CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Article Category

Nachrichten
Inhalt archiviert am 2023-01-13

Article available in the following languages:

Luftverschmutzung in Räumen stellt laut Studien Gesundheitsgefahr für europäische Bürger dar

Die Ergebnisse von zwei Studien der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS) haben aufgedeckt, dass von der Luftverschmutzung in Innenräumen eine weit größere Gesundheitsgefahr als bisher angenommen ausgeht. In den Projekten EXPOLIS und Macbeth wurden die Ergebnisse einer kürzlich...

Die Ergebnisse von zwei Studien der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS) haben aufgedeckt, dass von der Luftverschmutzung in Innenräumen eine weit größere Gesundheitsgefahr als bisher angenommen ausgeht. In den Projekten EXPOLIS und Macbeth wurden die Ergebnisse einer kürzlich durchgeführten Messaktion in europäischen Städten untersucht, in der die Konzentration gefährlicher Luftschadstoffe in Innenräumen mit Luftschadstoffen im Freien in einer Reihe von europäischen Städten verglichen wurde. Die Ergebnisse weisen sehr hohe Schadstoffkonzentrationen in Wohnhäusern auf, z.B. von Tabakrauch, Asbest und Radon. Im Fall von Benzol sind die allgemeinen Konzentrationen doppelt so hoch wie die Schadstoffkonzentrationen in Städten. Die Studien gehen davon aus, dass die weniger häufige Belüftung in jüngster Zeit, um den Energieverbrauch zu reduzieren, sowie die breite Nutzung neuer Baumaterialien zu neuen chemischen Substanzen führen, die unbekannte Giftstoffe in die Raumluft freisetzen. Diese und weitere Schadstoffe in Wohnungen verursachen nicht nur Asthma und andere mit Allergien zusammenhängende Krankheiten, sondern tragen wahrscheinlich auch erheblich zum Anstieg von Krebserkrankungen in der Bevölkerung bei, so die Studien. EU-Forschungskommissar Philippe Busquin bemerkte zu den Ergebnissen, dass sich die meisten Bürger zwar der Gesundheitsgefahren der Luftverschmutzung im Freien bewusst seien, jedoch nicht der Gefahren, die die Luftverschmutzung in Räumen darstellen kann. "Verkehr und Smog sind natürlich Hauptursachen von Verschmutzung und wir untersuchen und analysieren ihre Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Doch leider folgen uns Rauch und chemische Substanzen auch manchmal hinter verschlossene Türen zu Hause, im Büro, in Restaurants und Kneipen. Unter bestimmten Bedingungen sind wir sogar zu Hause auf dem Sofa einer Gefahr ausgesetzt, nicht nur wenn wir im Berufsverkehr durch die Innenstadt radeln", so der Kommissar. In Anbetracht dessen, dass die Europäer bis zu 90 Prozent ihres Lebens in geschlossenen Räumen verbringen, sind diese Ergebnisse bedenklich. "Wir verbessern daher unsere Überwachung der Luftverschmutzung in Räumen und unsere Reaktionsmöglichkeiten und ermutigen politische Entscheidungsträger und öffentliche Behörden in ganz Europa, diese Probleme anzugehen und eine konsistente und effektive Strategie zur Lösung des Problems zu entwickeln", erklärte Busquin. Ein wichtiges Element des Überwachungssystems für die Luftverschmutzung in Räumen in Europa ist die INDOORTRON-Umweltkammer der GFS in Ispra. Dort entwickelt die Kommission derzeit ausgefeilte Analysemethoden, um die Luftverschmutzung in Räumen auszuwerten. Bei dieser Kammer handelt es sich um eine stark kontrollierte Umgebung, in der die Luftzusammensetzung ohne Einflüsse aus der Umgebungsatmosphäre genau gemessen und angepasst werden kann. Dies ermöglicht es Forschern, Szenarien von Luftverschmutzung in Räumen zu untersuchen, wie z.B. den Anstrich von Innenräumen und die Verwendung von anderen Verbraucherprodukten, die potenzielle Auswirkungen auf die Gesundheit der europäischen Bürger haben. Es wurden in der Kammer auch Tests durchgeführt, um Tabakrauch in der Umgebungsluft und die Auswirkungen verschiedener Belüftungszeiten von Räumen auf die Konzentration von Tabakbestandteilen in der Luft zu untersuchen. Die vorläufigen Ergebnisse dieser Tests weisen darauf hin, dass die Belüftung nicht dazu beiträgt, Tabakbestandteile zu verteilen. Dadurch lässt sich folgern, dass eine intensivere Belüftung von Gebäuden und Wohnungen die Qualität der Innenraumluft nicht verbessert. Um klarere und zuverlässigere Daten zu liefern sowie die Aktionen im Bereich der Luftverschmutzung in Räumen zu harmonisieren, richtet die GFS ein neues Netzwerk für europäische Wissenschaftler in diesem Bereich ein. Das INDEX-Netzwerk soll dazu beitragen, Prioritäten festzulegen und die Notwendigkeit einer EU-weiten Strategie und eines Aktionsplans zu bewerten.