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Multi-use affordable standardised floating Space@Sea

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Schwimmende Inseln als Arbeits- und Wohnumfeld

Große, künstliche, schwimmende Inseln stellen möglicherweise eine günstigere, nachhaltigere und flexiblere Lösung dar, als neues Land durch Polder oder Geländeauffüllung zu gewinnen. Angesichts des zunehmenden Bedarfs an Offshore-Aktivitäten und der Expansion von Küstengebieten stellt das Projekt Space@Sea (Multi-use affordable standardised floating Space@Sea) neue Designs und Technologien bereit, die solche Projekte ermöglichen.

Lebensmittel und natürliche Ressourcen icon Lebensmittel und natürliche Ressourcen
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Es könnte schon bald zur Normalität gehören, dass europäische Menschen auf dem Wasser leben. Wir meinen damit nicht Boote, sondern riesige schwimmende Plattformen, auf denen Häuser stehen. Falls Sie immer noch Zweifel haben, überzeigen Sie diese drei Datenpunkte vielleicht: Die Bevölkerung Europas wächst und wird bald 450 Millionen Menschen erreichen, es ist zu erwarten, dass die Verstädterung im Jahr 2050 einen Wert von 83,7 % erreicht, und 40 % des Bruttoinlandprodukts Europas werden in Küstenregionen erwirtschaftet. Gleichzeitig haben Offshore-Aktivitäten bereits seit einiger Zeit im wahrsten Sinne des Wortes Rückenwind. „Die Windenergieernte ist auf See effizienter als an Land, da dort der Wind konstanter weht. Und auch allgemein wird das Meer mehr und mehr als eine Quelle von Nahrungsmitteln und Werkstoffen gesehen. Wenn wir die Trends des Bevölkerungswachstums, die Zuwanderung in Städte und Küstenregionen, den steigenden Meeresspiegel und die erhöhten Aktivitäten auf dem Meer gemeinsam betrachten, wird klar, dass wir Lösungen für mehr ‚Raum zur See‘ brauchen“, so Maarten Flikkema, der Projektkoordinator von Space@Sea (Multi-use affordable standardised floating Space@Sea) im Namen von MARIN.

Mehrzwecklösungen

Space@Sea zielt darauf ab, schwimmende Mehrzweckinseln mit geringen Auswirkungen auf die Umwelt bereitzustellen, diese in kleinem Maßstab zu demonstrieren und Geschäftsszenarien für zwei europäische Regionen auszuwerten. Das Konsortium erhofft sich, dass es bis zum Ende der Projektlaufzeit eine Logistikdrehscheibe in der Nordsee und einen Energieumschlagplatz im Mittelmeer validieren können wird. Beide Einrichtungen sollen Aquakultur-Anlagen und Wohnraum umfassen. Darüber hinaus hat das Projekt die Erschaffung einer schwimmenden Insel, im Schwarzen Meer, die ausschließlich als Logistikdrehscheibe genutzt werden sollte, in Betracht gezogen. Frühere Projekte hatten sich bereits mit Mehrzweck-Geschäftsszenarien für schwimmende Inseln befasst. Space@Sea geht jedoch einen Schritt weiter, indem es sich auf Kosteneinsparungen, Nachhaltigkeit und die Entwicklung technischer Lösungen bezüglich der Inselform, der Art des Schwimmkörpers und der Verankerung konzentriert. Flikkema merkt dazu an: „Aufgrund mangelnder Verordnungen und Governance gibt es bislang keine technischen Lösungen für groß angelegte schwimmende Inseln. Sämtliche Aktivitäten zur See beschränken sich auf Schiffe, kleine Plattformen und neue Landmassen, die durch Polder oder Geländeauffüllung erzeugt werden. Letztere Methode, für die die Niederlande berühmt sind, hat zwei bedeutende Nachteile: Sie ist irreversibel, mit erheblichen Auswirkungen auf die Umwelt verbunden und sie ist technisch und wirtschaftlich nur bis zu einer Wassertiefe von ungefähr 25 Metern umsetzbar.“ Diese Einschränkungen schließen ihre Anwendung im Schwarzen Meer sofort aus, wo die rumänische Hafenstadt Constanța auf der Suche nach einer Lösung für eine modulare Insel ist, um darauf fortlaufende Entwicklungs- und Expansionsprojekte durchführen zu können. Zu diesen Projekten zählen: eine Erweiterung der Stadtfläche um ungefähr 150 Hektar durch eine künstliche Insel, die Entwicklung eines Flüssigerdgas-Terminals, um den wachsenden Energiebedarf zu decken, die Entwicklung einer Windfarm und eines Windkraftwerks und eine Erweiterung des Lastkahnterminals. Das Projekt steht nun kurz vor seiner Vollendung und konnte erfolgreich drei Kerndesigns demonstrieren. Beim ersten handelt es sich um ein Design mit einem einfachen rechteckigen Schwimmkörper mit den Seitenlängen 45 oder 95 Meter. Das zweite ist ein Verankerungssystem für die modulare Plattform, das sich flexibel und effizient an die Verankerungsanforderungen der Plattform anpasst. Beim letzten Design geht es um eine Betriebs- und Wartungsplattform für schwimmende Windkraftanlagen. Die Arbeits- und Wohnquartiere der zweistöckigen Plattform bieten Raum für etwa 32 Personen. Es sollte dadurch möglich sein, auf der Plattform Ersatzteile und Brennstoffreserven zu lagern und gleichzeitig die Kosten für Transfers per Schiff oder Hubschrauber zu senken. Das rumänische Partnerunternehmen ICEPRONAV Engineering trug durch Ingenieurarbeit zur Gestaltung des Schwimmkörpers und seinen Anwendungen bei. „Die Philosophie von Space@Sea besteht darin, dass ein gutes Leben gute Arbeit nach sich zieht. Da angenehme Lebensbedingungen für effektive Arbeitsaktivitäten unerlässlich sind, werden unsere Plattformen mehr Arbeitskräfte anziehen und diese sogar dazu anregen, ihre Familien zu einem Offshore-Leben einzuladen. Wir erwarten, dass die schwimmende Insel mit der Zeit wachsen wird und folglich weitere Einrichtungen erforderlich sein werden“, erklärt Flikkema. „Ebenso könnte es dazu kommen, dass Städte wachsen müssen, aber dafür keinen Raum im Landesinneren haben. Die natürliche Lösung besteht dann darin, das Meer für sich einzunehmen.“ Flikkema ist der Meinung, dass der Energieumschlagplatz auf kurze Sicht das größte Potenzial zur weiteren Offshore-Anwendung hat. Er wird als Beschleuniger für die Entwicklung schwimmender Inseln dienen. Andere Anwendungen wie für Wohnraum, Freizeitaktivitäten, Logistikdienstleistungen und Aquakultur sollten schnell folgen. „Wir werden unsere Arbeit mit der Ausarbeitung eines Strategieplans für die Bereitstellung schwimmender Inseln abschließen“, fügt er hinzu. „Da nun eine technische Lösung existiert, können weitere Gespräche über Verordnungen und Governance eingeleitet werden.“

Schlüsselbegriffe

Space@Sea, schwimmende Insel, Schwarzes Meer, Windkraft, Aquakultur, Logistikdrehscheibe, Schwimmkörper

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