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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Schnellere Heilung für Brandopfer dank EU-Forschung

Brandopfer können auf eine schnellere Wiederherstellung hoffen, denn europäische Forscher haben drei Hauptgattungen von Bakterien oder Pilzen identifiziert, die in Brandwunden oft zu Infektionen führen und so den Heilungsprozess verzögern. Die EU unterstützte die Forschungsarb...

Brandopfer können auf eine schnellere Wiederherstellung hoffen, denn europäische Forscher haben drei Hauptgattungen von Bakterien oder Pilzen identifiziert, die in Brandwunden oft zu Infektionen führen und so den Heilungsprozess verzögern. Die EU unterstützte die Forschungsarbeit durch das Projekt WOUNDMONITOR ("Mobile system for non-invasive wound state monitoring"), das 1,67 Mio. EUR aus dem Themenbereich "Technologien für die Informationsgesellschaft" (IST) des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) erhielt. Bislang mussten die Ärzte das erst nach mehreren Tagen vorliegende Ergebnis mikrobiologischer Untersuchungen abwarten, um herauszufinden, von welchen Bakterien die Wundinfektion verursacht wurde. Allerdings haben Wissenschaftler aus Deutschland, Italien, Litauen und dem Vereinigten Königreich unter der Leitung eines Teams von der School of Chemical Engineering and Analytical Science der Universität Manchester jetzt ein kompaktes elektronisches Gerät entwickelt, mit dem die Bakteriengattung in nur wenigen Minuten ermittelt werden kann. Das Gerät identifiziert das von den Bakterien in winzigen Mengen erzeugte Gas bei schwer erkrankten Menschen mit Verbrennungen, chronischen Hautgeschwüren oder schweren Wunden. Eine schnellstmögliche Ermittlung der Bakterien ist wichtig, da die Ärzte nur dann die geeignete Behandlung festlegen können. Medizinstudenten haben schon immer gelernt, bakterielle Infektionen an ihrem Geruch zu erkennen. Auch das im Rahmen von WOUNDMONITOR entwickelte Instrument erkennt die verschiedenen Bakterienarten anhand des Geruchs der von ihnen freigesetzten flüchtigen Gase. Die Fachleute haben zuerst die drei Hauptgattungen von Bakterien ermittelt, auf die 80% aller bakteriellen Brandwundeninfektionen entfallen: Staphylokokken, Streptokokken und Pseudomonaden. Anschließend haben sie untersucht, welche flüchtigen Stoffe diese Bakterien bei der Vermehrung abgeben. Auf der Grundlage dieser Informationen hat das Team ein Gerät mit acht Gassensoren konstruiert, das etwa so groß wie ein DIN-A4-Ordner ist. Die Reaktionen der Sensoren lassen auf die Eigenschaften der jeweiligen flüchtigen Stoffe schließen, was die Identifizierung der Bakterien ermöglicht. Das komplexe aber recht kompakte Gerät wurde in einem Krankenhaus in Manchester und in einem Universitätskrankenhaus in Kaunas in Litauen getestet. Den Forschern zufolge waren die Ergebnisse dieser Tests so zufriedenstellend, dass mehrere kommerzielle Unternehmen bereits Interesse am WOUNDMONITOR bekundet haben; Verhandlungen über die Qualifizierung des Geräts für den kommerziellen Gebrauch sind im Gange. Je früher Infektionen diagnostiziert werden, desto eher können Patienten behandelt werden, was den Krankenhausaufenthalt verkürzt und dadurch Kosten spart. Darüber hinaus ist eine frühzeitige Diagnose und Behandlung von Brandwundeninfektionen entscheidend, damit der Patient auf eine schnelle Erholung hoffen kann. Weltweit erleiden jedes Jahr schätzungsweise 6 Millionen Menschen Verbrennungen. Allein in der EU sterben jährlich mehr als 4.000 Menschen durch die Folgen von Brandunfällen und viele Tausende werden mit Brandverletzungen in Krankenhäuser eingeliefert. Die meisten Brandverletzungen in der EU ereignen sich zu Hause oder auf der Arbeit und treffen vornehmlich besonders anfällige Personengruppen wie ältere Menschen und kleine Kinder. Tatsächlich kommt es bei Kindern unter 4 und Erwachsenen über 60 Jahren mit höherer Wahrscheinlichkeit zu Komplikationen oder gar zum Tod durch schwere Verbrennungen. "Jeden Sommer sehen wir Bilder von Verletzten mit schlimmen Brandwunden, die sie daheim oder zum Beispiel bei Waldbränden erlitten haben", sagte die für die Digitale Agenda zuständige Vizepräsidentin der Europäischen Kommission Neelie Kroes. "Dank der mit EU-Förderung im Projekt WOUNDMONITOR entwickelten Technologie können die Ärzte die Diagnose rascher stellen und die richtige Behandlung viel schneller einleiten."

Länder

Deutschland, Italien, Litauen, Vereinigtes Königreich

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