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Inhalt archiviert am 2023-03-24

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Zwillingsstudie liefert genetische Erklärung für Gelenkschmerzen

Dank der mit Unterstützung der EU entwickelten DNA-Sequenzierungs-Tools konnten in der Zwillingsforschung nun vielversprechende Fortschritte in Bezug auf die Diagnose von chronischen Gelenkschmerzen erzielt werden.

Wissenschaftler aus der Abteilung für Zwillingsforschung und genetische Epidemiologie des King's College London (KCL) konnten einen Zusammenhang zwischen DNS-Biomarkern und chronischen allgemeinen Gelenkschmerzen herstellen. Schmerzen dieser Art zählen zu den Hauptsymptomen von Fibromyalgie, einer chronischen Erkrankung, die sich durch Müdigkeit und allgemeine Muskel- und Bindegewebsschmerzen äußert und deren Ursache bisher weitgehend ungeklärt ist. Da bereits bekannt ist, dass die Krankheit zumindest zu einem gewissen Grad vererbt wird, analysierten die Wissenschaftler 400 Datensätze aus der Datenbank von TwinsUK. Diese umfasst Daten zu 13.000 Zwillingspaaren und gilt bezüglich Lifestyle-Faktoren und Anfälligkeit für Krankheiten als repräsentativ für die Bevölkerung des Vereinigten Königreichs. Die Forscher suchten nach Zwillingspaaren, bei denen ein Zwilling gesund und einer von chronischen allgemeinen Gelenkschmerzen betroffen ist, und analysierten deren DNS auf Unterschiede hin, um zu prüfen, ob der Erkrankung gewisse DNS-Biomarker zugeordnet werden können. Einem Artikel zufolge, den die Forscher am 10. November 2016 in der frei zugänglichen Fachzeitschrift „PLOS ONE“ veröffentlichten, konnten die Wissenschaftler bei drei Genen Unterschiede in den Biomarkern auf den Genen der zwei Zwillinge feststellen. Dr. Frances Williams, Co-Autorin der von der Abteilung für Zwillingsforschung und genetische Epidemiologie des KCL durchgeführten Studie, merkte Folgendes an: „Wir wissen zwar, dass die Fibromyalgie zu einem gewissen Grad durch genetische Faktoren bedingt wird, doch um einen Zusammenhang zwischen diesen und der Erkrankung herstellen zu können, müssen wir viele komplexe Schritte nachvollziehen. Dass uns der Nachweis bestimmter epigenetischer Zusammenhänge gelungen ist, ist ein großer Forschungserfolg. Zudem stellen unsere Erkenntnisse die Basis für zukünftige Forschungsprojekte zur Fibromyalgie und zu anderen chronischen Schmerzerkrankungen, wie beispielsweise dem Reizdarmsyndrom, dar.“ Möglicherweise kann auf Basis der vom Forscherteam identifizierten genetischen Marker sogar ein Bluttest zur Diagnose dieser belastenden Erkrankung entwickelt werden. Derzeit steht noch kein Diagnosetest für Fibromyalgie, die auch nicht mithilfe von Scans oder Röntgenaufnahmen festgestellt werden kann, zur Verfügung. Da die Fibromyalgie derzeit nur mäßig medikamentös behandelt werden kann, ist die Krankheit „nicht nur eine schwere Last für die Patienten, sondern auch schwer behandelbar und für die Gesellschaft insgesamt sehr kostenintensiv", schreiben die Wissenschaftler in ihrem Artikel. Im Vereinigten Königreich leiden etwa 12 % der Bevölkerung an chronischen allgemeinen Schmerzen des Bewegungsapparats. Stephen Simpson, Director of Research & Programmes bei Arthritis Research UK, äußerte sich wie folgt zu diesen Forschungsergebnissen: „Millionen Briten leiden an Fibromyalgie und müssen mit diesen Schmerzen leben. Diese äußerst interessanten Erkenntnisse tragen erheblich zu einem besseren Verständnis dessen bei, wie sich epigenetische Unterschiede auf die Wahrscheinlichkeit auswirken, dass wir an Fibromyalgie erkranken oder an anderen chronischen allgemeinen Schmerzen des Bewegungsapparats leiden.“ Das Projekt RADIANT wurde offiziell im November 2015 abgeschlossen, doch die von den Teilnehmern gewonnenen Erkenntnisse tragen weiter dazu bei, die Genomforschung, wie die Erforschung der Fibromyalgie, voranzutreiben und zu revolutionieren. Das Projekt wurde von der EU mit etwas mehr als 3,6 Millionen gefördert. Weitere Informationen: CORDIS-Projektwebseite

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