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Wissenschaftler bohren sich ihren Weg durch Klimadaten der Vergangenheit

Die Rekonstruktion des Klimas der Antarktis der vergangenen 20 Millionen Jahre ist das Ziel eines internationalen Wissenschaftlerteams, das sich durch 1.000 Meter Sedimente auf dem Meeresgrund der Antarktis bohrt. Die 50 Forscher aus Deutschland, Italien, den USA und Neuse...

Die Rekonstruktion des Klimas der Antarktis der vergangenen 20 Millionen Jahre ist das Ziel eines internationalen Wissenschaftlerteams, das sich durch 1.000 Meter Sedimente auf dem Meeresgrund der Antarktis bohrt. Die 50 Forscher aus Deutschland, Italien, den USA und Neuseeland beteiligen sich am Forschungsprojekt ANDRILL (Antarctic Geological Drilling, Geologisches Bohren in der Antarktis), das sich mit klimatischen Veränderungen in der Antarktis im Laufe der Zeit und mit den Folgen dieser Veränderungen auf das Schelfeis der Polarregion beschäftigt. Die Forscher erhoffen sich durch die gewonnenen Erkenntnisse über die Reaktionen des Schelfeises auf Wärmeperioden in der Vergangenheit auch abschätzen zu können, wie die Klimaveränderung sich auf das bestehende Schelfeis auswirken wird. Diese Frage ist wichtig. Wenn das Schelfeis schmilzt, fließt das Landeis schneller ins Meer ab und taut auf. Dadurch steigt der Wasserspiegel. "Im vergangenen Jahr haben wir unter dem Ross-Schelfeis einen 1.285 Meter langen Sedimentkern erbohrt", sagte Gerhard Kuhn vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung und Projektteilnehmer. "Nun möchten wir noch weitere fünf Millionen Jahre zurückgehen und einen Zeitraum erkunden, in dem das Klima noch wärmer war." Die Bohrung auf schwimmendem Eis ist eine große technische Herausforderung. Das acht Meter starke Eis kann das Gewicht des Bohrturms nicht tragen. Deshalb haben Taucher unter dem Eis große Auftriebskörper aufgeblasen. Da der arktische Sommer außerdem immer näher rückt, wird das Eis dünner und bis Anfang Dezember muss das Bohrcamp wieder abgebaut werden. Aber angesichts der erwarteten Ergebnisse lohnt es sich, diese Probleme zu überwinden. In den Sedimentschichten sind viele Informationen über das Klima der Region enthalten, die Millionen Jahre zurückreichen. Die Sedimentkerne sollen auch Informationen darüber liefern, wie weit das Schelfeis einst ins Meer gereicht hat. Sollten Steine in den Sedimenten gefunden werden, müssen sie über das Landeis aus dem antarktischen Festland transportiert worden sein. Das bedeutet, dass die Region zu jenem Zeitpunkt von Eis bedeckt war. ANDRILL hat auch eine starke Bildungskomponente. Neun Lehrer aus den am Projekt beteiligten Ländern arbeiten an der Bohrstelle zusammen mit den Wissenschaftlern. "Langfristig möchte ich Lehrer dazu ermuntern, die Polargebiete stärker in ihren Unterricht zu integrieren", sagte Dr. Rainer Lehmann, ein deutscher Geologielehrer, der sich an dem Projekt beteiligt. "Die Eiskappen der Erde sind einzigartige Lebensräume und Klimaarchive, die sich zurzeit stark verändern. Ihre Bedeutung auch für unser Leben hier in Europa sollte in Zukunft viel stärker in die Lehrpläne integriert werden."

Länder

Antarktis, Deutschland, Italien, Neuseeland, Vereinigte Staaten

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