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Aggression: Ganz normale Sache für Kinder, die Gewalt ausgesetzt sind

Ein internationales Team von Wissenschaftlern kann mit neuen Forschungsergebnissen aufwarten, denen zufolge Kinder, je mehr sie Gewalt im Leben ausgesetzt sind, dies für eine um so normalere Sache halten. Die im Fachjournal Social Psychological and Personality Science veröffen...

Ein internationales Team von Wissenschaftlern kann mit neuen Forschungsergebnissen aufwarten, denen zufolge Kinder, je mehr sie Gewalt im Leben ausgesetzt sind, dies für eine um so normalere Sache halten. Die im Fachjournal Social Psychological and Personality Science veröffentlichte Studie stellt außerdem fest, dass zusätzlich zu dieser Normalisierung Kinder, die gewalttätiges Verhalten normal finden, auch eher selbst gewalttätig werden. Das Forscherteam aus Deutschland, den Niederlanden, Spanien und den USA zog diese Schlussfolgerungen nach der Auswertung von Fragebögen, die 777 spanische Kindern im Alter von 8 bis 12 Jahren ausgefüllt hatten. Die Kinder wurden gebeten, zwei Fragebögen im Abstand von sechs Monaten zu dem Thema auszufüllen, auf welche Weise sie Gewalt ausgesetzt sind. Dies ermöglichte den Forschern zu beobachten, ob bei ihnen - wenn sie denn Zeugen oder Opfer von Gewalt waren - ein halbes Jahr später die Aggressivität zugenommen oder abgenommen hatte. Die Resultate zeigen, dass Kinder, die im ersten Fragebogen geantwortet hatten, dass sie Zeugen von Gewalttätigkeiten sein mussten, laut dem zweiten Fragebogen aggressiver geworden waren. Dieser Effekt trat mit Verzögerung auf: Je mehr Zeit seit der Konfrontation mit Gewalt verstrichen war, desto aggressiver wurden die Kinder. Für die Opfer von Gewalt waren die gleichen Ergebnisse zu beobachten. Kinder, die während der ersten Phase der Untersuchung zu Opfern wurden, traten sechs Monate später mit größerer Wahrscheinlichkeit aggressiv auf. Viele frühere Studien haben aufgezeigt, wie Gewalttätigkeiten ausgesetzte Kinder dazu neigen zu glauben, dass Gewalt eine akzeptable Art der Lösung von Konflikten mit anderen sei und dass es ein wirksames Mittel sei, um zu bekommen, was man will. Diese Forschungsarbeiten weichen voneinander ab, da man zuerst untersuchen muss, ob normangebende Überzeugungen zu Aggression den Zusammenhang zwischen Exposition gegenüber Gewalt über mehrere Kontexte hinweg - häusliches Umfeld, Schule, Nachbarschaft und Fernsehen und zukünftige Aggression - beeinflussen. "Gewalt ausgesetzt zu sein kann außerdem unabhängig davon, ob es zu Hause, in der Schule oder in der virtuellen Welt des Fernsehens stattfindet, und unabhängig davon, ob die betreffende Person Zeuge oder Opfer ist, Aggression verstärken", betont Dr. Izaskun Orue von der Universität Deusto in Spanien, Forschungsleiterin der Studie. "Menschen, die immerzu Gewalt ausgesetzt sind, glauben mit der Zeit, dass aggressives Verhalten ein normaler Weg ist, um Konflikte zu lösen und das zu bekommen, was man im Leben erreichen will. Diese Überzeugung senkt die Hemmschwelle in Bezug auf Aggression anderen gegenüber." Die Kinder kamen aus sieben zufällig ausgewählten Schulen in Biskaya, Spanien. Die Resultate der Forscher zeigten außerdem, dass variable Faktoren wie die Art der Schule (öffentlich oder privat), die soziale Klasse oder das Geschlecht nur wenig Einfluss auf die Ergebnisse hatten. Die Schlussfolgerungen aus dieser Studie bestehen darin, dass Kinder, die Opfer von Gewalt sind, höchstwahrscheinlich später selbst zu Tätern werden. Und auch bei denjenigen, die in jungen Jahren Gewalt miterleben müssen, ist ein späteres aggressives Verhalten wahrscheinlich - unabhängig davon, ob sie zu Hause, in der Schule, in der Nachbarschaft oder über die Medien zu Zeugen dieser Gewalt werden. Die Forscher kommen zu folgendem Schluss: Wird Aggressivität als normales Verhalten betrachtet, so werden die Hemmungen gegenüber aggressivem Verhalten reduziert. Diesen normativen Überzeugungen zu Aggression entgegenzuwirken, wird als mögliche zukünftige Richtung der Interventionsforschung aufgezeigt. Durch eine Erziehung der Kinder, die beinhaltet, dass Aggression nicht normal oder akzeptabel ist, werde die Botschaft durch verschiedene Generationen hindurch weitergegeben, dass Gewalt niemals das richtige Mittel zum Zweck sein kann.Weitere Informationen unter: University of Deusto, Spanien: http://www.deusto.es/ Social Psychological and Personality Science http://spp.sagepub.com/

Länder

Deutschland, Spanien, Niederlande, Vereinigte Staaten