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Inhalt archiviert am 2024-04-17

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Ein maßvolles EU-Forschungsprogramm

Metrologie ist die Wissenschaft vom Messen und ihre Anwendung, und sie hat auf unzählige Arten Einfluss auf unser Leben. Heute arbeiten die Metrologen Europas zusammen im Europäischen Metrologieforschungsprogramm (EMRP), das zu 50% durch das Siebte Rahmenprogramm (RP7) der EU ...

Metrologie ist die Wissenschaft vom Messen und ihre Anwendung, und sie hat auf unzählige Arten Einfluss auf unser Leben. Heute arbeiten die Metrologen Europas zusammen im Europäischen Metrologieforschungsprogramm (EMRP), das zu 50% durch das Siebte Rahmenprogramm (RP7) der EU finanziert wird. Über das EMRP gehen sie die großen Herausforderungen an, mit denen sich die Welt auf unterschiedlichen Gebieten konfrontiert sieht, wie z.B. Umwelt, Energie und Gesundheit. Nach Ansicht des Vorsitzenden von EMRP Dr. Jörn Stenger von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Deutschland, dreht sich bei der Metrologie alles um "gute, zuverlässige und korrekte Messungen". Darüber hinaus müssen Messungen auf der ganzen Welt und zu unterschiedlichen Zeitpunkten miteinander vergleichbar sein. "Metrologie betrifft alle Bereiche unseres Lebens", führt Dr. Stenger aus. Wenn wir zum Beispiel für ein CT (Computertomographie) ins Krankenhaus gehen, verdanken wir es der Metrologie, dass wir sicher sein können, dass die Strahlendosis, die wir erhalten, für die Untersuchung ausreicht und sich dennoch im sicheren Bereich bewegt. Ähnlich verhält es sich, wenn unterschiedliche Autoteile von unterschiedlichen Unternehmen in unterschiedlichen Ländern zusammengesetzt werden; hier sorgt die Metrologie dafür, dass im Montagewerk alle Teile zusammenpassen. Nationale Metrologieinstitute gibt es in ganz Europa und sie blicken auf eine lange Geschichte der internationalen Zusammenarbeit zurück, da die gegenseitige Anerkennung von Standards und Maßen über Grenzen hinweg wesentlich ist. Jahrelang war diese Zusammenarbeit weitgehend informeller Natur. Das änderte sich jedoch, als die Institute erkannten, was Dr. Stenger ein "metrologisches Dilemma" nennt. Kurz gesagt führten Fortschritte in der Technologie dazu, dass die Forschungen immer teurer wurden, während die Budgets der nationalen Metrologieinstitute bestenfalls unverändert blieben und im schlechtesten Fall sanken. Da primäre Messnormen an der Spitze der Technologie stehen müssen, um die Bedürfnisse aller Interessensgruppen zu erfüllen, ist die Metrologie sehr forschungsintensiv. "Wir kamen zu dem Schluss, dass uns nur ein gemeinsames Angehen der Metrologieforschung aus diesem Dilemma helfen könne", beschreibt Dr. Stenger gegenüber CORDIS Nachrichten, wie der Keim des EMRP entstand. Die Gruppe erhielt EU-Mittel für ein Projekt namens IMERA ("Implementing metrology in the European research area"). Mithilfe dieses unter "ERA-NET" finanzierten Projekts konnte die europäische Metrologiegemeinschaft ein gemeinsames, koordiniertes Forschungsprogramm formulieren und die zur Durchführung notwendigen Vorgehensweisen und Strukturen festlegen. Nachdem das erste IMERA-Projekt beendet war, arbeiteten die Metrologen über das ERA-NET-Plus-Projekt der EU weiter. Während dieses Zeitraums veröffentlichte die Gruppe Ausschreibungen in vier Schlüsselbereichen: Gesundheit, das internationale Einheitensystem, Elektromagnetismus und dimensionale industrielle Anwendungen. Im Bereich des internationalen Einheitensystems finanzierte Projekte beschäftigen sich mit der Messung von Konstanten der Natur zur Neudefinierung von Einheiten wie Kilogramm oder Kelvin. Aufgabe des medizinischen Projekts ist es unter anderem zu gewährleisten, dass diagnostische Tests so präzise und verlässlich sind, dass ein Arzt vertrauensvoll entscheiden kann, ob eine Behandlung notwendig ist oder nicht. Das Thema Dimensionen beinhaltet alles, vom Nanopartikel bis hin zur Messung größerer Distanzen, z.B. bei der Herstellung eines Flugzeugs, wo alle Bauteile exakt bemessen sein müssen. Die Elektrizitätsprojekte schließlich behandeln unterschiedliche Themen wie die sichere Dosis elektromagnetischer Strahlung. Im Jahre 2009 erhielt das EMRP Artikel-169/185-Status, wodurch die Zukunft des gemeinsamen Forschungsprogramms der teilnehmenden Mitgliedstaaten und der Europäischen Union für weitere sieben Jahre gesichert ist. Artikel-185-Initiativen (vormals Artikel-169-Initiativen) zielen darauf ab, dass die Länder ihre nationalen Forschungsprogramme stärker in ein einziges europäisches Programm integrieren. Inzwischen hat das EMRP bereits einen erheblichen Einfluss auf den Europäischen Forschungsraum (ERA), und rund 50% der Metrologieforschung und -entwicklung, die in Ländern stattfindet, die daran teilnehmen, werden durch das EMRP durchgeführt. "Das EMRP ist nicht irgendein nettes, zusätzliches Programm, sondern es hat tatsächlich Auswirkungen auf die Kernmission unserer Institutionen", betont Dr. Stenger. Das EMRP weckt auch das Interesse über die Grenzen Europas hinaus; unter den Ländern, die sich besonders für die Arbeit des EMRP interessieren, sind Australien, Japan, Südkorea, Taiwan und die Vereinigten Staaten. Darüber hinaus sind mehrere Forscher von außerhalb Europas in EMRP-finanzierte Projekte involviert. In Hinblick auf die Zukunft hat es sich das EMRP zum Ziel gesetzt, die "großen Herausforderungen", mit denen sich die Welt heutzutage konfrontiert sieht, anzugehen; zu diesem Zweck bittet es Interessengruppen in einer Reihe von Sektoren, u.a. Energie, Umwelt und Gesundheit, um ein Feedback über für ihren Sektor spezifische Metrologieprobleme. "Unsere Gemeinschaft ist davon überzeugt, dass wir da ein sehr erfolgreiches Forschungsprogramm in die Wege geleitet haben - alles läuft glatt und IMERA+ produziert bereits Artikel und Resultate", fügt er hinzu. Laut Dr. Stenger liegt der Schlüssel zum Erfolg des EMRP in der Tatsache, dass sich die nationalen Institute untereinander bereits kennen und einander vertrauen und dass sie alle ein gemeinsames, für die europäische Gemeinschaft fundamentales Ziel verfolgen. "Und das ist die Grundlage von allem", betont er.

Länder

Deutschland

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