-Kommission, Philippe Busquin, verwies auf das Dilemma, in dem sich Wissenschaft und Gesetzgebung befinden, und erklärte, dass die Kommission bestrebt sei, das Leiden und den unnötigen Tod von Tieren zu vermeiden, aber gleichzeitig die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten. Nachdem inzwischen das Europäische Parlament ein Verbot für Tests von kosmetischen Mitteln verabschiedet hat und die Vorschläge der Kommission für strengere Regeln für Tests von Chemikalien vorgestellt wurden, werden derartige Alternativen umso dringender gebraucht. Die Kommission hat bisher rund 65Millionen Euro für Forschung auf diesem Gebiet ausgegeben. Eine neue, von einem EU-finanzierten Projekt entwickelte Testreihe ist eine solche gangbare Alternative. Die von einem Konsortium aus nationalen Überwachungslaboratorien, Testentwicklern und Unternehmen entwickelten sechs Tests bieten ein neues Verfahren zur Entdeckung potenziell fiebererzeugender Stoffe (Pyrogene) in Arzneimitteln, bei dem menschliche Blutzellen anstelle von Kaninchen verwendet werden. Die neuen Methoden überwachen die Reaktion menschlicher Leukozyten, die bei Kontamination durch Pyrogene Entzündungsmediatoren freisetzen. Solche Tests werden für alle zur Injektion bestimmten Arzneimittel benötigt und müssen nicht nur einmal, sondern für jede Charge des betreffenden Arzneimittels durchgeführt werden. "Im Vergleich zu Tierversuchen sind diese Tests nicht nur billiger, sondern liefern auch quantifizierbare und effizientere Ergebnisse", so Busquin. "Die Untersuchung hat gezeigt, dass sie die erforderlichen Voraussetzungen als Ersatz für Tierversuche erfüllen." Die Tests werden zurzeit vom Europäischen Zentrum für die Validierung von Alternativmethoden (ECVAM) der Kommission an der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS) in Ispra (Italien) validiert und sollen nach der Genehmigung durch die Regulierungsbehörden der Mitgliedstaaten auf Einzelfallbasis die Versuche mit Kaninchen ersetzen. Die Tests werden bereits weltweit in mehr als 200 Labors eingesetzt. "Dies ist die größte erfolgreiche Validierungsstudie aller Zeiten", erklärte Dr. Thomas Hartung, der Leiter des ECVAM. Dr. Hartung sprach sich dafür aus, dass alternative Testverfahren nicht nur als Ersatz für Tierversuche entwickelt werden sollten. "Die Alternativen sind leistungsfähiger als In-Vivo-Tests und kosten weniger", so Dr. Hartung. "Heute entsprechen Tierversuche nicht mehr dem neuesten Stand der Technik", fuhr er fort. Die Suche nach Alternativen findet daher zunehmend Unterstützung in der Wissenschaft. "Wir haben einen dramatischen Meinungsumschwung erlebt. Noch vor zehn Jahren war dies ein Nischenprodukt für ein paar verrückte Wissenschaftler, die Tiere für wichtiger als Menschen hielten. Aber die Alternativen haben sich bewährt", so Dr. Hartung. Die neuen Verfahren haben weitere mögliche Anwendungsgebiete, unter anderem die Untersuchung von Babynahrung, Zelltherapien und medizinischen Geräten sowie die Bekämpfung der Umweltbelastung am Arbeitsplatz. Auf die Frage, ob dies seiner Ansicht nach der Anfang vom Ende der Tierversuche sei, antwortete Dr. Hartung, dies sei Glaubenssache; er jedenfalls rechne zu seinen Lebzeiten mit keinem derart gewaltigen Schritt. "In Zukunft werden wir über eine Technologie verfügen, die wir uns jetzt noch nicht vorstellen können, [...] aber auf einigen Gebieten wird es viel schwieriger werden", sagte Dr. Hartung. Als Beispiel nannte er die Überwachung von Veränderungen während des Lebens einer Zelle, die "im Reagenzglas sehr schwer durchzuführen" sei. Auf diesem Gebiet rechnet man jedoch mit enormen Fortschritten. "Der politische Wille ist vorhanden, und die Ergebnisse liegen vor", sagte Busquin.