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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Globale Erwärmung begünstigt Parasitenwachstum in Fischen

Der Klimawandel betrifft weltweit eine Vielzahl von Lebewesen, darunter auch Fische. Einer neuen Studie aus dem Vereinigten Königreich zufolge wirken sich Parasiteninfektionen verheerend auf die Reproduktionsrate von Fischen aus, da Parasiten bei den höheren Temperaturen vier ...

Der Klimawandel betrifft weltweit eine Vielzahl von Lebewesen, darunter auch Fische. Einer neuen Studie aus dem Vereinigten Königreich zufolge wirken sich Parasiteninfektionen verheerend auf die Reproduktionsrate von Fischen aus, da Parasiten bei den höheren Temperaturen vier Mal so schnell wachsen. Die im Fachblatt Global Change Biology vorgestellten Erkenntnisse verdeutlichen wieder einmal den verhängnisvollen Einfluss der globalen Erwärmung auf das empfindliche Gleichgewicht zwischen Parasit und Wirt und damit auch auf Fischpopulationen. Forscher vom Institut für Biologie der Universität Leicester fanden zudem heraus, dass sich Fische anders verhalten, sobald sie mit dem Parasiten infiziert sind. Wahrscheinlich ist es auf die Manipulation durch den Parasiten zurückzuführen, dass die Fische dann wärmere Gewässer aufsuchen und ihre Wachstumsrate damit deutlich sinkt. Der Parasit hingegen gedeiht besser in wärmeren Gefilden. "Wie wir beobachten konnten, war die Präferenz, in wärmere Gewässer zu schwimmen, bei den Fischen um so höher, je größer die Würmer waren, mit denen sie infiziert waren. So kann vermutet werden, dass der Parasit das Verhalten des Fisches manipuliert, um seine eigene Reproduktionsrate zu maximieren", so Dr. Iain Barber vom Institut für Biologie der Universität Leicester, der die Studie zusammen mit Doktorandin Vicki Macnab durchführte. Zu den Ergebnissen äußert Vicki Macnab: "Die Studie zeigt, wie dramatisch sich die steigenden Temperaturen auf die Wachstumsraten von Parasiten in Fischen auswirken. Die Größe der Würmer ist indirekt proportional mit der Reproduktionsrate der Fische, wenn die Temperaturen also weiter steigen, wird die Populationsdichte der Fische darunter leiden. Zudem fanden wir heraus, dass der Parasit offenbar das Verhalten des infizierten Fischs steuert, damit dieser Gewässer mit höheren Temperaturen aufsucht. Damit wäre ein positiver Rückkoppelungsmechanismus gegeben, was das Problem der Erderwärmung noch verstärkt. Die Studie legt nahe, dass mit der Erwärmung auch das empfindliche Gleichgewicht zwischen Parasit und Wirt gestört wird, was ganze Fischpopulationen in Mitleidenschaft ziehen kann." Den beiden Forschern zufolge wuchsen unter Laborbedingungen die Parasitenwürmer in infizierten Stichlingen bei einer Temperatur von 20°C viermal schneller als bei einer Temperatur von 15°C. Die Fische hingegen wuchsen im wärmeren Wasser langsamer. Wie die Forscher vermuten, können sich Fischparasiten mit den höheren Temperaturen besser anfreunden als ihre Wirtsfische. "Diese Ergebnisse sind hochrelevant, da die Größe der Parasiten sich auch auf die Infektionsgefahr für fischfressende Vogelarten wie Königsfischer und Reiher - den nächsten Wirten im Lebenszyklus des Parasiten - und damit auf die Menge der Eier auswirkt, die der Parasit erzeugen kann", so Dr. Barber. "Größere Larven im Fisch wachsen im Vogel zu größeren Würmern heran, die mehr Eier legen können. Nach der achtwöchigen Studie waren alle Würmer, die bei 20°C aufwuchsen, in der Lage, fischfressende Vögel zu infizieren. Die Würmer aus dem kälteren Wasser hingegen hatten nicht die nötige Größe erreicht, um sich zu vermehren." In einer Folgestudie hatten die Autoren beobachtet, dass die mit größeren Würmern befallenen Fische wärmere Gewässer bevorzugten. Die Ergebnisse der Studie zeigen damit, dass der Parasit das Verhalten seines Wirtes offenbar so beeinflusst, dass er einen evolutionären Vorteil hat und seine Wachstumsrate optimal beschleunigen kann. Dies liefert einen ersten Eindruck zu den Auswirkungen, die die globale Erwärmung auf das empfindliche Gleichgewicht zwischen Parasiten und Wirt haben könnte.Weitere Informationen finden Sie unter: University of Leicester: http://www2.le.ac.uk/ Global Change Biology: http://www.wiley.com/bw/journal.asp?ref=1354-1013

Länder

Vereinigtes Königreich