Neues zur Aufmerksamkeitsspanne von Hummeln
Das EU-finanzierte Projekt "Visual search and attention in bumblebees" (VSIB2009) untersucht, welche Prozesse bei der visuellen Suche und Wahrnehmung bei Hummeln ablaufen, auf welcher Grundlage die Tiere Entscheidungen treffen und gibt einen Überblick über die neuronale "Hardware", die solche Entscheidungsprozesse möglich macht. Die Forscher untersuchten, ob Hummeln Dinge auf einen Blick wahrnehmen. Der Mensch kann eine Entscheidung treffen, wenn er das Objekt nur 12 ms sieht. Die Hummeln konnten zwischen elementaren Komponenten wie Farben in weniger als 25 ms unterscheiden, versagten aber bei der komplexeren Aufgabe, eine Szene in der Gesamtheit zu erfassen, auch wenn sie dazu 100 ms Zeit hatten. Von Bedeutung ist dies, weil Hummeln dadurch auch Todfeinde übersehen, wie eine Versuchsanordnung mit dem Umriss der Veränderlichen Krabbenspinne zeigte. Die Bienen konnten ihre Aufmerksamkeit abwechselnd auf mehrere Ziele lenken, etwa zwei Farben. Die Suche konnte zudem durch Belohnungen wie hohen Saccharosegehalt oder Aktualität (in diesem Falle Farbkontrast) bzw. beide gleichzeitig beeinflusst werden. Schließlich sollten die Bienen mehrere Suchaufgaben lösen und währenddessen auch Fressfeinde im Auge behalten, wobei unterschiedliche Sinne eingesetzt wurden – visueller und Geruchssinn. Offenbar sind die Hummeln zu beidem in der Lage, wenn eine Aufgabe den Geruchssinn und die andere den visuellen Sinn beansprucht. Sie versagten allerdings, wenn sie sich visuell auf beide Aufgaben konzentrieren sollten. Das Projekt hat gezeigt, dass Hummeln mehrere Anpassungsmechanismen entwickelt haben, um Sehaufgaben flexibel und effizient zu lösen. Daher ist die Hummel ein ideales Modellsystem für die Analyse von Aufmerksamkeitsprozessen und den Vergleich mit Wirbeltieren. Ihr relativ einfaches Nervensystem liefert neue Algorithmen für Roboter oder Computer nach dem Vorbild der Natur. Die Arbeit hat auch große Bedeutung für die Landwirtschaft, da Pflanzen mit starken Blütenaromen Hummeln helfen könnten, sich visuell auf Fressfeinde zu konzentrieren und ihnen zu entkommen. Die wichtige Forschungsarbeit wurde im Journal of Experimental Biology veröffentlicht, mit weiteren Publikationen in Vorbereitung. Auch auf nationalen und internationalen Konferenzen wurden die Ergebnisse vorgestellt.
Schlüsselbegriffe
Hummeln, Aufmerksamkeit, visuelle Suche, komplexe Unterscheidung, mehrere Suchobjekte, Fressfeind, Algorithmus, Roboter