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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Delfine sprechen in Bildern

Menschen sind seit jeher von den im Wasser ertönenden Klängen der Delfine fasziniert. Nun ist es britischen und amerikanischen Forschern erstmals gelungen, dieses Phänomen durch Erschaffung der ersten hoch aufgelösten Bilder dieser seltsamen und wundervollen Töne zu enträtseln...

Menschen sind seit jeher von den im Wasser ertönenden Klängen der Delfine fasziniert. Nun ist es britischen und amerikanischen Forschern erstmals gelungen, dieses Phänomen durch Erschaffung der ersten hoch aufgelösten Bilder dieser seltsamen und wundervollen Töne zu enträtseln. Sie erreichten diesen Durchbruch mit der Hilfe eines CymaScope, eines neuartigen Geräts, das detaillierte Strukturen innerhalb von Klängen aufzeigt. Das Forscherteam konnte unter Nutzung von hoch aufgelösten Audioaufnahmen der Meeressäuger die Klangarchitektur bildhaft beurteilen. Wie der britische Akustikingenieur John Stuart Reid und der das Projekt leitende US-amerikanische Delfinforscher Jack Kassewitz mitteilten, seien die bildlich dargestellten Töne als "Cymaglyphen" bekannt. Den Forschern zufolge könnten Cymaglyphen die Grundlage eines Wörterbuchs der Delfinsprache bilden, da jedes "delfinische Bildwort" durch ein anderes Muster dargestellt wird. Im Lauf der Jahre haben sich die meisten Forscher auf die Theorie geeinigt, dass bestimmte, von Delfinen erzeugte Klänge eine Sprache darstellen könnten, es die Komplexität der Töne aber sehr erschwert, sie zu analysieren. Frühere Versuche, die von Walen und Delfinen hervorgebrachten Geräusche darzustellen, resultierten in relativ einfachen grafischen Darstellungen, die Frequenz und Amplitude anzeigten. Das CymaScope erfasse die tatsächlichen Klangschwingungen eingebettet in die natürliche Umgebung der Delfine, wie das Team erläuterte, wodurch es erstmals gelang, komplexe visuelle Details der Delfinklänge erfolgreich sichtbar zu machen. Die Walforscher setzen nun voraus, dass Delfine "die Fähigkeit entwickelt haben, dimensionale Informationen aus ihrem echolotähnlichen Schallstrahl zu entnehmen". Dem Team zufolge macht das CymaScope die dimensionalen Strukturen innerhalb eines Klangs sichtbar. Jack Kassewitz, der auch das Projekt SpeakDolphin.com in Florida, USA, leitet, sagte: "Es gibt starke Beweise dafür, dass Delfine mithilfe von Tönen 'sehen' können, fast so, wie wir Menschen Ultraschall verwenden, um Ungeborene im Mutterleib zu sehen. Das CymaScope eröffnet uns einen ersten Einblick in das, was Delfine anhand der von ihnen erzeugten Töne 'sehen' könnten". John Stuart Reid erklärte, dass sich die Töne, nicht wie bislang meist angenommen in Wellen, sondern in sich ausdehnenden holografischen Blasen und Strahlen ausbreiten. "Wenn Klangblasen oder -strahlen auf eine Membran treffen, werden die Tonschwingungen auf deren Oberfläche abgebildet und bilden eine Cymaglyphe, ein wiederholbares Energiemuster", so die Forscher. "Im CymaScope wird die Oberflächenspannung des Wassers als Membran verwendet, da Wasser schnell reagiert und in der Lage ist, komplizierte Strukturen innerhalb der Klangform darzustellen. Diese feinen Details können dann mit einer Kamera eingefangen werden." Aus den Ergebnissen kann man schlussfolgern, dass die Cymaglyphenmuster sogar jenen Mustern ähneln, die die Delfine selbst erkennen, wenn sie ihren eigenen reflektierten Schallstrahlen und die Schallstrahlen anderer Delfine wahrnehmen. "Die Vorgehensweise hat Ähnlichkeiten mit der Entzifferung der ägyptischen Hieroglyphen", so Reid. Er fügte hinzu: "Jean-Francois Champollion und Thomas Young verwendeten den Rosetta-Stein als fundamentales Wörterbuch, das schließlich die Entzifferung der ägyptischen Sprache ermöglichte." "Die mit dem CymaScope erzeugten Cymaglyphen sind mit den Hieroglyphen des Steins von Rosetta vergleichbar. Jetzt, da wir die Zirp-, Klick- und Pfeiflaute der Delfine in Cymaglyphen umwandeln können, steht uns ein wichtiges Werkzeug zur Verfügung, um auch ihre Bedeutung enträtseln zu können." Aufgrund dieser neuen Entwicklung wird, wie Jack Kassewitz mitteilte, eine ganze Reihe von Experimenten durchgeführt, um Töne von Delfinen zielgerichtet auf eine Reihe von Objekten aufzuzeichnen. "Delfine können komplexe Töne weit oberhalb des menschlichen Hörbereichs von sich geben", so Kassewitz weiter. "Die jüngsten Fortschritte bei Hochfrequenz-Aufnahmetechniken ermöglichen es uns, die Töne der Delfine detaillierter als je zuvor zu erfassen."

Länder

Vereinigtes Königreich

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