CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Modelling the PRocesses leading to Organised crime and TerrOrist Networks

Article Category

Article available in the following languages:

Instrument zur Gesellschaftssimulation ermöglicht fundierte Antiterror-Maßnahmen

Könnte die simulationsgesteuerte Entscheidungsfindung dabei helfen, die von Terrornetzwerken ausgehende Anwerbung zu unterbinden? Genau darauf setzt das Projekt PROTON. Sein „virtueller Gesellschaftssimulator“ kann terroristische Anwerbevorgänge simulieren und Entscheidungsträger dabei unterstützen, den wirksamsten Ansatz zu finden, diese aufzuhalten.

Sicherheit icon Sicherheit

Der sogenannte „islamische Staat“ lehrte uns viel darüber, wie Terrororganisationen heute ihre Mitglieder anwerben: Sie sprechen Einzelgänger an, hauptsächlich durch Propaganda in den sozialen Medien oder auf darauf ausgerichteten Websites. Was aber danach geschieht und wie sich diese Organisationen an Veränderungen anpassen, ist noch ungeklärt. Tatsächlich wurde nur sehr wenig über die Anwerbevorgänge von kriminellen und Terrororganisationen geforscht – obwohl diese Art von Forschung für die Umsetzung wirksamer Gegenmaßnahmen unbedingt erforderlich ist. Das EU-finanzierte Projekt PROTON hatte sich vorgenommen, diese Lücke zu schließen. „Jetzt wissen wir endlich mehr über die verschiedenen Faktoren, die Kriminelle und Terroristen dazu bringen, ihren Organisationen beizutreten, und wir können dieses Phänomen besser verhindern und/oder kontrollieren“, so Ernesto Savona, Direktor von Transcrime und Projektkoordinator von PROTON. Während der vergangenen drei Jahre untersuchte das PROTON-Team die sozialen, psychologischen und wirtschaftlichen Faktoren, die Netzwerke des organisierten Verbrechens und des Terrorismus begünstigen. Es erkannte beispielsweise einen Bedarf an mehr Präventionsmaßnahmen gegen die Segregation im Bildungsbereich in der Kindheit, Ähnlichkeiten bei Rückfällen in Kriminalität und Terrorismus sowie die Auswirkungen von Faktoren wie Hochschulausbildung, stabilen Beschäftigungsverhältnissen, psychischen Erkrankungen und Umfeld.

Einführung von PROTON-S und PROTON Wizard

Mithilfe dieser Informationen entwickelte das Team PROTON-S – einen virtuellen Gesellschaftsgenerator, der eingesetzt werden kann, um die Auswirkungen verschiedener Szenarien auf die Anwerbung für Netzwerke des organisierten Verbrechens und des Terrorismus zu prüfen – und PROTON Wizard, eine Software, die die Ergebnisse aus den Simulationen von PROTON-S einbindet. „PROTON-S berücksichtigt in seinen Simulationen umfeldbedingte, soziale, psychologische und wirtschaftliche Faktoren. Es bildet die Hauptbestandteile einer Gesellschaft wie Individuen, Gruppen und Einrichtungen ab.“ „Es kann Phänomene simulieren, deren Untersuchung in der Praxis schwierig wären, wie die Mafia oder die Anwerbung von Terroristen. Aus all diesen Gründen ist es ein ideales Instrument für Entscheidungsträger, die es zur Prüfung der Wirksamkeit verschiedener Interventionsmaßnahmen gegen die Anwerbungsdynamik von Terror- und Verbrechensnetzwerken nutzen können, bevor diese Maßnahmen auch nur umgesetzt wurden“, erläutert Savona. Eine der hauptsächlichen Stärken von PROTON-S ist seine Fähigkeit, fortgeschrittene soziale Beziehungen und Einflussvorgänge zu simulieren, die für das Treffen einzelner Entscheidungen wesentlich sind. Eine typische Situation wäre eine hitzige Debatte zwischen verschiedenen Akteuren: Nach Ende der Debatte könnten manche Personen in die Versuchung geraten, den ersten Schritt auf dem Weg hin zu einer Radikalisierung zu machen. Dank PROTON-S können diese Personen hinsichtlich nicht krimineller oder familiärer Beziehungen in verschiedene Zusammenhänge gestellt werden. In größerem Umfang können Entscheidungsträger die Eröffnung eines Gemeindezentrums in einem Stadtteil, Informationskampagnen oder eine härtere Repression überprüfen, um die potenziellen Anwerbeversuche von Terroristen zu unterbinden.

Die Bedeutung von Daten aus dem wirklichen Leben

„Unsere Modelle stützen sich auf wirkliche Daten und können groß angelegte Simulationen der Anwerbung ausführen, die zwischen 5 000 und 40 000 Beteiligte umfassen“, so Savona. „Bei unserem Ansatz werden alle Faktoren berücksichtigt, die letzten Endes zu einer Anwerbung führen können, sowie alle Variablen, die diese Vorgänge begünstigen oder aufhalten könnten.“ Der PROTON Wizard ist noch in der Testphase, aber Savona geht davon aus, dass die Ergebnisse in Kürze verfügbar sind. Sollten die Tests erfolgreich verlaufen, wird Entscheidungsträgern und anderen Interessengruppen eine Art Kristallkugel zur Verfügung stehen. Dadurch können sie vorhersehen, welche Maßnahmen die Anwerbevorgänge von Kriminellen und Terroristen wirksam lahmlegen können.

Schlüsselbegriffe

PROTON, virtuelle Gesellschaft, Simulationen, Entscheidungsträger, Terrorismus, Anwerbung, Transcrime

Entdecken Sie Artikel in demselben Anwendungsbereich