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EPISCOPAL NETWORKS AND FRAGMENTATION IN LATE ANTIQUE WESTERN EUROPE

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Europa und das Netzwerk der Bischöfe

Eine EU-Studie hat sich der Überprüfung nachrömischer katholischer Autoritätsstrukturen gewidmet. Die Erkenntnisse sprechen für eine Neuinterpretation von Schlüsselpersonen in Hinsicht auf lokale und regionale episkopale Netzwerke sowie die Revision persönlicher Geschichten innerhalb derartiger Kontexte.

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Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reichs wahrte die katholische Kirche die Macht über ein europaweites Netzwerk von Bischöfen. Dennoch hatte sich die Situation im Vergleich zu römischen Zeiten verändert. Das EU-finanzierte Projekt ENFLAWE (Episcopal networks and fragmentation in late antique western Europe) untersuchte die Veränderungen. Die Analyse berücksichtigte die Zersplitterung der römischen Welt, und auf welche Weise die bischöflichen Netzwerke die europäische Integration in diesem Zeitraum beeinflussten. Die Forscher argumentierten eher unkonventionell, dass ein bestimmter Bischof (Ambrosius von Mailand, 340-397) über ziemlich starke Macht auf regionaler Ebene verfügte. Dennoch wurde die Autorität von Ambrosius im lokalen Umfeld mit einer Gruppe von anderen Bischöfen geteilt. Ambrosius bildet eine Fallstudie, wie zur damaligen Zeit Netzwerke betrieben wurden. Ferner führten die Forscher an, dass Hilarius von Arles (403-449) seinen nicht adligen Stand durch wirkungsvolle Vernetzungsfertigkeiten überwinden konnte. Die Resultate veranschaulichen die Bedeutung der bischöflichen Netzwerke bei Konflikteskalation und -lösung, was zur Festigung der Kirche als Institution beitrug. Das Team brachte vor, dass Konflikte zwischen den Bischöfen das Bewusstsein für die Bedeutung der Unterstützung weitverbreiteter Netzwerke schärfte, und dass die Bischöfe in Netzwerken dieser Art aktiv wurden. Die Schlussfolgerung entkräftet die üblichen Annahmen über einen Top-Down-Ansatz im Aufbau der Kirche. In der Untersuchung überprüfte man, wie tatsächliche und imaginäre bischöflichen Netzwerke die Identität von Bischöfen und ihrer Gemeinden feststellten. Beispielsweise revidierte Ambrosius nach seiner Wahl zum Bischof seine Familiengeschichte, um in die kirchlichen Netzwerke Norditaliens zu passen. Er nutzte zudem seine ideologische Verbindung zu früheren, im Exil lebenden italienischen Bischöfen und stützte auf diese Weise seine Macht vor Ort und darüber hinaus. Ein anderer Bischof aus dem Norden Galliens setzte Reliquien ein, um seine Zugehörigkeit zu einer Gruppe von Bischöfen aufzubauen. Der Bischof plädierte für eine Verbindung zu einem imperialen Zentrum in Mailand anstelle der lokalen Ausrichtung. Letztlich demonstrierten die Forschung die Bedeutung bestimmter Bischöfe am Rande, die als Knoten- und Ausgangspunkte agierten und verschiedene europäische Netzwerke miteinander verbanden. ENFLAWE ergab sechs von Experten begutachtete Veröffentlichungen über nachrömische bischöfliche Netzwerke. Die Arbeit brachte nicht nur den Erkenntnisstand über jene Zeit voran, sondern führte gleichermaßen zu Einladungen zur Zusammenarbeit mit anderen Forschergruppen.

Schlüsselbegriffe

Bischöfe, katholisch, episkopale Netzwerke, ENFLAWE

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