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Inhalt archiviert am 2023-03-20

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Weniger Schlaf? Wissenschaftler untersuchen die Gründe

Das Problem von Schlafentzug geht über das Schäfchenzählen hinaus und ist jetzt Gegenstand wissenschaftlicher Forschungen. Hierfür untersuchen europäische Wissenschaftler in eigens eingerichteten Schlaflaboren die biomedizinischen und soziologischen Faktoren, die uns nachts wa...

Das Problem von Schlafentzug geht über das Schäfchenzählen hinaus und ist jetzt Gegenstand wissenschaftlicher Forschungen. Hierfür untersuchen europäische Wissenschaftler in eigens eingerichteten Schlaflaboren die biomedizinischen und soziologischen Faktoren, die uns nachts wach halten. Die Schlaflabore wurden im Rahmen des Projekts SLEEP RESTRICTION (The Biomedical and Sociological Effects of Sleep Restriction) eingerichtet, das sich mit den Auswirkungen moderner (und oft hektischer) Lebensweisen auf die Schlafqualität befasste. Die von der EU unterstützten Forscher betrachteten nicht nur den physischen und mentalen Zustand von Menschen, die unter Schlafmangel leiden, sondern auch die soziologischen Aspekte, um herauszufinden, wie dadurch das menschliche Verhalten und die Gesundheit beeinflusst werden. Das Projektteam unter der Leitung von Dr. Tarja Porkka Heiskanen von der Universität Helsinki führte in ihren Schlaflabors mehrere Schlafentzugsexperimente unter kontrollierten Bedingungen durch. In einer Studie wurde der Schlaf junger, gesunder Männer fünf Tage lang auf nur vier Stunden pro Nacht reduziert. Darauf folgten zwei Nächte mit normalem Schlaf. Die Ergebnisse zeigen, dass der Schlafentzug Veränderungen im Energiestoffwechsel des Körpers, dem Immunsystem und dem autonomen Nervensystem verursachte. Außerdem machten sie deutlich, dass eine Schlafverkürzung zu Entzündungen und oxidativem Stress führen und folglich Mechanismen auslösen kann, die an kardiovaskulären Erkrankungen beteiligt sind. Darüber hinaus untersuchte die Studie 97 weitere Personen, um die Auswirkungen von Schlafstörungen auf den Stoffwechsel sowie endokrine und Immunfunktionen zu ermitteln. Die Wissenschaftler des Projekts führten Experimente mit Patienten durch, die unter verschiedenen Schlafstörungen litten, wie z. B. obstruktiver Schlafapnoe, dem Syndrom der unruhigen Beine oder primärer Insomnie. Dabei fanden sie heraus, dass der Schweregrad der Störung negativ mit Maßnahmen zum Weiterschlafen korrelierte. Bei der Untersuchung der sozialen Aspekte von Schlafentzug zeigte die quantitative Analyse einen Zusammenhang zwischen einer benachteiligten sozialen Stellung und starken Schlafproblemen. Lange Arbeitszeiten und lange Arbeitswege wurden bei den Probanden ebenfalls mit weniger Schlaf in Verbindung gebracht. Die im Rahmen dieses Projekts durchgeführten Forschungsarbeiten zeigten, dass in Italien die Pflege traditionsgemäß weiblichen Familienmitgliedern obliegt. Aus Befragungen geht hervor, dass Frauen, die sich um kleine und erwachsene Kinder kümmern, die ebenfalls im Haushalt leben, schlecht schlafen. Unter den ausgeprägtesten Schlafstörungen litten jedoch Frauen, die ältere, gebrechliche Verwandte betreuen. Eine Umfrage unter Frauen mittleren Alters ergab, dass Frauen mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status, und insbesondere Frauen mit niedrigerem Bildungsniveau, mehr zu Schlafstörungen neigen. Offensichtlich hat jeder schon einmal mit Müdigkeit, schlechter Laune oder Konzentrationsschwierigkeiten zu kämpfen gehabt, die so häufig auf eine schlecht geschlafene Nacht folgen. Dieser Schlafmangel kann - insbesondere wenn er regelmäßig vorkommt - zu langfristigen gesundheitlichen Konsequenzen führen, wozu auch chronische Erkrankungen, wie Diabetes, Bluthochdruck und Herzerkrankungen gehören, was sich letztendlich in einer verkürzten Lebenserwartung widerspiegeln könnte. Weitere Forschungsstudien zeigen, dass normalerweise mehr als neun Stunden Schlaf ebenfalls die Gesundheit beeinträchtigt. Einige dieser Themen werden am 3. Mai in Brüssel auf einer Konferenz mit dem Titel "Europäische Grundlagen- und klinische Schlafforschung im Zuge von Horizont 2020" (European Basic and Clinical Sleep Research Towards Horizon 2020) erörtert. Diese Zusammenkunft ist Teil des Programms "Monat des Gehirns" (Month of the Brain), das im Mai 2013 auf Initiative der Generaldirektion Forschung und Innovation (Generaldirektion "Gesundheit") der Europäischen Kommission organisiert wird. Während dieser Veranstaltung werden sich mehrere aktuelle und ehemalige Vorstandsmitglieder und Mitarbeiter der ESR an EU-Beauftragte verschiedener Kommissionen und Generaldirektionen wenden und über die laufenden Aktivitäten und Ziele der wichtigen europäischen Schlafforschungs- und Schlafmedizinnetzwerke sowie über die Auswirkungen auf Wissenschaft, Gesundheit, Bildung, Arbeitsschutz und Verkehrssicherheit sprechen. Insbesondere wird die Notwendigkeit einer speziellen Ausschreibung zum Thema Schlaf im nächsten Rahmenprogramm Horizont 2020 diskutiert werden.Weitere Informationen finden Sie unter: SLEEP RESTRICTION http://www.sleep.fi/frontpage.asp?route=3402.3455 European Sleep Research Society (ESRS) http://www.gfors. eu/62.0.html

Länder

Finnland

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