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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Entschlüsselung genetischer Grundlagen für Augenfarbe

EU-finanzierte Forscher entdeckten neue Gene, die über die Augenfarbe eines Menschen mitentscheiden. Dabei gäbe es nach Meinung der Forschergruppe neben den üblichen Kategorien blau, grün und braun noch sehr viel mehr Farbnuancen und Variationen. Die neuen Erkenntnisse könnten...

EU-finanzierte Forscher entdeckten neue Gene, die über die Augenfarbe eines Menschen mitentscheiden. Dabei gäbe es nach Meinung der Forschergruppe neben den üblichen Kategorien blau, grün und braun noch sehr viel mehr Farbnuancen und Variationen. Die neuen Erkenntnisse könnten vor allem für die Forensik von Interesse sein, um am Ort eines Verbrechens quasi das "Gesicht" eines Straftäters genetisch zu rekonstruieren. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse der Studie im Fachblatt PLoS (Public Library of Science) Genetics. Unter Leitung des Medizinischen Zentrums der Erasmus-Universität Rotterdam in den Niederlanden ermittelten die Forscher drei neue Genloci (Genregionen auf einem Chromosom), die für die Ausbildung all der natürlichen und bei jedem Menschen unterschiedlichen Farbfacetten zuständig sind. Anhand der Analysen dieser drei Genorte (LYST, 17q25.3 und TTC3/DSCR9) kann man nun umfassendere und genauere Aussagen über die Gene treffen, die den Ausschlag für die menschliche Augenfarbe geben. Dank der neuen Erkenntnisse der Forschergruppe lassen sich mit den nunmehr bekannten Genregionen mehr als die Hälfte aller Farbvariationen erklären, die die Augenfarbe ausmachen. Zwar war das Gen LYST auch schon vor der Studie bei Mäusen und Rindern als Faktor für die Pigmentierung identifiziert worden, bei den anderen beiden Genen hingegen hatte man bislang keinen Bezug zur Augenfarbe hergestellt. In der Zusammenfassung der Studie heißt es daher: "Unser quantitatives Vorhersagemodell kann mehr als 50 Prozent der Farbvariationen erklären - der höchste bisher erreichte Wert bei genetisch komplexen, quantitativen menschlichen Merkmalen, was künftig auch in der Forensik genutzt werden könnte." Dies ist die erste genomweite Studie, die an 6.000 Niederländern (und in einer Wiederholung der Studie an 3.500 Einwohnern in Australien und dem Vereinigten Königreich) quantitative Merkmale zur menschlichen Augenfarbe untersuchte. Bei dem neuen Ansatz wurde das gesamte Augenfarbenspektrum, d.h. Farbton und Sättigungsgrad, in hochauflösenden digitalen Augenfotos bestimmt. Der Ansatz war so erfolgreich, dass die Forscher diese Phänotypisierungsmethode empfahlen, um nach Genen für komplexe menschliche Merkmale zu suchen, da sie ausgesprochen kostengünstig, mobil und zeitsparend ist. Erst diese Phänotypisierungsstrategie offenbarte bei der Augenfarbenvariation den stufenlosen Übergang von einer Farbnuance zur nächsten in einem Spektrum vom hellsten Blau bis zum dunkelsten Braun bzw. Schwarz. Für die Forscher ergibt sich hieraus eine um vieles differenziertere Farbgebung als bei den bisher verwendeten Kategorien Blau, Grün und Braun. Dr. Manfred Kayser vom Medizinischen Zentrum der Erasmus Universität weist auf das enorme Potenzial der Forschungsergebnisse für kriminaltechnische und forensische Analysen hin, und zwar, wenn "aus dem DNA-Material an Tatorten das Aussehen unbekannter Personen rekonstruiert werden soll." Neben Forschern verschiedener Institute des Medizinischen Zentrums der Erasmus-Universität waren am Projekt Arbeitsgruppen der Universität Köln, Deutschland, des King's College London, Vereinigtes Königreich, und des Queensland Institute of Medical Research und der University of Western Australia, Australien, beteiligt. Die Forschungsarbeit wurde durch die Projekte GEFOS (Genetic factors for osteoporosis) und ENGAGE (European network for genetic and genomic epidemiology) unterstützt, die mit insgesamt 15 Millionen EUR unter dem Themenbereich Gesundheit des Siebten Rahmenprogramms (RP7) gefördert wurden. Ihren Beitrag zur aktuellen Studie leisteten zudem das mit 3,17 Millionen EUR unter dem Sechsten Rahmenprogramm (RP6) geförderte Marie-Curie-Forschungsausbildungsnetzwerk MY EUROPIA (European training in myopia research) und das Projekt GENOMEUTWIN (Studies of European volunteer twins to identify genes underlying common diseases), gefördert durch das Programm "Lebensqualität und Management lebender Ressourcen" des Fünften Rahmenprogramms (RP5).

Länder

Australien, Deutschland, Niederlande, Vereinigtes Königreich

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