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Knowledge-Based Information Agent with Social Competence and Human Interaction Capabilities

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Ein „sozialer“ virtueller Assistent für Migranten

In den letzten Jahren standen Migranten in der EU weit oben auf der politischen Agenda. Doch abseits der politischen Debatte gibt es Fälle, in denen technische Innovationen wirklich etwas bewegen können. Im Projekt KRISTINA wurden solche Technologien entwickelt, die Sprachbarrieren überwinden sollen.

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So gut sie auf dem Papier auch aussieht, die Freizügigkeit in Europa kann große Probleme mit sich bringen. Stellen Sie sich vor, Sie haben die Chance auf einen sehr guten Arbeitsplatz – tausende Kilometer entfernt und in einem Mitgliedstaat, den Sie noch nicht mal als Tourist besucht haben. Ja, es ist noch Europa, aber täglich in einer unbekannten Sprache mit Behörden zu kommunizieren oder dem Arzt ein gesundheitliches Problem zu erklären, kann schnell zum unüberwindlichen Problem werden. Hier wäre ein echter „mehrsprachiger Gesprächsagent“, der verstehen kann und Ihnen die nötigen Informationen gibt, extrem nützlich. „Es würde darum gehen, so einen Agenten mit emotionaler, sozialer und kultureller Kompetenz zu schaffen. Er müsste folgendes beherrschen: automatische Spracherkennung mit linguistischer Analyse der Transkripte, um das kommunikative Ziel des Sprechers zu verstehen; Mimik- und Gestikanalyse; Dialogplanung, die ohne vordefinierte Skripte funktioniert; Verstehen emotionaler Signale; mehrsprachige Techniken zur Spracherzeugung und er müsste als virtuelle Persönlichkeit detailliert designt sein“, sagt Leo Wanner, Forschungsprofessor mit Spezialisierung auf Computerlinguistik am ICREA der Universität Pompeu Fabra. Beim ersten Lesen erscheint diese Eigenschaftsliste technisch unmöglich, aber mit ein paar Weiterentwicklungen der bestehenden Technologien könnte das Ziel näher sein als man denkt. Aus den Arbeiten im Projekt KRISTINA (Knowledge-Based Information Agent with Social Competence and Human Interaction Capabilities) konnten Prof. Wanner und sein Team bereits die erste Generation des Gesprächsagenten erstellen und auf Tablets und Laptops laufen lassen. Der Assistent lässt sich ganz leicht nutzen. Sobald er aktiviert wurde (also nach einigen Einstellungen zu den Sprachen, dem gewünschten Gesprächsthema und ähnlichem) erscheint der virtuelle KRISTINA-Agent auf dem Bildschirm, begrüßt die Person, die mit ihm interagieren möchte, und fragt nach möglichen Problemen oder Fragen, die man haben könnte. „Ausgehend von der Reaktion der Person entwickelt sich ein Gespräch, in dem der Agent Hintergrundinformationen zu relevanten Gesundheitsthemen bieten könnte. Der Agent kann Ratschläge zur Gesundheit oder zu sozialen und anderen Aktivitäten geben, er kann Sehbehinderten anbieten, die Zeitung vorzulesen etc.“, erklärt Prof. Wanner. KRISTINA kann mit seinem Gegenüber auf Deutsch, Polnisch, Türkisch und Spanisch kommunizieren. KRISTINA ist zwar an sich kein Big Data Projekt, musste aber entsprechend „trainiert“ werden, um die Emotionen der Personen einer Zielgruppe richtig erkennen zu können und um zu lernen wie sie sprechen und interagieren. Dazu war eine beträchtliche Datenmenge notwendig, wie zum Beispiel Aufzeichnungen von Gesprächen zwischen Personen der Zielgruppen und Experten, die den Agenten simulierten. Das Team hat die Aufzeichnungen mit relevanten Metainformationen versehen und laut Prof. Wanner wird „ein großer Teil“ dieser Quellen der Forschungsgemeinschaft zugänglich gemacht. Prof. Wanner räumt ein, dass es noch zu früh wäre, den KRISTINA Agenten als serienmäßigen Gesprächsagenten einzusetzen, der Migranten (oder anderen relevanten Zielgruppen) im täglichen Leben tatsächlich helfen könnte. „Dazu sind noch weitere Entwicklungsschritte notwendig. Die Projektpartner arbeiten weiter an den einzelnen Technologien – aber leider aufgrund der fehlenden gemeinsamen Finanzierung nicht als Konsortium. Wir wollen das aber ändern und arbeiten daran. Unser Ziel ist es, den KRISTINA Agenten zu erweitern, sodass er auch in anderen Bereichen als Assistent tätig werden kann“, sagt Prof. Wanner. Ihm zufolge wird KRISTINA in der zweiten oder dritten Generation die Marktreife erreichen.

Schlüsselbegriffe

KRISTINA, virtueller Assistent, Migrant, Gesprächsagent, Sprache, Gesichtserkennung, Spracherkennung, Gesundheit

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