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Media Warfare and the Discourse of Islamic Revival: The Case of the Islamic State (IS)

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Kritischer Diskursansatz zur Nutzung Sozialer Medien durch terroristische Gruppierungen

Soziale Medien sind für gesellschaftliche, religiöse und politische Strömungen verschiedenster Couleur ein wirksames Mittel der Kommunikation und Vernetzung mit jeweiligen Interessengruppen. EU-Forscher untersuchten nun, wie der so genannte Islamische Staat (IS) Online-Plattformen zur Verbreitung seiner Ideologie nutzt.

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Dr. Majid KhosraviNik, Koordinator des Projekts MWDIR, erklärt zunächst: „Der IS hat die neuen Kommunikationsmöglichkeiten des partizipativen Internets geradezu enthusiastisch aufgegriffen und für sich genutzt.“ Dr. KhosraviNik und Dr. Wesam Amer, Marie-Curie-Stipendiat des Projekts, untersuchten die Praktiken von Mitgliedern, Anhängern und Unterstützern des IS in den sozialen Medien. Schwerpunkt waren dabei Online-Kommunikationspraktiken und Muster rhetorischer Propaganda (überlappende Diskurse). Kommunikationsanalyse aus soziologischer Sicht MWDIR arbeitete mit Social Media Critical Discourse Studies (SM-CDS). „CDS liefert Interpretationen und Erklärungen zu Prozessen der Bedeutungsbildung, indem der Materialinhalt sowohl in den digitalen Medien als auch seinen entsprechenden sozialen Kontext eingeordnet wird“, erklärt Dr. KhosraviNik. In einem veröffentlichten Beitrag seines Buches Social Media Critical Discourse Studies erklärt er den Ansatz, der Kommunikation aus soziologischer Perspektive analysiert, und stellt fest: „Durch den Einsatz von SM-CDS konnte das Projekt Muster von Ähnlichkeiten und Unterschieden in der Art und Weise identifizieren, wie der IS sich selbst, seine vermeintlichen Feinde sowie digitale Praktiken für Propaganda und Rekrutierung konstruiert.“ Die Auswertung der Daten enthüllt und erklärt, warum die Kommunikationsstrategien des IS bei einem beachtlichen Teil der muslimischen Jugend Europas und weltweit anschlagen. „Die Untersuchung diskursiver Praktiken hat gezeigt, welche Funktion die diskursive Politik von Selbstdarstellung und Identität allgemein in einer solchen Bewegung hat“, berichtet der Projektkoordinator. Die Studie analysierte auch visuelle Medieninhalte und untersuchte Darstellungs- sowie andere Diskursmodalitäten mit einem visuellen Rahmenmodell. Grundlagen der IS-Strategie Die Forscher von MWDIR präsentieren nun eine Auswahl an Diskursen, die den islamischen Fundamentalismus in zwei Punkten umrahmen. Der erste beschreibt, wie grundlegende Mythen traditioneller religiöser Symbole durch den IS umfunktioniert werden, um eine imaginierte gemeinschaftliche Vergangenheit in einen politisch aufgeladenen und konfliktreichen Kontext zu transferieren. Der zweite Punkt beschreibt die Propagandarhetorik, mit der der IS Menschen aus der EU, dem Nahen Osten, den USA und vielen anderen Regionen anwirbt. „Schwerpunkt im Diskurs des IS ist der Kampf gegen die konstruierte/wahrgenommene Bedrohung ihrer 'heiligsten' Werte. Dieser wird im Kontext einer Konfrontation mit den 'anderen' in einem Prozess angesiedelt, der als 'mimetische Gewalt' bezeichnet werden könnte“, fasst Dr. KhosraviNik zusammen. Beiträge und Leistungen Die Ergebnisse von MWDIR erweitern den Erkenntnisstand darüber, wie der IS soziopolitische und kulturell-religiöse Dimensionen von Konflikten mit den „anderen“ für seine Zwecke missbraucht. Vor diesem Hintergrund unterstreichen Dr. KhosraviNik und Dr. Amer, wie wichtig der Kontext der Nutzung und die Zirkularität von Daten ist. Ursprung ist nicht eine einzelne konzentrierte Quelle, auch existiert keine klare Vorstellung davon, was IS-Material ist oder als solches gelten soll, oder was von Sympathisanten stammt oder nur ein harmloser religiöser Standpunkt ist. Die Projektergebnisse gehen über die themenspezifische Recherche hinaus. „Das Projekt förderte die aktuelle Debatte darüber, wie CDS in der Social-Media-Forschung im Rahmen eines kontextuellen Ansatzes zur Bedeutungsbildung beitragen kann“, erklärt Dr. KhosraviNik. Zudem konnte der Forscher analytische Fähigkeiten sowie Kompetenzen bei der Anwendung von CDS im Social-Media-Diskurs als aufstrebendes und wesentliches Forschungsfeld erweitern. „Das Projekt fördert europäische Exzellenz und Wettbewerbsfähigkeit und verringert die Fragmentierung von Terrorismus in Studien über soziale Medien mit Bezug auf Sprache, Medien und Sicherheit“, schließt er. MWDIR bringt neue Ideen ein und ist ein wichtiger wissenschaftlicher Beitrag zur Erforschung von Social-Media-Praktiken terroristischer Bewegungen.

Schlüsselbegriffe

MWDIR, IS, soziale Medien, kritische Diskursforschung, SM-CDS, terroristische Bewegungen, Kommunikationsanalyse, Islamischer Staat, partizipatives Web

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