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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Europäische Kommission will Zugang zu wissenschaftlichen Informationen verbessern

Die Europäische Kommission hat eine Mitteilung veröffentlicht, in der Maßnahmen skizziert werden, die sie auf europäischer Ebene ergreifen möchte, um den Zugang zu und die Verbreitung von wissenschaftlichen Informationen zu intensivieren und zu verbessern. Ziel dieser Mittei...

Die Europäische Kommission hat eine Mitteilung veröffentlicht, in der Maßnahmen skizziert werden, die sie auf europäischer Ebene ergreifen möchte, um den Zugang zu und die Verbreitung von wissenschaftlichen Informationen zu intensivieren und zu verbessern. Ziel dieser Mitteilung, so die Kommission, sei es nicht, Open Access und digitale Bewahrung vorzuschreiben, sondern beste Verfahren zu fördern und eine politische Debatte über diese Themen anzustoßen. Fortschritte in der digitalen Technologie haben das wissenschaftliche Verlagswesen in den letzten Jahren grundlegend verändert. Allein das Internet hat den sofortigen Zugang zu Forschungsergebnissen ermöglicht. Aufgrund seiner Allgegenwärtigkeit gewährleistet es, dass wissenschaftliche Informationen ein wesentlich breiteres Publikum erreichen. Schätzungen zufolge sind heute rund 90 Prozent aller wissenschaftlichen Fachzeitschriften online erhältlich. Das Papier der Kommission unterstreicht die positiven Auswirkungen der digitalen Revolution auf das wissenschaftliche Verlagswesen. Es argumentiert, dass eine weitere Beschleunigung des Zugangs zu und der Verbreitung von Forschungsergebnissen die Innovation beschleunigen und die Wettbewerbsfähigkeit Europas steigern würde. Darüber hinaus würde die Duplikation von Forschungsanstrengungen verhindert werden. Obgleich technologische Fortschritte zu besserem Zugang zu und einer stärkeren Verbreitung wissenschaftlicher Informationen beigetragen haben, so haben doch jüngste Trends, wie Open Access-Veröffentlichungen, diverse organisatorische, rechtliche, technische und finanzielle Fragen aufgeworfen. Open Access bedeutet, dass die Autoren von wissenschaftlichen Veröffentlichungen den kostenlosen Zugang zu ihren Publikationen gewähren und die Nutzung ihrer Ergebnisse erlauben. Wissenschaftler, Bibliothekare und Geberorganisationen plädieren für eine weitere Förderung dieses Trends, da durch Open Access das breitestmögliche Publikum für Forschungsergebnisse erreicht und somit der potenzielle Nutzen der Forschung gesteigert wird. Die Verlage dagegen fürchten, dass die eigene Hinterlegung der Artikel in offenen Repositorien den Peer Review-Prozess unterminiert und das Einkommen der Verlage gefährdet. Einige Verleger experimentieren daher mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen, zum Beispiel dem sogenannten Author Pays-Modell, das den Lesern offenen Online-Zugang ermöglicht. Dieses Modell wälzt die Kosten für die Veröffentlichung vom Leser auf den Autor ab. Diese Umschichtung, so die Kommission, könnte vorübergehend zu zusätzlichen Kosten und zu einer Lücke in der Verfügbarkeit von wissenschaftlichen Informationen führen. Die Entstehung von immer mehr Repositorien, in denen nicht nur Artikel hinterlegt werden, die bereits Gegenstand eines Peer Review waren, sondern auch Doktorarbeiten und Forschungsergebnisse enthalten sind, wirft zahlreiche Fragen auf, zum Beispiel wer die Dokumente hinterlegt und wie die Qualität des Inhalts gewährleistet wird. Die Open Access-Bewegung birgt auch rechtliche und urheberrechtliche Probleme sowie Fragen bezüglich der Auswirkungen auf die Bibliotheksetats. Obwohl die europäischen Forschungsbudgets insgesamt gewachsen sind, wird nur ein Prozent der Mittel auf die Verbreitung der Ergebnisse aufgewendet. Die Mitteilung der Kommission möchte diese Situation von der europäischen Ebene ausgehend ansprechen. Die Kommission, so heißt es in dem Dokument, werde Maßnahmen ergreifen, um einen besseren Zugang zu Veröffentlichungen zu fördern, die im Rahmen von Forschungsprojekten unter dem Siebten Rahmenprogramm (RP7) entstanden sind. So werden laut Mitteilung durch "Veröffentlichungen entstehende Projektkosten, einschließlich Open-Access-Veröffentlichungen, als förderfähig angesehen". Weiterhin ist vorgesehen, innerhalb spezifischer Programme, wie jener, die vom Europäischen Forschungsrat verwaltet werden, spezifische Leitlinien herauszugeben, die die Veröffentlichung von Artikeln in offenen Repositorien nach einer Sperrfrist regeln. Das würde auf Sektorebene geschehen, um den Besonderheiten der unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen Rechnung tragen zu können. "Das ist der Beginn eines Prozesses", sagte Horst Forster, Direktor für digitale Inhalte der Generaldirektion Informationsgesellschaft und Medien der Europäischen Kommission, der die Maßnahmen am 16. Februar in Brüssel gemeinsam mit Jean-Michel Baer von der Generaldirektion Forschung vorstellte. Die Kommission wird "Open Access nicht vorschreiben", betonte er gegenüber CORDIS-Nachrichten. Vielmehr wolle man Experimente der Verlage mit neuen Geschäftsmodellen unterstützen, die den Zugang zu und die Verbreitung von wissenschaftlichen Informationen verbessern, sowie beste Verfahren fördern. Die Mitteilung der Kommission unterstreicht auch die Probleme im Zusammenhang mit der Bewahrung wissenschaftlicher Informationen. Obgleich es nationale Initiativen gebe, bestünden derzeit keine klaren EU-weiten Strategien in Bezug auf die langfristige Bewahrung und Nutzbarkeit wissenschaftlicher digitaler Informationen. Um dies zu ändern, werde die Kommission über die nächsten zwei Jahre 50 Mio. EUR für den Ausbau der Infrastrukturen, insbesondere der digitalen Repositorien, zur Verfügung stellen. Davon werden etwa 25 Mio. EUR in die digitale Bewahrung und in kollaborative Tools fließen, während 10 Mio. EUR für die Verbesserung des Zugangs zu und die Nutzung von wissenschaftlichen Informationen über das eContentplus-Programm vorgesehen sind. Und schließlich, so die Kommission, werde sie weitere Diskussionen innerhalb der EU-Institutionen und unter den Stakeholdern über die angesprochenen Themen anregen.

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