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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Finnische Forscher entwickeln Multi-User-Mikroskop

Finnische Forscher haben ein innovatives Mikroskop entwickelt, das über Hand- und Fingerbewegungen auf einem riesigen Touchscreen gesteuert wird. Das "Multitouch Microscope" ist das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen Forschern des Institute for Molecular Medicine Finland (...

Finnische Forscher haben ein innovatives Mikroskop entwickelt, das über Hand- und Fingerbewegungen auf einem riesigen Touchscreen gesteuert wird. Das "Multitouch Microscope" ist das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen Forschern des Institute for Molecular Medicine Finland (FIMM) und dem finnischen Unternehmen Multitouch Ltd., das sich auf die Herstellung von professionellen Sensorbildschirmen und Softwareplattformen für Multi-User-Umgebungen spezialisiert hat. Das Mikroskop funktioniert wie ein riesiger interaktiver Touchscreen und kann von mehreren Anwendern gleichzeitig genutzt werden. Damit eröffnet es neue Möglichkeiten für Lehre und Forschung. "Die enorme Bildschirmgröße von mindestens 46 Zoll läßt an ein überdimensioniertes iPad denken", bemerkt der Forscher Johan Lundin, einer der Entwickler des Mikroskops. "Die in der Testphase gesammelten Erfahrungen in Bezug auf die Qualität der Bildbetrachtung erinnern an eine Kombination aus Google Maps und der Benutzerschnittstelle aus dem Film 'Minority Report'". Die bisherigen Anwendererfahrungen weisen auf eine vollkommen neue Arbeitsweise in der Mikroskopie hin. Durch einfaches Berühren eines riesigen, tischartigen oder an der Wand befestigten Bildschirms kann der Benutzer die Darstellung des vergrößerten Objekts wie bei einem herkömmlichen Mikroskop durch Navigieren und Zoomen verändern. Die sensorischen Steuerung erlaubt allerdings einen Übergang von der natürlichen Größe des Objekts bis zu dessen 1.000-facher Vergrößerung, bei der Zellen und sogar subzelluläre Strukturen zu erkennen sind. Die Funktionsweise des Mikroskops beruht auf der Digitalisierung der Objekte mithilfe eines Mikroskopscanners und der Speicherung der Bilddaten auf einem Server. Für die Darstellung auf dem Bildschirm werden diese Daten dann kontinuierlich über das Internet vom Server gelesen. Dabei können Einzelbilder bis zu einer Größe von 200 Gigabyte dargestellt werden. Man hofft, dass die bessere Zugänglichkeit der Abbildung mehr Studierende dazu ermutigt, sich mit Mikroskopie zu befassen. Nach Ansicht der Entwickler wird die Multitouch-Funktion des Mikroskops die Lehrmethoden in der Mikroskopie revolutionieren, da eine Gruppe von Studierenden mit dem Dozenten gemeinsam am Bildschirm das gleiche Objekt betrachten und untersuchen kann und sich so die Qualität des Lernprozesses verbessert. "Das Multitouch-Mikroskop verleiht interaktivem Lehren eine neue Dimension. Die Lernkurve verläuft im Vergleich zu herkömmlicher Mikroskopie - die für Studierende eine beträchtliche Herausforderung darstellen kann - äußerst steil", erläutert Lundin. Er weist außerdem darauf hin, dass das Mikroskop eine wichtige Rolle bei wissenschaftlichen Sitzungen spielen wird bzw. in "Situationen, in denen eine Gruppe von Benutzern auf die gleichzeitige Betrachtung einer mikroskopischen Probe angewiesen ist, wenn beispielsweise bei der Beurteilung einer neuen Krankheit oder eines seltenen Phänomens Konsens erzielt werden muss." Das Multitouch-Mikroskop knüpft an eine weitere erfolgreiche finnische Innovation an: internet-basierte virtuelle Mikroskopie, auch als "WebMicroscope" bezeichnet, die vor einigen Jahren von Forschern der Universität Helsinki und der Universität Tampere entwickelt wurde. WebMicroscope wurde von den Studierenden positiv aufgenommen und wird an mehr als zehn europäischen Universitäten und in vielen Ländern zur Qualitätssicherung in Labors eingesetzt. Bei virtueller Mikroskopie wird von einer Probe auf einem Objektträger aus Glas eine digitale Kopie erstellt. Ein virtuelles Abbild kann aus bis zu 50.000 digitalen Einzelbildern bestehen, die mosaikartig die gesamte Probe in hoher Vergrößerung darstellen. Das digitale Mosaik kann über das Internet mithilfe eines normalen Webbrowsers aufgerufen werden, und der Benutzer kann, wie bei herkömmlicher Mikroskopie, beliebige Bereiche oder Vergrößerungsstufen wählen. Das Institute for Molecular Medicine Finland (FIMM) ist eine internationale Forschungseinrichtung, deren Schwerpunkt im Brückenschlag zwischen wissenschaftlicher Forschung und medizinischer Anwendung liegt. FIMM erforscht die molekularen Mechanismen von Krankheiten mithilfe der Genomik und der medizinischen Systembiologie mit dem Ziel, einen Beitrag zur Förderung der menschlichen Gesundheit zu leisten. Das Institut arbeitet interdisziplinär und verbindet Wissenschaft von hoher Qualität mit einzigartigen Patienteninformationen und neuesten Technologien.Weitere Informationen hierzu finden Sie unter: Institute for Molecular Medicine Finland (FIMM): http://www.fimm.fi Eine Präsentation des Multitouch-Mikroskops finden Sie unter: http://www.youtube.com/user/multitouchfi?feature=mhum#p/u/12/ihaM3DvyUHE

Länder

Finnland

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