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Soziale Integration durch Erzählkunst und Technologie fördern

Migrierte und gefährdete Gemeinschaften fühlen sich oft von den Gesellschaften, in denen sie leben, ausgegrenzt. Das EU-finanzierte Projekt MEMEX half von soziokultureller Ausgrenzung bedrohten Gemeinschaften, ihre Geschichten mithilfe erweiterter Realität zu erzählen. Ähnliche Projekte könnten die soziale Integration in ganz Europa fördern.

©gustavofrazao #91590115 source: stock.adobe.com 2023

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Eine Möglichkeit, wie Migrantinnen und Migranten soziale und kulturelle Ausgrenzung überwinden können, ist das Erzählen gemeinsamer Geschichten. Gruppen Eingewanderter können sehr unterschiedliche historische Verbindungen zu bestimmten Orten haben, und viele dieser Geschichten geraten leicht in Vergessenheit oder werden ignoriert.

Das EU-finanzierte Projekt MEMEX arbeitete mit mehreren gefährdeten Gemeinschaften in ganz Europa zusammen, um der Welt diese verborgenen Geschichten näherzubringen. MEMEX hat eine App entworfen, die künstliche Intelligenz und erweiterte Realität nutzt, damit solche Geschichten verbreitet werden können.

„Die Idee und die eigentliche Herausforderung bestand darin, die im Rahmen des Projekts MEMEX ausgearbeiteten Methoden und Technologien mit einer möglichst großen Gruppe Migrierter und von Ausgrenzung bedrohter Gemeinschaften gemeinsam zu entwickeln“, sagt Alessio Del Bue, leitender Forscher am Istituto Italiano di Tecnologia und Projektkoordinator von MEMEX.

Mit gefährdeten Gemeinschaften zusammenarbeiten

MEMEX arbeitete eng mit drei Gruppen zusammen, die sich potenziell ausgegrenzt fühlen könnten, darunter Bürgerinnen und Bürger im 19. Bezirk in Paris, Migrantinnen in Barcelona und drei Generationen Migrierter in Lissabon.

„Die Projektpartner sollten strategisch über Verbände in direkten Kontakt mit den Gemeinden treten“, erläutert Del Bue. „Man muss einen sicheren Raum schaffen, damit sie Geschichten über ihre eigenen Erfahrungen und sogar einige sehr intime Dinge erzählen“, betont er.

Gemeinsame digitale Erzählkunst

Eine der wichtigsten im Projekt erarbeiteten Methoden bestand darin, Fotos von Orten aufzunehmen, die diesen Gruppen vor Ort bekannt sind, und sie eine Geschichte über deren Bedeutung für ihre Gemeinschaft erzählen zu lassen. Eine Reihe von lokalen audiovisuellen digitalen Erzählungen wurde von den Beteiligten mit Unterstützung der Partner durchgeführt.

In Portugal zum Beispiel gab es ein umfangreiches Erbe, das mit der lokalen Geschichte berühmter Seefahrer der Vergangenheit verbunden war. Andere Geschichten hatten mit der Religion zu tun: In Barcelona fühlten sich die Migrantinnen eng mit La Moreneta verbunden, einer Statue, die die Jungfrau Maria als schwarze Frau darstellt.

„Am interessantesten war es, von Geschichten zu hören, die man nicht in Büchern nachlesen konnte, weil sie auf Selbstinterpretation beruhten“, stellt Del Bue fest.

Diese Geschichten wurden in eine App mit Ortsangaben eingespeist und sind in der realen Welt mithilfe der erweiterten Realität zugänglich. Dieses Instrument hat die Gemeinschaften gestärkt und die Geschichten für alle greifbar gestaltet.

„Am Ende stellte MEMEX wirklich eine Karte der Erinnerungen dar“, so Del Bue. In der App wurde zudem künstliche Intelligenz eingesetzt, um Texte aus den verschiedenen Geschichten zu analysieren und Verbindungen zwischen ihnen zu erkennen.

„Die Leute waren froh, dass die Geschichte in Lissabon mit einigen Migrierten in Barcelona in Verbindung stehen könnte“, bemerkt Del Bue. „So kann ein Eindruck vermittelt werden, wie dadurch eine schöne Verbindung geknüpft werden kann“, fügt er hinzu.

Künftige Projekte

Gegen Ende des Projekts begann das MEMEX-Team zu überlegen, wie es sein Vermächtnis fortführen könnte. Die MEMEX-Plattform wird im Rahmen des Projekts Neues Europäisches Bauhaus eingesetzt, das digitale Erzählkunst nutzt, um Küstengesellschaften durch ihre gemeinsame Geschichte mit dem Meer zusammenzubringen.

Die MEMEX-Instrumente werden quelloffen zur Verfügung gestellt, um andere Forschungsprojekte zu ermutigen, ähnliche Methoden anzuwenden. Die App wurde bereits in Museen eingesetzt, unter anderem im Königspalast von Caserta in Neapel, und ermöglicht es älterem Museumspublikum, vom Besuch zu berichten.

„Es gibt viele Möglichkeiten, MEMEX wiederzuverwenden, auch als Instrument zur Erfassung des immateriellen Erbes“, teilt Del Bue mit. „Jede Geschichte ist für sich ein Teil des Erbes, so wurde schließlich früher die Kultur vermittelt“, bemerkt er.

Del Bue schätzt, dass ein großer Teil des Projekterfolgs auf die enge Zusammenarbeit mit den lokalen Verbänden zurückzuführen ist, die das Vertrauen in die Gemeinschaften stärken und ihnen helfen, ihre Geschichten zu erzählen. Die Entwicklung von Technologie zu sozialen Zwecken stellte seiner Ansicht nach eine spannende neue Herausforderung dar.

Am Projektende lagen eine Reihe von Methoden und Instrumenten sowie politische und fachliche Empfehlungen vor, die an die verschiedensten Zielgruppen in Forschung und Praxis, von der Technik bis zu den Geisteswissenschaften, weitergegeben wurden.

„Diese interdisziplinäre Forschung war wirklich wichtig, um eine Technologie zu schaffen, die den Bedürfnissen der Menschen gerecht wird“, lautet sein Fazit.

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Einzelheiten zum Projekt

Kurztitel des Projekts
MEMEX
Projekt-Nr.
870743
Projektkoordinator: Italien
Projektteilnehmer:
Belgien
Frankreich
Irland
Italien
Portugal
Spanien
Schweden
Aufwand insgesamt
€ 3 995 036
EU-Beitrag
€ 3 995 036
Laufzeit
-

Siehe auch

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