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The here and the hereafter in Islamic traditions

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Eine neue Sicht auf Paradies und Hölle im Islam

Das muslimische Bild des Lebens nach dem Tod, mit seinen sinnlichen Versprechen etwa für Märtyrer, die im Kampf mit Nicht-Muslimen getötet werden, prägt seit Jahrhunderten die westliche Wahrnehmung des Islam. Ein gründlicher Blick auf die Konzepte von Himmel und Hölle im Islam dient dazu, essentialistische Annahmen zu beleuchten, dass Muslime immer und überall den Zusammenhang zwischen Gewalt, körperlicher Lust und Erlösung betont haben.

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Die muslimische Literatur über das Leben nach dem Tod, geschrieben in Arabisch und Persisch und in einer Vielzahl von anderen Sprachen, ist reich an Traditionen, die eher das geistige als das körperliche Überleben nach dem Tod betonen, oder die Vorstellungen der Unterwelt als dritter ontologischer Bereich zwischen der Welt des hier und jetzt und der Sphäre des reinen Geistes entwickeln, wo allein die Phantasie herrscht. Auch körperliche Vorstellungen eines Jenseits voller Freuden und Schmerzen sind in zahlreichen Formen und Arten zu finden. Aber anstatt darauf hinzudeuten, dass der Islam "sinnlich" ist, zeigen sie, dass die islamische Tradition im anthropologischen Sinne verkörpert wird, also dass sie versucht, Vorstellungen von intellektuellem und geistigem Glück mit einem körperlichen Wohlbefinden zu vereinen. Die Forschung dieses Projekts führte zu einer Reihe von wichtigen Monographien wie das Buch von Christian Lange: "Paradise and hell in Islamic traditions" (Cambridge: Cambridge University Press, 2016). Die Idee von Himmel und Hölle in der islamischen Religion ist in seinem Wesen den Vorstellungen in den monotheistischen Schwesterreligionen, Christentum und Judentum, ähnlich. Allerdings wurde das Konzept im Islam in der Folge manipuliert, sowohl von jenen, die Terror ausüben, als auch von denjenigen, die ihn ablehnen. Solche Konzepte in ihrer ursprünglichen Form, ohne Manipulation und Verzerrung, zu klären, könnte zu einem besseren Verständnis beitragen und europäische Bürger aller religiösen Hintergründe aufklären. Dazu gehören auch junge Muslime, die fehlgeleitete Fanatiker gerne für sich gewinnen würden, indem sie ihnen zum Beispiel eine "unbegrenzte Zahl von Jungfrauen im Paradies" versprechen. In diesem Sinne skizzierte das EU-finanzierte Projekt HHIT (The here and the hereafter in Islamic traditions) eine Geschichte von Paradies und Hölle im Islam, um deren wahre Definition zu beschreiben. Das Projekt untersucht den Grad, zu dem islamische Traditionen einen Blick auf die menschliche Existenz in Bezug auf das Jenseits begünstigen oder ablehnen. Es untersucht verschiedene Traditionen von der Geburt des Islams (7. Jahrhundert) bis heute und berücksichtigte dabei nicht nur islamische theologische Tradition und Rechtsprechung, sondern auch philosophische, mystische, künstlerische und populäre Interpretationen von Himmel und Hölle. Während im Islam die Beziehung zwischen dieser Welt und dem Jenseits sehr wichtig ist, wurde sie von neueren islamischen Studien nicht im Detail untersucht. Aus diesem Grund führte das Projektteam die erste umfassende Studie zu fünf zentralen Fragen durch. Hierbei ging es um die eschatologische Bildsprache (z.B. Jüngster Tag oder Armageddon), materielle Kultur und Kunst, Theologie und Recht, Mystik und Philosophie sowie um moderne/zeitgemäße Visionen vom Jenseits. Die Forschung führte zu mehreren Publikationen wie etwa "A general history of the Muslim paradise and hell" und einer Buchreihe unter dem Titel "Studies in Islamic Apocalypticism and Eschatology". Wichtige Monografien, die aus dem Projekt hervorgegangen sind, behandelten Themen wie die Bedeutung der Kaaba, das Leben nach dem Tod in der islamischen Philosophie, der mystische Koran über Paradies und Hölle, Frömmigkeit, weltverneinende Bewegungen im frühen Islam sowie gewalttätiger Krieg (Jihad). Die Ergebnisse wurden auf drei internationalen Konferenzen, über die Projekt-Website, Videomaterial, zwei Dokumentarfilme und in mehreren Artikel und Medieninterviews vorgestellt und verbreitet. Durch die Anfechtung fehlerhafter Klischees und Vorurteile gegenüber dem muslimischen Glauben an das Leben nach dem Tod sollen die detaillierten Ergebnisse des Projekts dabei helfen, an mehreren Fronten aufzuklären, und das Verständnis unter den Menschen aller Herkunft fördern.

Schlüsselbegriffe

Islam, Himmel, Hölle, HHIT, Paradies, eschatologisch

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