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SCENT – Bürgerobservatorien zur aktiven Mitwirkung der Gemeinschaft bei der Hochwasserüberwachung

Durch Bürgerbeteiligung ermöglicht das Projekt SCENT eine kostengünstige Erweiterung der Erdbeobachtungsinfrastruktur der EU – und bereitet damit die Grundlage für eine bessere Entscheidungsfindung in Umweltfragen.

Klimawandel und Umwelt icon Klimawandel und Umwelt

Europa hat erhebliche Investitionen in die Erdbeobachtung geleistet. Über Programme wie Copernicus werden in großem Umfang wichtige Informationen zu den physikalischen, chemischen und biologischen Systemen unseres Planeten gesammelt. Damit diese weltraumgestützten Daten in praktische Lösungen etwa im Bereich des Klimawandels überführt werden können, sind jedoch auch Erkenntnisse zu den Ereignissen vor Ort erforderlich. An diesem Punkt setzen Bürgerobservatorien an – ein Konzept, bei dem Menschen aus der Bevölkerung an der Beobachtung von Umweltveränderungen beteiligt werden. „Mit den Bürgerobservatorien wird ein innovativer Ansatz zur Umweltüberwachung verfolgt. Sie ergänzen bestehende Erdbeobachtungstechnologien durch aktuelle Informationen zu lokalen Ökosystemen“, erläutert Angelos Amditis vom griechischen Institut für Kommunikation und Computersysteme, dem Projektkoordinator von SCENT. Im Rahmen des EU-finanzierte Projekts SCENT wurden eine Reihe von benutzerfreundlichen kooperativen Technologien entwickelt, die Bürgerinnen und Bürger bei der aktiven Mitwirkung an der Umweltüberwachung unterstützen. „Die Teilnehmenden werden auf diese Weise zum ‚Auge‘ der Politik und der lokalen Behörden“, fügt Amditis hinzu.

Grünes Licht für die Bürgerwissenschaft

Am Projekt beteiligte Bürgerinnen und Bürger verwenden bei ihren täglichen Rundgängen die tragbaren Sensoren und Smartphone-Apps von SCENT und können so die Flächennutzung fotografisch dokumentieren. Zudem können sie besondere Vorkommnisse, etwa Verstopfungen im Abwassersystem, festhalten und beispielsweise den Wasserstand und die Bodenfeuchtigkeit messen. „Dies alles beruht auf zwei Technologien: SCENT Explore, einem wettbewerbsorientierten Spiel mit erweiterter Realität, sowie SCENT Measure, einer leicht zu bedienenden Überwachungs-App zur Bodenfeuchtigkeit“, erklärt Amditis. „Diese beiden Komponenten, die sich über Google Play oder den Apple App Store herunterladen lassen, sorgen dafür, dass die Beteiligten Freude an der Datenerhebung haben.“ Alle erhobenen Daten werden hinter den Kulissen aufbereitet. Mithilfe fortgeschrittener Algorithmen des maschinelles Lernens extrahiert das SCENT-Forschungsteam anschließend wertvolle Informationen. Diese werden lokalen Behörden zugänglich gemacht und können dann beispielsweise zur verbesserten Hochwassermodellierung eingesetzt werden.

Bürgerobservatorium in Aktion

Um die wichtige Rolle der von Bürgerinnen und Bürgern generierten Daten bei der Umweltüberwachung zu unterstreichen, wurde im Lauf des Projekts ein Pilotprogramm in der Region Attika in Griechenland durchgeführt. Ausgerüstet mit den Smartphone-Apps und -Sensoren von SCENT begaben sich über 500 wissenschaftlich interessierte Menschen in das Gebiet des Flusses Kifisos, um dort für das Projekt zu fotografieren und zu messen. „Bei der Umweltbeobachtung fallen Bürgerinnen und Bürgern oft Dinge auf, die Fachleute, die sich an standardisierte Richtlinien halten, eher übersehen“, so Eleni Velgaki, Leiterin der Generaldirektion für Entwicklungsplanung, öffentliches Bauwesen und Infrastruktur für die Region Attika. „Dank der aus dieser Initiative hervorgegangenen Daten wurde die Bedeutung des Themas Hochwasser und Überschwemmungen, das für viele lokale Gemeinschaften ein riesiges Problem darstellt, noch einmal besonders hervorgehoben.“ Anhand der Daten werden in der Region nun ein verbessertes Hochwasserüberwachungssystem und neue Schutzmaßnahmen eingeführt. „Die Unterstützung durch SCENT trug maßgeblich zu unseren anhaltenden Anstrengungen zur Umsetzung einer Hochwasserschutzinfrastruktur bei, die ökologisch und wirtschaftlich nachhaltig ist“, merkt Velgaki an. Im Rahmen des SCENT-Projekts fand eine ähnliche Pilotinitiative im Donaudelta in Rumänien statt, wo Überflutungen sich für den Erhalt des Ökosystems als notwendig und nützlich erweisen.

Ein wesentlicher Beitrag

Durch die Förderung der Bürgerwissenschaft leistete das Projekt SCENT einen wichtigen Beitrag zur kostengünstigen Erweiterung der Erdbeobachtungsinfrastruktur der EU und bereitete gleichzeitig die Grundlage für eine bessere Entscheidungsfindung in Umweltfragen. „Wir konnten zeigen, dass durch Bürgerwissenschaft erhobene Daten – vorausgesetzt sie werden richtig angewendet – eine wichtige Rolle für die Umweltüberwachung und die bessere Bekämpfung von Naturkatastrophen spielen“, schlussfolgert Amditis. Zwar endete das Projekt offiziell im Jahr 2019, doch das Konsortium führt die Entwicklung seiner bürgerwissenschaftlichen Instrumente sowie der vier Anwendungen, die in der sogenannten SCENT-Toolbox enthalten sind, weiter fort. Außerdem wird daran gearbeitet, diese Anwendungen in Zukunft für weitere Gemeinschaften verfügbar zu machen.

Schlüsselbegriffe

SCENT, Umweltüberwachung, Umweltbeobachtung, Bürgerwissenschaft, Erdbeobachtung, Copernicus, Klimawandel, erweiterte Realität, Hochwassermodellierung

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