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Erneut Finnland! Ist die jährliche Liste der glücklichsten Länder falsch?

In einer neuen Studie wird angedeutet, dass der World Happiness Report sich möglicherweise auf dem Holzweg befindet.

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Es ist wieder einmal so weit: Der World Happiness Report wurde veröffentlicht. Finnland – Überraschung! – liegt zum siebten Mal in Folge an der Spitze von mehr als 140 Ländern. Genau, sieben Jahre hintereinander. Die jungen und alten Menschen in Finnland – und alle dazwischen – sind weltweit am glücklichsten. An dieser Stelle haben wir im Jahr 2023 die Gründe dargelegt, warum Finnland Jahr für Jahr als glücklichste Nation der Welt gilt.

Glücklich sein oder nicht glücklich sein, ist das hier die Frage?

Ein Forschungsteam unter der Leitung der Universität Lund in Schweden (Platz vier) erklärt nun, warum wir Glück möglicherweise falsch messen. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlicht. Der Bericht basiert auf einer einfachen Frage, mit der das allgemeine Wohlbefinden und die Lebenszufriedenheit bewertet werden. Bei der sogenannten Cantril-Leiter werden die Befragten gebeten, sich eine Leiter vorzustellen, bei der das bestmögliche Leben eine 10 und das schlechteste eine 0 ist. Dann werden sie aufgefordert, ihr eigenes Leben auf dieser Skala von 0 bis 10 zu bewerten. Das Forschungsteam analysierte, wie über 1 500 Erwachsene im Vereinigten Königreich die Frage im Vergleich zu anders formulierten Fragen interpretierten. Die Ergebnisse verdeutlichten, dass die Freiwilligen dadurch mehr über Macht und Reichtum nachdachten. Die Befragten dachten weniger an Macht und Reichtum, als die Forschenden die Cantril-Frage änderten. So wurde beispielsweise „bestmögliches Leben“ durch „harmonischstes Leben“ ersetzt.

Den Glücksmaßstab verändern

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass wir Glück und Wohlbefinden nicht unbedingt so messen, wie wir diese Begriffe in unserem Leben tatsächlich definieren“, erklärt Erstautor August Nilsson, Doktorand an der norwegischen Oslo Metropolitan University, in einer Pressemitteilung. „Dies sollte weiter erforscht werden. Es ist besonders wichtig zu verstehen, wie Menschen Fragen zum Glück interpretieren, denn wie glücklich jemand ist und wie er Glück definiert, kann nicht von einer forschenden Person, sondern nur von den Menschen selbst bestimmt werden.“ Die Autorinnen und Autoren kommen in der wissenschaftlichen Arbeit zu dem Schluss: „Die Cantril-Leiter ist wohl das bekannteste Maß für das Wohlbefinden, aber die Ergebnisse legen eine vorsichtige Interpretation nahe – die Struktur der Cantril-Leiter scheint die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu beeinflussen, sich mit einer eher macht- und wohlstandsorientierten Sichtweise des Wohlbefindens zu befassen.“

Schlüsselbegriffe

Glück, World Happiness Report, Finnland, Cantril-Leiter, Cantril, Wohlbefinden, Lebenszufriedenheit, Macht, Wohlstand