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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Bericht illustriert Auswirkungen von RFID auf den Alltag

RFID-Technologien (Radio Frequency Identification) sind noch nicht leistungsfähig genug, um ein Datenschutzproblem darzustellen. Das könnte sich allerdings schon sehr bald ändern - und deshalb müssen Maßnahmen ergriffen werden, damit, wenn es soweit ist, persönliche Daten gesc...

RFID-Technologien (Radio Frequency Identification) sind noch nicht leistungsfähig genug, um ein Datenschutzproblem darzustellen. Das könnte sich allerdings schon sehr bald ändern - und deshalb müssen Maßnahmen ergriffen werden, damit, wenn es soweit ist, persönliche Daten geschützt sind und die persönliche Freiheit sichergestellt ist. Zu diesem Ergebnis gelangt eine Studie der STOA, der Dienststelle des Europäischen Parlaments zur wissenschaftlichen Beurteilung technologischer Optionen (Scientific Technology Options Assessment). RFID-Etiketten, sogenannte Tags, sind kleine Mikrochips aus Kunststoff oder sogar Papier. Mittels einer an den Tags angebrachten Antenne senden sie per Funk eine Identifikationsnummer über eine kurze Distanz. Bis vor kurzem wurde die RFID-Technologie in erster Linie im Lieferkettenmanagement eingesetzt, zur Verfolgung von Fahrzeugen zwischen Depots und von Paletten auf ihrem Weg vom Lager in den Laden. Langsam aber wird RFID erwachsen. Die Tags können an den verschiedensten Waren angebracht und aus einer Entfernung zwischen 3 und 50 Metern gelesen werden. Anhand der Identifikationsnummer können dann Informationen über das ihr zugeordnete Produkt abgerufen werden. Auch Personen können mit dieser neuen Technologie identifiziert werden, was zur Entwicklung von RFID-Fahrkarten für den öffentlichen Nahverkehr, zu biometrischen Pässen, Mikro-Zahlungssystemen, Mitarbeiter-Erfassungssystemen in Unternehmen und Kundentreuekarten geführt hat. Anhand einer Serie von Fallstudien konnten die von STOA beauftragten Forscher zeigen, wie RFID von den Verbrauchern und von denen, die die Technologie einsetzen, wahrgenommen wird. Sie fanden heraus, dass die Verbraucher in RFID nicht viel mehr als einen elektronischen Schlüssel sehen, während die Besitzer von RFID-Systemen die Technologie schätzen, weil sie es ihnen ermöglicht, die Bewegungen, das Kaufverhalten, die Produktivität sowie Vorlieben und Gewohnheiten der Nutzer zu erfassen. Diesen Zugang zu privaten Informationen sehen viele Verbraucherschutzorganisationen mit Sorge, da ihrer Meinung nach der flächendeckende Einsatz der Technologie enorme negative Auswirkungen auf die Privatsphäre der Menschen haben könnte. Den Forschern zufolge wurden die persönlichen Daten in mehreren Fällen tatsächlich missbraucht. In einem Fall wurden Reisedaten im Rahmen einer polizeilichen Ermittlung ausgewertet. Auch der Einsatz in der Arbeitswelt bewegte sich in manchen Fällen in einer Grauzone. So wurden Mitarbeiter, die die vom Arbeitgeber ausgegebenen RFID-Chips verwenden mussten, einer Zeiterfassung und einer Diebstahlüberwachung unterworfen. Die Forscher fanden aber auch, dass die RFID-Technologie den Nutzern Vorteile bringt. Sei es, dass man als treuer Kunde identifiziert wird, oder dass man einen Beleg über die geleisteten Überstunden hat. Auch wenn eine abschließende Beurteilung nur auf der Grundlage einer umfassende Untersuchung durchgeführt werden kann, so zeigen den Autoren des Berichts zufolge diese vorläufigen Ergebnisse doch, dass persönliche Daten nur in wenigen Fällen missbraucht wurden. Das hat zwei Ursachen: Erstens war es in allen Fällen klar, wer die Daten pflegte und somit die Datenschutzgesetze einhalten musste. Zweitens sind viele RFID-System nicht ausgereift und können nur einen Bruchteil der Identität eines Nutzers preisgeben. Aber je schneller sich die RFID-Systeme entwickeln, desto leichter wird es sein, die Nutzerdaten zu aggregieren und zu analysieren, warnt die Studie. Sobald darüber hinaus die RFID-Systeme miteinander oder mit anderen Technologien wie GSM, GPS, CCTV oder dem Internet verbunden sind, desto präziser werden die Bilder, die von den Nutzern erzeugt werden können. Dadurch könnten die Besitzer von RFID-Systemen persönliche RFID-Daten an die Polizei weiterleiten. Gleichzeitig wird es für die Nutzer immer undurchsichtiger, wer ihre Daten in welchen Systemen verwaltet, das heißt, die Machtverhältnisse im öffentlichen digitalen Raum kommen aus dem Gleichgewicht. Datenschutz ist jedoch nicht die einzige brisante Frage im Zusammenhang mit der RFID-Technologie, so der Bericht. Es gehe auch um die persönliche Freiheit durch das Gleichgewicht zwischen Wahlmöglichkeit, Bequemlichkeit und Kontrolle. Abschließend sprechen die Autoren der Studie die folgenden Empfehlungen aus: - die RFID-Nutzer müssen wissen, was die Besitzer der RFID-Systeme mit ihren Daten tun können und tun dürfen - die RFID-Nutzer sollten in die Entwicklung neuer RFID-Umgebungen mit einbezogen werden - werden persönliche Daten aus verschiedenen RFID-Systemen zusammengeführt, muss klar bleiben, wer für die Bearbeitung dieser Daten verantwortlich ist - Datenschutzrichtlinien und die Konzepte Datenschutz und Informationsselbstbestimmung müssen im Lichte eines immer interaktiver werdenden Umfelds überdacht werden - Regierungen sollten eindeutig Stellung beziehen, ob RFID-Daten für Ermittlungszwecke analysiert werden

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